SABAB LOU WOCHENSCHAU: 07. – 13.05.2018

Diese Woche möchte ich Sie eigentlich nur mit einem Thema vertraut machen: den Handelsabkommen, in dieser Betrachtung, mit afrikanischen Staaten.

Die EPA´s – die European Partnership Agreements – werden häufig kritisiert. Sie seien das Übel, dass afrikanische Staaten wirtschaftlich nicht aufsteigen können, heißt es. Und auch wir haben in Gambia ernüchternde Erfahrungen mit den Agrar-Importen aus der EU gemacht. Unsere Farmer mussten, angesichts der importierten landwirtschaftlichen Produkte, ihre Zwiebeln ebenso zu Dumpingpreisen verkaufen. Ein herber Rückschlag für unsere hochmotivierten Projektpartnerinnen und Projektpartner – Menschen, die nicht am Geldtropf hängen wollen, sondern sich durch Arbeit und Leistung selbst aus der Armut befreien wollen. Unsere Kritik: wir machen handelspolitisch kaputt was wir entwicklungspolitisch aufbauen wollen.

Das ist sicher eine berechtigte Sicht der Dinge. Die andere Sicht ist eine freie Marktwirtschaft. Die Handelsabkommen bieten dabei gleichberechtigte Bedingungen. ´Unfair´ sind da nicht eigentlich die vereinbarten Handelsbestimmungen, sondern die ungleichen Produktionsbedingungen. In Europa – hochsubventionierte Landwirtschaft und in einem Höchstmaß technisierte Produktionsmethoden, in Afrika – geringe Produktivität mangels technologischer Ausstattung und mangels staatlicher Förderung. Muss deshalb jeder produktivere Partner Rücksicht nehmen? Es steht den wirtschaftlich fragilen Staaten doch frei, ihre mit europäischen Produkten noch nicht konkurrenzfähige Produktion zu schützen. Heißt das: ich darf solange expandieren und meinen Profit mehren – bis der andere schreit? Und dann ist der Verletzte auch noch selbst schuld?

Ich überlasse Sie Ihrer eigenen Meinung dazu. Jedenfalls steckt die Ungerechtigkeit nicht in den vehement kritisierten Handelsabkommen.

Artikel in der Wochenschau: Der Mythos von den Handelsnachteilen für AfrikaUm Ihnen eine möglichst differenzierte Sicht zu diesem Thema zu geben, möchte ich Sie auf einen sehr lesenswerten Artikel des Experten Volker Seitz auf seiner Internetseite achgut.com aufmerksam machen. Sachkundig und präzise führt Seitz alle Aspekte der EPA´s auf. Ich kann Herrn Seitz nur in allem Recht geben.

Es bleiben für mich dennoch einige Fragen:

  • Wird Gambia, eines der ärmsten Länder in Afrika und abhängig von internationaler Entwicklungshilfe, sich restriktiv vor Importen schützen, wenn es genau von jenen exportierenden Ländern finanzielle Hilfe möchte?
  • Wieso geben wir Millionenhilfe für den wirtschaftlichen Aufbau von Gambia, wenn durch Einsparung der Subventionen der gleiche Effekt mit weniger Mitteln erreicht würde? (An die landwirtschaftliche Lobby in Europa wagt sich das Entwicklungsministerium nicht ran, lieber kompensiert man das beschämt mit noch mehr Entwicklungshilfe)

Diese Frage des Gebens und Nehmens spiegelt sich in so vielen Themen wieder. So sollen Länder, die sich kooperativ bei der Rücknahme von Migranten verhalten, noch mehr Förderung bekommen. Gambia gilt hier als Musterbeispiel. Es nimmt rückgeführte Migranten auf > erhält dafür mehr Entwicklungshilfe von der EU > beschäftigt die Rückkehrer in der Landwirtschaft > und nimmt ihnen mit billiger Einfuhr von Agrarprodukten aus Europa die ersehnte Perspektive.

Aber vielleicht beleuchten Sie dieses Kapitel Ihrerseits. Über Ihre Meinung dazu würde ich mich sehr freuen.


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