„Das größte Hemmnis für die Entwicklung einer eigenen Landwirtschaft in Afrika aber sind die Subventionen. Mit ihnen stützen reiche Länder ihre eigenen Bauern, so dass der Weltmarktpreis unter dem Einstandspreis liegt.“ (eco-world.de). Lesen Sie
„Kein afrikanischer Kleinbauer kann damit konkurrieren. Diese Subventionen abzuschaffen, wäre echte Entwicklungszusammenarbeit.“ So zu lesen auf eco-world.de. Und auch wir mögen in den Kanon nur zu gerne einstimmen – wenn da nicht immer zwei Seiten einer Medaille wären. Mit dem Für oder Wider deutscher und europäischer Agrarsubventionen möchte ich mich eigentlich gar nicht befassen, die Agrarlobby hat deutlich gemacht, dass daran nicht zu rütteln ist. Eine politische Debatte darüber, ob die Agrarsubventionen, statt Kleinbauerntum zu fördern, nur die agrarische Großindustrie unterstützt, will ich gar nicht erst anstoßen.
Aber es gäbe die Möglichkeit eines code of conduct, eines Verhaltenskodex, der wirtschaftlich fragile Staaten nicht als Absatzmarkt unserer Agrar-Produkte benutzt. Hier mag man entgegnen, dass es doch die in den EPAs verankerte Möglichkeit der Schutzzölle gibt. Wer sich nicht schützt – selbst schuld?
Die andere Seite der Medaille ist die globale, freie Marktwirtschaft – in dieser wollen wir uns behaupten. Und sollten wir in Produktionsfeldern nicht konkurrenzfähig sein, müssen wir in unseren Projekten flexibel reagieren und uns andere Nischen suchen. Wir verstehen es als Ansporn, immer besser zu werden. Das ist mühsam und eine große Herausforderung.
Bleibt die Frage der Gerechtigkeit: In der freien Marktwirtschaft gewinnen vor allem die Stärkeren. Die Folge: eine Marktwirtschaft, in der wenige multinationale Großkonzerne enorme Profite generieren. Aber Lamentieren bringt uns auch nicht weiter. Sie mögen sich Ihre eigenen Gedanken machen. Anregend dazu deshalb einige „landwirtschaftliche Artikel“.
Da möchte ich Ihnen zunächst den bereits oben erwähnten Artikel auf eco-world.de empfehlen. Es geht um Kleinbauerntum, um landwirtschaftliche Ressourcen, um Ernährungssicherung, um die produktiven Unterschiede zwischen Nord und Süd. Der Selbstversorgungsgrad der armen Länder sinkt zusehends und die Abhängigkeit von Agrarimporten reicher Großkonzerne aus dem globalen Norden steigt. Die Welternährungsorganisation FAO will das Kleinbauerntum fördern und sieht auch in der konsequent ökologischen Landwirtschaft produktives Kapital. Doch nicht nur die Agrarlobby in Europa ist stark, auch die Agrarlobby in afrikanischen Staaten übt massiven Druck auf ihre Regierungen aus. Die Drohkulisse prekärer Ernährungssicherung öffnet Chemiekonzernen die Türen, sie bewerben aggressivst die Farmer in armen ländlichen Regionen. Und da wäre dann auch noch das leidige Thema ´land grabbing´. Alles in allem ein recht düsteres Szenario. Hoffnung steckt vielleicht in dem Schlusswort des Artikels:
„Es ist höchste Zeit, dass die reichen Länder ihren Egoismus aufgeben. Ist es zu visionär, sich eine gemeinsame, abgestimmte Entwicklungspolitik aller Industrienationen zu wünschen, die am Ende des Tages allen – statt nur den aggressivsten – nützen würde?“
Oder ist das nur ein Traum?
Ein weiterer Artikel zu diesem Thema ist lesenswert. Thomas A. Friedrich, top agrar-Korrespondent aus Brüssel betitelt seinen Beitrag „EU will ländliche Räume in Afrika entwickeln helfen„. Bis Ende des Jahres will eine aus EU und AU, Europäischer Union und Afrikanischer Union, gebündelte „Task Force on Rural Afrika“ einen Bericht zur Entwicklung der ländlichen Räume in Afrika erstellt haben.
„Um der ländlichen Bevölkerung eine Zukunft zu sichern, müssten jährlich 18 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Tatsächlich seien es derzeit aber nur etwa drei Millionen neue Arbeitsplätze“, sagt EU-Agrarkommissar Phil Hogan.
Dass sich die ökonomische Entwicklung auf dem Land entscheidet, ist die viel zitierte Aufforderung und Mahnung für Programme der Entwicklungszusammenarbeit. Ich hoffe, dass die vielen hochdotierten Experten dieser neuerlichen Kommission umsetzbare Fördervorschläge einbringt. Mir reißt bei der Durchsicht solcher Meldungen regelmäßig der Geduldsfaden. Es gibt beispielhafte Ansätze der Verknüpfung von Arbeit und Ausbildung in der Landwirtschaft – nicht nur in unseren landwirtschaftlichen Projekten.
Weiterhin möchte ich Ihnen noch einen Artikel der Stuttgarter Nachrichten ans Herz legen. „Hilfen in Afrika helfen nicht“, ist der Titel des ernüchternden Beitrags des Journalisten Michael Weißenborn. Die vehemente Kritik: Die Entwicklungshilfe ist vornehmlich auf Migrationsverhinderung ausgerechnet, denn der wirklichen Bekämpfung von Armut. Weißenborn zitiert den Stuttgarter Entwicklungsexperten Baumgart, der neben Landwirtschaft und Rohstoffabbau vor allem Perspektiven für einen ‚Verarbeitenden Sektor‘ wünscht. Dies möchte ich unterstreichen: es braucht mehr Wertschöpfung in afrikanischen Staaten! Und dies geschieht nicht, indem man die Flüchtlingsrouten bewacht. Aber lesen Sie selbst.
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