Die Meldung heute: Deutschland ist zweitgrößter Geber von Entwicklungshilfe. Aber mehr Geld bedeutet nicht mehr Hilfe. Und schon gar nicht mehr Erfolg. Die Nachrichten der Woche.
Mit 24,7 Milliarden US Dollar steht Deutschland direkt hinter den USA. 0,66 % des Bruttonationaleinkommens ging in die Entwicklungshilfe, damit liegt Deutschland knapp unter den geforderten 0,7 %. Mit dieser Nachricht ist es jedoch nicht getan. Mehr Geld bedeutet ja nicht mehr Hilfe. Und schon gar nicht mehr Erfolg.
Die Gefahr besteht, dass mit mehr Geld mehr Abhängigkeiten geschaffen werden; dass die Geberländer die Probleme der Empfängerländer lösen wollen ohne diese in die Verantwortung zu nehmen oder diese zu übergeben. Innenpolitisch als Migrationsverhinderung gerechtfertigt.
Überhaupt werden viele Maßnahmen abgenickt mit dem Hinweis auf die Erreichung der SDGs, der Sustainable Development Goals, zur Beseitigung von Armut. Dass eine solche vermeintlich unabdingbare Zielvorgabe nicht immer den richtigen Verlauf nimmt, war in dem Artikel „Millionen oder Möhrchen“ in der FAZ vom Montag, 8. April, nachzulesen. Ziel war, mittels speziell gezüchteter Feldfrüchte den eklatanten Vitamin A-Mangel vieler afrikanischer Kinder zu beheben. Fazit ist, eine vielerorts zehrende Monokultur von Hybridpflanzen, die Dünger fordert, die Böden auslaugt, und deren Saatgut sich nicht replizieren lässt und damit Menschen in fatale Abhängigkeiten bringt. Skurril, dass für eine solche Forschung 2016 der World Food Price vergeben wurde. Mehr Geld bedeutet ja nicht mehr Hilfe. Bitte bleiben Sie kritisch!
„Geld hilft nicht immer“ ist der Titel eines lesenswerten Beitrags im Focus. Die Redakteurin Anja Willner beschäftigt sich in ihrem Bericht mit dem Zusammenhang von Entwicklungshilfegeldern und Migration. Es sei eine Fehl-Annahme, dass mehr Entwicklungshilfe Migration eindämmt. Die Autoren einer Forschungs-Studie machen mehrere Faktoren als sogar die Migration fördernd aus. Wichtiger als der kritische Ansatz scheinen mir die Vorschläge der Autoren, wie man diese Politik verbessern könnte:
1. Mehr Transparenz
Um nachvollziehen zu können, welche Art von Entwicklungshilfe überhaupt einen nennenswerten Einfluss auf Migration hat, fordern die Autoren „verbesserte Transparenz und Auswertung“ der Projekte.
2. Konkrete Belege für den Erfolg von Projekten
Die Autoren fordern, die Hilfsprojekte systematisch und nachvollziehbar auszuwerten, um Erfolge oder Misserfolge zu belegen.
3. Migrationsverhinderung ist nicht genug
Die Forscher sprechen sich außerdem für einen Perspektivwechsel aus: Der Fokus auf die Bekämpfung von Migration sei zu eng. „Die demographische Realität legt nahe, dass Migration in großem Maßstab sich in absehbarer Zeit fortsetzen wird“, schreiben sie. Es sei unwahrscheinlich, dass herkömmliche Entwicklungshilfe diese Migrationsströme zurückhalten könne. Entwicklungshelfer sollten sich daher zukünftig auf die Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern konzentrieren, um zu beeinflussen, in welcher Form die Migration ablaufe.
Bitte bleiben auch Sie kritisch und aufmerksam!
Noch einen weiteren Artikel möchte ich Ihnen in dieser Wochenschau empfehlen. „Vision für Afrika“ lautet der interessante Bericht von Carl-Heinz Pierk in der Tagespost. 44 Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union unterzeichneten eine gemeinsame Absichtserklärung zur Schaffung einer Freihandelszone CFTA (Continental Free Trade Agreement). Damit arbeitet Afrika an der Vision eines offenen Kontinents, auch wenn noch nicht alle Staaten mitmachen möchten. Das BMZ, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sieht darin großes Wachstumspotential.
„Das Ministerium unterstütze deshalb auch weiterhin den Dialog zwischen der Afrikanischen Union und den wirtschaftlichen Regionalorganisationen wie etwa ECOWAS und die Maßnahmen zur Umsetzung der Freihandelszone. „Einen gemeinsamen afrikanischen Markt halten wir grundsätzlich für ausgesprochen wünschenswert und realisierbar“, betonte das Ministerium weiter.“
Der kommissarische Direktor des Hamburger GIGA Instituts für Afrika-Studien, Jann Lay, hält allerdings Skepsis für angebracht:
„Die Stärkung der afrikanischen Binnenmärkte durch wirtschaftliche Integration ist ein wichtiges Element einer Strategie für mehr Wachstum in Afrika.“ „Die entscheidenden Handelsbarrieren in Afrika seien mitnichten Zölle und regulatorische Beschränkungen. Die fehlende Infrastruktur und hohe Transportkosten seien vielmehr oft der wichtigere Faktor für fehlenden Handel.“
Lesen Sie selbst kritisch nach.
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