Zwischen Hoffnung und Enttäuschung

Viele Faktoren determinieren den Erfolg oder Misserfolg im Ackerbau. Unser Chereponi Farming Projekt bekam dies in der Saison 2021 schmerzlich zu spüren. Eine Analyse.

Wir starteten hoffnungsvoll ins Jahr 2021. Die Ergebnisse eines Pilotprojekts im Jahr 2020 und der Umfang vielschichtiger Maßnahmen ließ uns eine sehr gute Ernte erwarten. Wir wollten die Ertragswerte von 0,9 Tonnen für Mais/ha und 0,8 Tonnen Soja/ha des Jahres 2020 deutlich erhöhen. Mutig visierten wir 1,5 Tonnen Mais und 1,4 Tonnen Soja an. Die Ernüchterung kam, nachdem jedes Korn gedroschen und die Erntemengen aufgelistet waren: 0,9 Tonnen Mais/ha und 0,425 Tonnen Soja/ha. Niederschmetternd.
Wir möchten das enttäuschende Ergebnis aufarbeiten, um Handlungsempfehlungen für die Saison 2022 festzuschreiben.

Faktor Gerät: ein Traktor der Marke John Deere, Modell 6100 B, sollte unsere Zugmaschine sein und die Hauptleistung der Feldbettbereitung durchführen. Miettraktoren waren nur unterstützend vorgesehen. Allerdings machte uns die Doppelkupplung bereits nach kurzem Einsatz Schwierigkeiten, der Traktor fiel mehrfach für mehrere Tage aus. Zusätzliche Miettraktoren waren nötig, deren Unzuverlässigkeit und deren Gebühren uns große Sorgen bereiteten. Die Scheibenegge mit Nachläufer wurde anstatt im April im November geliefert, da war kein Einsatz mehr vonnöten. Es blieb uns nur unzureichendes Ersatzgerät zu mieten. Auch eine Dreschmaschine kam zu spät und musste mit einer teuren Dienstleistung substituiert werden.

Juni 2021 – erwartungsvolle Teilnehmende des Chereponi Farming Projekts; ©Sabab Lou

Faktor Zeit: All die vorgenannten Punkte trugen zu einer erheblichen Verzögerung im Arbeitsablauf bei. Die späte Einsaat verschob Wachstums- und Reifephase, wir begannen uns Sorgen zu machen. Nur zu gerne hielten wir am guten Aufgang des Saatguts fest, hofften auf die positiven Einflüsse weiterer Determinanten. Und das Engagement der beteiligten Farmerinnen und Farmer war bemerkenswert.

Faktor Klima: Mit dem üblichen, sogenannten Frühlingsregen im April wollten wir mit der Feldbettbereitung beginnen, um zeitgerecht einsäen zu können. Der Frühlingsregen blieb im Norden Ghanas aus, der eigentliche Regen kam Ende Mai. Selbst mit mehreren Miettraktoren war die Verspätung nicht mehr aufzufangen, was sich in der Reifephase dramatisch auswirken sollte. Eine knapp dreiwöchige Trockenperiode Ende September/Anfang Oktober verhinderte die Fruchtbildung. Lediglich die zuerst präparierten Felder konnten Schoten ausbilden und hatten ´nur´ mit geringer Körnermenge zu kämpfen.

Faktor Dünger: Den Kalk und den organischen Dünger für die regenerative Bodenaufbereitung hatten wir rechtzeitig eingebracht. Als die mineralischen Dünger gekauft werden mussten, kam es zu landesweiten Engpässen. NPK, ein bekannter Mehrfachdünger war nur noch in geringer Menge auf dem ghanaischen Markt verfügbar, und dies zu 85% gestiegenem Preis. Teilweise konnten wir den Ausfall mit Ammonium, einem reinen Stickstoffdünger kompensieren, limitiert durch Angebot und in die Höhe schnellende Preise. TSP, ein Phosphordünger, nahezu unerlässlich im Sojaanbau, war überhaupt nicht erhältlich. Weltweite Lieferengpässe, bedingt durch die Corona Pandemie.

Faktor Einsatz: Einige wenige Farmer haben nicht den notwendigen Einsatz auf den Feldern gezeigt oder konnten den Verpflichtungen nicht nachkommen. Hier müssen wir präziser hinschauen. Die Gruppe der Farmerinnen und Farmer haben schon kundgetan, dass Faulenzer ausgeschlossen werden sollten. Das wird die Projektleitung auch tun.

Einige der vorstehend genannten Faktoren sind beeinflussbar, so haben wir in diesem Jahr das richtige Gerät zur richtigen Zeit und wir können planvoller vorgehen. Auch haben wir die Gruppe geringfügig reduziert auf 320 einsatzfreudige Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Gesamtanbaufläche beabsichtigen wir von 430ha auf 260ha zu begrenzen, mit je 160 Felder Mais und 160 Felder Soja.

Was wir nicht beeinflussen können sind das Klima und die Welthandelslage. Letzteres werden wir mit vermehrter Anstrengung im Kompostieren und dem Einsatz von mehr organischem Dünger aufzufangen versuchen.

November 2021 – die Maisernte wird gedroschen; ©Sabab Lou

November 2021 – vorbildlich eingearbeitete Erntereste; ©Sabab Lou

Einen Hoffnungsschimmer möchten wir neben der beschriebenen, fast tragischen Faktenlage nicht unerwähnt lassen. Viele, viele Farmer in der Nordost Region Ghanas hatten nicht das Glück im Chereponi Farming Projekt Teilnahme zu finden. Für sie war die Saison 2021 nahezu ein Totalausfall. Mit Neid blickten sie auf unser bescheidenes Ernteergebnis, welches wir durch großen Einsatz und viele organisch-regenerative Maßnahmen erzielen konnten, aller Widrigkeiten zum Trotz.

Aber wo ist ein Einkommen von umgerechnet 283 Euro pro Farmerfamilie angesiedelt? Hoffnung? Enttäuschung? Die brutale Wirklichkeit bedeutet: 0,78 Euro pro mehrköpfige Familie pro Tag. Laut Weltbank wird „absolute Armut“ mit 1,90 US$ Person/Tag beziffert.

Gemeinsam mit dem Projektleiter Akor Munkaila und seinem Team werden wir in diesem Jahr alle Anstrengungen unternehmen, um eine nachhaltig reiche Ernte zu erhalten und die Lebensbedingungen der armen Landbevölkerung zu verbessern. Wir fangen mal mit dem Hoffen an.

Wir brauchen Ihre Unterstützung!

 

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