Zurück zu den Wurzeln?

In unserem Ghanaischen Projekt bemühen wir uns um eine Umstellung auf regenerative Landwirtschaft, doch lässt sich damit eine Einkommenssteigerung erreichen?

Um die durch jahrelange Verwendung von Kunstdünger ausgelaugten Böden wieder ertragreicher zu machen, versuchen wir mit Kalk und erheblichen Mengen an organischem Dünger die Felder auf einen ausgeglicheneren Nährstoffgehalt zu bringen. Zudem sollen Maßnahmen wie die Einarbeitung der Erntereste den Humusaufbau fördern. Es wird ein jahrelanger Umstellungsprozess werden.
Die Saison 2022 startet alsbald und wir sehen uns einer Neuberechnung von Dünge-, Saatgut- und Transportkosten gegenüber. Wir sprechen von Preissteigerungen von über 300 Prozent! Das lässt sich mit Mehreinnahmen durch gestiegene Erzeugerpreise nicht auffangen. Bei wohlwollenden Schätzungen der diesjährigen Ernteeinnahmen läge das Durchschnittseinkommen einer mehrköpfigen Farmerfamilie im nordghanaischen Nansoni bei 1,23 Euro/Tag. Laut Weltbank wird „absolute Armut“ mit 1,90 US$ Person/Tag beziffert, wir berichteten: Zwischen Hoffnung und Enttäuschung.

Wir werden Maßnahmen umstellen müssen, um Ernährungssicherheit in dieser Region zu erreichen. Die Frage ist nur: wie erreichen wir eine größere Produktivität? Verschlingen nicht die Kosten aufwändiger Feldbearbeitung die Erlöse im Getreideanbau; verschlingen nicht die Kosten für Dünger die erhofften Gewinne?

Leider ja. Solange multinationale Konzerne die Preise für Agrarerzeugnisse diktieren, solange arme Staaten ihre Bäuerinnen und Bauern nicht mit ausreichenden Subventionen unterstützen können, solange wird sich die Armutsspirale verschärfen. Und doch ist die Landwirtschaft ihre Haupteinkommensquelle. Gibt es da noch einen Ausweg?

Sojafeld, August 2021

Gemeinsam mit 160 Farmerfamilien versuchen wir die Abhängigkeit von Düngern zu reduzieren und setzen auf umfassende Kompostwirtschaft. Eigentlich eine natürliche, kostengünstige Maßnahme im Nährstoffkreislauf, fast verloren gegangen in der extensiven Anwendung von Stickstoffdüngern.

Strittig ist die Frage, ob nicht auch die technisierte Landwirtschaft Erlöse minimiert. Die ständig steigenden Dieselpreise in Ghana machen jede Produktivitätssteigerung schier zunichte. Also zurück zu traditioneller Landwirtschaft mit Tier und Handpflug? So sehr die Böden eine manuelle Bearbeitung danken würden, so kann eine Rückkehr zu einer althergebrachten ganzheitlichen Landwirtschaft nicht die neue Verheißung sein!

Aber was wäre die Lösung?

Sojaernte, November 2021

Alleine das Einsparen von Fertigdüngern und deren Transportkosten würden die Einnahmen pro Farmerfamilie auf 1,68 Euro/Tag erhöhen. Der Zusammenschluss zu einer Kooperative vermag die notwendigen Dienstleistungen effizient und kostengünstig zu koordinieren; ebenso tragen vorausschauende Lagerhaltung und gemeinschaftlicher Verkauf zu größeren Gewinnen bei. Deshalb werden wir die Kooperative „Farming Development Organization“ stärken.

Die Verknüpfung von modernen landwirtschaftlichen Maßnahmen mit den Wurzeln einer regenerativen Landwirtschaft könnte die Macht der Agrarkonzerne und die Abhängigkeit von ihnen deutlich reduzieren. Wenngleich das Diktat der Weltmarktpreise keine Gerechtigkeit birgt.

Unterstützen Sie uns darin die Lebensverhältnisse der vernachlässigten Landbevölkerung im Nordosten Ghanas zu verbessern.

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