SABAB LOU WOCHENSCHAU: 9. – 15.04.2018

Solange keine gemeinsamen ethischen Parameter vereinbart sind, wird es nicht zu einer vertrauensvollen partnerschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit kommen. Ein paar kritische Artikel dazu.

Solange keine gemeinsamen ethischen Parameter vereinbart sind – und zwar nicht nur unter den Geberländern, sondern vor allem mit wirtschaftlich geschwächten Staaten des Globalen Südens – können wir debattieren, kritisieren, fordern, etc., es wird nicht zu einer vertrauensvollen partnerschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit führen. Wir bleiben die Geber, die anderen die Empfänger.
Und solange Geld geben gleichbedeutend ist mit WIR WISSEN WIE, erzielen wir keine wirklichen Fortschritte; bleiben die erhofften Perspektiven für junge Menschen z. B. in afrikanischen Staaten auf der Strecke.

So möchte ich Ihnen diese Woche drei Artikel empfehlen, die zu lesen sich lohnen.

 

Vorschaubild des Beitrags in euractiv.de: EU-Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit fallenBenjamin Fox berichtet für EuractivEU Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit fallen. Der gut recherchierte, differenzierte, lesenswerte Artikel befasst sich mit eben diesen nicht definierten Zielvereinbarungen von Entwicklungshilfe. Gehören innereuropäische Ausgaben der Flüchtlingshilfe mit dazu? Gehören sicherheitspolitische Ausgaben zur Migrationseindämmung dazu?

Die Unschärfe dessen, was Entwicklungshilfe ist und was nicht, hat viele Aktivisten sowie Beobachter dazu veranlasst, den Wert des UN-Ziels von 0,7 Prozent in Frage zu stellen.“, so euractiv.

Fox überlässt dem Leser seine eigene Meinungsbildung. Ich finde, dass die hier geführten Überlegungen zu kurz greifen. Sie besagen nichts über Strategien, die Entwicklungszusammenarbeit produktiver, zielorientierter und gemeinschaftlich wirkungsvoller machen. Manchmal stellen kleine, ganzheitlich ausgerichtete und vor allem gemeinsam vereinbarte Projekte die wirksameren Lösungen dar. Sie mögen sich Ihre Meinung dazu bilden. 


Beitrag auf tixio.de: Deutschland verlässt den 0,7%-ClubEin weiterer Artikel greift diese Debatte auf: „Deutschland verlässt den 0,7%-Club. Die online Plattform tixio.de hält einen ebenso lesenswerten Beitrag bereit. Angesichts der internationalen Konferenz für Entwicklungsfinanzierung Ende des Monats in New York, sollen Regierungen aller Welt und internationale Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam über die Fortschritte bei der Finanzierung der Agenda 2030 diskutieren.
Pedro Morazán fasst zusammen: 

“Ohne eine erhebliche reale Steigerung der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit ist eine Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 in den verbleibenden zwölf Jahren nicht denkbar”. 
“Diese Mittel müssen aber klar und erkennbar auch dorthin fließen, wo sie zur Umsetzung der Agenda 2030 in den Ländern des Globalen Südens beitragen.”

Ich frage Sie: geht es um Geld oder um Umsetzung? Ja, es soll da ankommen wo es nötig ist. Die entscheidendere Frage ist m. E. wie wird Entwicklungshilfe am besten umgesetzt?


Vorschaubild des Beitrags im Handelsblatt: Weniger Selbstgerechtigkeit gegenüber Afrika – und mehr PartnerschaftDazu gibt ein sehr empfehlenswerter Artikel im Handelsblatt einigen Aufschluss. Der ehemalige Bundespräsident und UN-Sonderbeauftragter für Westsahara Horst Köhler gibt eine aufschlussreiche Darstellung der gegenwärtigen EZ. Sein kritisches Statement: „Weniger Selbstgerechtigkeit gegenüber Afrika – und mehr Partnerschaft.“

Europa sollte geduldig, aber auch ehrgeizig an einer echten Partnerschaft mit Afrika arbeiten. Seiner Meinung nach ist es möglich der Jugend Perspektiven zu öffnen. Dazu benennt Köhler einige Parameter die zielführend sein können. Sie geben einen Anstoß und einen Rahmen für weitere Überlegungen – ich stehe nicht hinter allen aufgezeigten Sichtweisen – in jedem Fall sind sie beherzt und ehrlich. Seiner Ansicht nach gibt es ein Szenario jenseits des materiellen und letztlich selbstzerstörerischen ´Immer mehr:

Warum wagen wir es nicht, die Vision eines wahrhaft globalen Sozialkontrakts zu denken? Allen, denen das eine Nummer zu groß ist, sage ich: Machen wir uns nichts vor – die Migrationsbewegungen der letzten Jahre sind kein geschichtlicher Ausrutscher, sondern Boten einer neuen Zeit, in der die krassen Wohlstandsunterschiede zwischen den Ländern von einer unruhigen und wachsenden Jugend im Süden nicht länger akzeptiert werden. Es ist möglich, der Jugend Perspektiven zu eröffnen. Die wirtschaftliche Transformation Afrikas kann aber nur in Wechselwirkung mit einer strukturellen Transformation Europas gelingen.“

Sie mögen sich Ihre eigenen Gedanken machen…


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