Vergangene Woche berichtete ich von Infragestellung und unsicherer Zurückhaltung in der EZ. Nun gibt Frankreich ein beherztes Statement ab, von dem ich hoffe, dass andere Länder, und eben auch Deutschland den Mut beweisen, desgleichen zu tun.
Frankreich unterstützt die Neue Allianz für Ernährungssicherheit und Ernährung, die New Alliance for Food Security and Nutrition, NAFSN, nicht mehr. Begründung: mulitnationale Konzerne wie Cargill, Monsanto, etc. sind die eigentlichen Profiteure, NICHT die Kleinbauern. Im Gegensatz zu Frankreich scheint Deutschland nach wie vor die Augen vor dieser Tatsache zu verschließen. Wie war das letzte Woche nochmal mit den sehr persönlichen Beweggründen?
Auch wir merken in unseren Projektregionen die zunehmende Einflussnahme von Agrar-Initiativen, welche propagieren der Produktivitätssteigerung dienen zu wollen, die aber vor allem Saatgut, Dünger, Pestizide und vereinnahmendes Training offerieren. Wir müssen förmlich mit Händen und Füssen für unseren ökologisch-ganzheitlichen Ansatz kämpfen.
Wer will noch kompostieren, wenn doch alles von alleine wächst? Die Erde reduziert auf den Halt für die Pflanzen. Das Saatgut als Selbstversorger.
Aber lesen Sie zu diesem Thema vielleicht doch erst den nachfolgenden Artikel.
Wieder einmal hat euractiv.de einen sehr empfehlenswerten und aufschlussreichen Artikel herausgebracht. Die Journalisten Ama Lorenz und Cécile Barbière haben gewohnt gut recherchiert für ihren Bericht: Frankreich tritt aus umstrittenen Agrar-Projekt für Afrika aus.
„Aus Sicht vieler zivilgesellschaftlicher Akteure bringen die Projekte der Allianz deutlich mehr Wert für die internationalen Unternehmen als für die vielen Kleinbauern und ihre Familien in Afrika.“
behaupten die beiden Journalisten in ihrer Eingangs-Aussage. Was als Modell einer intensivierten Landwirtschaft proklamiert wird, hat nicht den Bedürfnissen der Kleinbauern entsprochen. Und auch Deutschland hat mit dem mit 10 Millionen Euro geförderten AGRA-Projekt, Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika, vornehmlich den Einsatz von künstlichem Dünger gefördert. Die Vorgabe von Ernährungssicherheit als Rechtfertigung.
„Die Bundesregierung müsse den Forderungen der Kleinbauern nach Nahrungsmittelsouveränität entsprechen, das Menschenrecht auf Nahrung durchsetzen sowie eine umwelt- und klimafreundliche Landwirtschaft fördern, verlangen deutsche NGOs.“
– so das deutliche Resümee der Autoren.
Ebenso beherzt zeigt sich ein lesenswerter Artikel der liberalen Fraktion mit dem Titel „Für intelligente Entwicklungszusammenarbeit und Hilfe zur Selbsthilfe“ auf liberal.de.
Auch hier der deutliche Verweis auf eine endlich andere Entwicklungspolitik. Michael Link, Sprecher der FDP-Fraktion für Europapolitik meint
„Die Politik müsse weg von der Entwicklungshilfe alter Art hin zu echter Entwicklungszusammenarbeit. „Dafür braucht es zweierlei: Eine gewählte, politische Führerschaft vor Ort, die sich nicht selbst bereichern will“, erläutert Link. In der Vergangenheit hätten Deutschland und Frankreich zu lange diktatorische Machthaber in Afrika unterstützt und sich ein gutes Gewissen erkauft, kritisiert er. Darüber hinaus brauche es eine internationale Gebergemeinschaft, „die nicht nur sagt: Viel hilft viel“, stellt Link klar. „Sondern die intelligent eingreift und Hilfe zur Selbsthilfe leistet, und die Umsetzung der geförderten Maßnahmen auch strikt kontrolliert.“
Sie mögen sich Ihre Meinung bilden.
Dazu passend ein weiterer deutlicher, empfehlenswerter Bericht in der Wirtschaftswoche. Die Freytags-Frage „Passt die westliche Entwicklungspolitik noch in unsere Zeit?“, befasst sich in sehr konstruktiver Weise mit möglichen Lösungsansätzen für eine veränderte Entwicklungszusammenarbeit. Zusammengefasst:
„Es wird Zeit, sich von einem paternalistischen Bild der EZ zu verabschieden. Die Menschen in Entwicklungsländern brauchen keine überlegenen Westler mehr, die ihnen die Welt erklären und anschließend in der Business Class nach Hause fliegen. Sie brauchen Partner, mit denen sie Geschäfte machen und Arbeitsplätze schaffen können. Und wir brauchen Zukunftsmärkte, auf denen wir weiterhin gute Geschäfte machen können – zum beiderseitigen Vorteil.“
Und auch unsere Kommunikationsexpertin braucht mal Ferien. In KW11 melden wir uns wieder mit hoffentlich vielen interessanten und lesenswerten ´gesammelten (Medien-) Werken.
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