SABAB LOU WOCHENSCHAU: 06. – 14.08.2018

Trotz einer beschämend unprofessionellen Debatte und vereinfachten Medienberichterstattung über Fluchtursachen und deren Bekämpfung, gibt es zwei sehr differenzierte Beiträge, die es zu empfehlen gilt.

Einige Wochen Schreib-Pause sind vergangen – der Pflege eines ernsthaft erkrankten Familienmitglieds geschuldet. Doch neben der zeitlichen Einschränkung, fand ich auch die Debatten um Fluchtursachen und deren Bekämpfung beschämend unprofessionell.

Der Aktionismus gipfelte in der unsäglichen Ankündigung von Entwicklungsminister Müller, dass nun afrikanische Staaten ihre Güter zollfrei auf die europäischen Märkte bringen dürfen. Diese, wie eine hart erarbeitete Errungenschaft seines Einsatzes dargestellte Meldung ist nicht nur falsch, sondern birgt vor allem unfassbaren Hohn. Kein Wort über subventionierte europäische Exportgüter, die agrarische Binnenproduktion zerstören; auch kein Wort über mangelnde finanzielle Mittel für eine produktivere und überhaupt international wettbewerbsfähige Landwirtschaft.

Und auch sonst weist die Medienlandschaft sehr vereinfachende Versatzstücke der Flüchtlingsproblematik auf. Es schürt nicht nur gefährliche Meinungsmache, sondern schadet auch ernsthaften, ganzheitlichen Ansätzen von Institutionen und Organisationen wirkliche Perspektiven für vor allem junge Menschen aus afrikanischen Staaten zu schaffen.

Umso mehr erfreuten mich zwei Berichterstattungen ob ihrer differenzierten und umfassenden Darlegung von Fakten, Problemstellungen und möglichen Lösungsansätzen.

 

Kommentar NRD: Schlüssel zur Flüchtlingskrise liegt in AfrikaDa ist zum einen der sehr empfehlenswerte Kommentar von Ralph Sina vom ARD Studio Brüssel. Unter dem Titel „Schlüssel zur Flüchtlingskrise liegt in Afrika“ lichtet Sina nicht nur den Dschungel fehlerhafter entwicklungspolitischer Propaganda seitens Deutschland und der EU, sondern benennt auch beherzt die Verantwortungslosigkeit afrikanischer Eliten, sowie den Zynismus ausbeuterischer, moderner Kolonialmächte. Ein aufrüttelnder, schonungslos ehrlicher Beitrag. Bleibt die deprimierende, erschütternde Frage, welche Perspektiven Afrikas Jugend eigentlich hat.


Wochenschau Beitrag im ZDF: Die Fehler Europas überspringenZum anderen empfehle ich Ihnen den sehr lesenswerten Beitrag auf zdf.de. Landwirtschaft in Afrika – die Fehler Europas überspringen“ betitelt Katharina Sperber ihre Bestandsaufnahme afrikanischer Landwirtschaft. Wissenschaftler des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung haben eine Studie zum Thema „Nahrung, Jobs und Nachhaltigkeit“ herausgebracht.

Die Voraussetzungen, der Unterversorgung in den Subsahara-Ländern ein Ende zu setzen, sind gut. Afrika verfügt über ein Viertel der Flächen weltweit, die sich für Ackerbau und Viehzucht eignen. Die klimatischen Bedingungen erlauben mehrere Ernten im Jahr. Eine große Zahl junger Arbeitskräfte wartet nur darauf, beschäftigt zu werden. Stehen sie in Lohn und Brot, verzichten womöglich viele auf  die gefährlichen Reisen quer durch den Kontinent und über das Mittelmeer, um sich in Europa eine Lebensperspektive zu eröffnen. „Afrika muss auf die Überholspur“, sagt Reiner Klingholz, der Direktor des Berlin-Instituts und Mitautor der Studie.

Wie aber soll ohne Geld für Technik und Infrastruktur eine Transformation in der Landwirtschaft gelingen? Der wohlmeinende Rat der Berliner Wissenschaftler ist, irreführende Fehler in der Landwirtschaft zu vermeiden, wie z.B. den Raubbau durch nicht nachhaltige Effizienzsteigerung, der zu beinahe irreversibler Degradation der Böden geführt hat. Gut gemeint und sinnvoll, aber es gehört noch etwas mehr zu nachhaltiger und dennoch profitabler Landwirtschaft. Die Umsetzung.

Als Sabab Lou begleiten wir unsere landwirtschaftlichen Projekte in Gambia und Nordost-Ghana eben genau in diesem Sinne. Eine anstrengende, verantwortungsvolle Aufgabe unserer Projektpartner.


 

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