„Sie haben das Beste daraus gemacht.“ Nachdem Mitte Juli heftige Regenfälle die Gemeindegärten überschwemmt hatten, blühen die Gemüsegärten in Gambia wieder!
Eigentlich wollten wir schon viel früher ein Update aus den Gemüsegärten des Baddibu-Distrikts in Gambia geben. Doch Projektleiter Momodou war außer Gefecht gesetzt.
Heftige Regenfälle, die schwersten seit vielen Jahren, hatten Mitte Juli über Nacht 80 Prozent der Anpflanzungen hinweggeschwemmt. Zäune wurden zerstört, die Beete komplett überflutet und eingeebnet. In Jumansar mussten drei Haushalte evakuiert werden. Ein dramatischer Rückschlag, denn die Dorfbewohner hatten gerade erst etwas Neues gewagt. Um die Hotels rechtzeitig zur Touristensaison mit dem gewünschten Gemüse beliefern zu können, haben sie das beste Saatgut besorgt und zum ersten Mal außerhalb der gewöhnlichen Anbauphasen Gemüse angepflanzt. War jetzt alle Mühe umsonst? Sie berieten sich, wie sie das Beste aus dem Desaster machen könnten. Momodou zog Erkundigungen aus anderen Gärten und Trainingscentern ein, in der Hoffnung, den Zeitplan doch noch einhalten zu können. Dann hatte Momodou einen schlimmen Motorradunfall und fiel mehrere Wochen aus.
Auf sich alleine gestellt
Gambia hat fünf staatliche Krankenhäuser, zwei an der Küste, drei im Inland in den Städten Farafenni, Bansang und Bwiam. Doch nicht immer findet sich dort ein ausgebildeter Arzt. Die Ärzte kommen in Intervallen aus Kuba, aus Indien oder Pakistan. Während ihrer meist kurzen Besuchszeit bieten sie kostenlose medizinische Versorgung und kleinere Operationen an. Als Momodou mit seinen Verletzungen ins Krankenhaus nach Farafenni kam, gab es nur eine Krankenschwester, die notdürftig seine Wunden versorgte. Einen Arzt oder Antibiotikum gab es nicht – hieß es jedenfalls. „Es ist ein völlig desolater Zustand hier in der Klinik“, schrieb uns Momodou.
Die Wunden entzündeten sich, anstatt zu heilen verschlimmerte sich sein Zustand. Momodou musste nach Dakar, ins benachbarte Senegal, um dort professionell versorgt zu werden. Wer das Geld für die Behandlung nicht aufbringen kann, ist einer Blutvergiftung ausgeliefert, im besten Fall unterbunden durch eine Amputation.
Unter diesen erschwerten Bedingungen war Momodou für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt, die Gärtnerinnen und Gärtner standen nun alleine da.
„Sie haben das Beste daraus gemacht“
Nach einem langwierigen, schmerzhaften Heilungsprozess war Momodou vor einer Woche erstmals wieder in den Gemeindegärten von Chamen, Dutabullu, Jumansar und Kalataba. Skeptisch, fast besorgt, trat er seine Erkundungsfahrt an. Schließlich konnte er sie, die Dorfbewohner, auf dem so mutig neu eingeschlagenen Weg nicht begleiten.
Doch auf Momodou wartete eine Überraschung. Die Gärten waren wieder bepflanzt!

In Jumansar haben sie Reis angebaut.

In Chamen wachsen Bittertomaten

Im Dorf Kalataba reifen Melonen heran

Allen Widrigkeiten zum Trotz: Gärtnerinnen ziehen die verbliebenen Tomatenpflanzen groß
Entgegen der klimatischen Widrigkeiten hatten die Gärtnerinnen und Gärtner entschlossen nicht aufzugeben. Sie ergriffen Eigeninitiative und pflanzten Reis, Bittertomaten, Kürbis, Melonen, Cassava und Chili an und zogen die wenigen verbliebenen Tomaten groß. Zurückzufallen in alte traditionelle Anbaumuster war für sie keine Option. „Sie haben das Beste daraus gemacht“, berichtet Momodou mit Erleichterung und Stolz. Die Hotels werden sie zwar jetzt nicht mehr rechtzeitig beliefern können, doch durch ihre schnelle Initiative werden sie ihr Gemüse zu guten Preisen auf dem lokalen Markt verkaufen können – zu einer Zeit, in der frische Ware noch nicht verfügbar ist.
Ende des Monats werden wir nach Gambia reisen und gemeinsam alle notwendigen Anpassungen besprechen. Auch denken wir über Möglichkeiten der Aufforstung und des Anbaus in Gewächshäusern nach, um auf extreme Wettersituationen wie diesen Sommer besser gewappnet zu sein. Wir freuen uns auf den Besuch. Dann werden wir ausführlicher berichten.