SABAB LOU WOCHENSCHAU: 28.05. – 03.06.2018

In Theorie kann jedes Land Wirtschaftssektoren subventionieren wie es will. Bis der Stärkere seinen ethischen Kompass verliert. 

In Theorie kann jedes Land Wirtschaftssektoren subventionieren wie es will. Es bleibt Ländern ebenso unbenommen, Schutzzölle auf Importe bestimmter Produktbereiche zu erheben. Wenn man die Vorteile für wirtschaftlich stärkere Länder mal außer Acht lässt, hört es sich sogar einigermaßen ausgewogen an. Bis der Stärkere seinen ethischen Kompass verliert. So geschehen z.B. im Handelskrieg zwischen den USA und Ruanda.

Ruanda hatte es gewagt, mit Schutzzöllen die heimische Textilindustrie vor der Überschwemmung mit billiger Gebrauchtkleidung zu bewahren. Die textile Produktion konnte sich daraufhin mittlerweile verdreifachen. Die USA verweisen auf eine ehemals vereinbarte offene Handelspartnerschaft und drohen damit, dass Ruanda wesentliche Handelsfreiheiten verlieren könnte. Ausgewogen? Stärkere zwingen Schwächere in die Knie: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Trumps-erbaermlicher-Handelskrieg-in-Afrika-article20453562.html.

Sabab Lou Wochenschau. Artikel iauf n-tv.de: Trumps "erbärmlicher" Handelskrieg in Afrika

Meines Erachtens sind es solche zunehmend zu beobachtenden Machtspiele, die im Agrarsektor ebenso greifen. Die Sorge, die Unterstützung der reichen Staaten zu verlieren, wenn man sich mit Schutzzöllen gegen deren Importe schützen will, ist wohl berechtigt. In entsprechenden Handelsvereinbarungen ist die Freiheit verbrieft, dass sich einseitige Schutzzölle nicht negativ auf die Handelspartnerschaft auswirken – aber s.o. Einen ethischen Kompass sucht man vergebens – stattdessen scheint ein Handelskrieg auszubrechen. Jeder gegen Jeden, und das in übertrumpfender Potenzierung.

Und was hat das alles mit Entwicklungshilfe zu tun? Wollen wir damit die Schwächeren mundtot machen? Und wo ist unser ethischer Kompass, wenn wir einerseits die imperiale Wirtschaftspolitik der Chinesen in Afrika anprangern, andererseits aber Menschenrechtsverletzungen in Ländern geflissentlich übersehen, deren Migration verhindernde Maßnahmen uns gelegen kommen? Vorteilssuche über alles? Oder Anlass, aufrichtiger über die wahren Beweggründe unseres Tuns nachzudenken?

Mögen wir uns um letzteres bemühen.


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