Sabab Lou Wochenschau: 11.12. – 17.12.2017

Die Gipfeltreffen in Hamburg und Abidjan haben zu einer kritischen Betrachtung der Entwicklungshilfe geführt. Doch kaum ist das Jahr vorbei, werden schon wieder neue Pläne geschmiedet. 

Resümierend wurde der afrikanische Kontinent dieses Jahr mit viel Aufmerksamkeit bedacht. Zum einen anlässlich des G20 Gipfels im Sommer, zum anderen Im Zusammenhang mit dem EU-AU-Gipfel in Abidjan im November. Die Befürchtungen einer das wohlhabende Europa überfordernden Migrationswelle hat zu einer durchaus kritischen Betrachtung der Entwicklungshilfe geführt.

Doch die Erkenntnis verfehlter Entwicklungspolitik hat m. E. zu schnell zu einem nächsten Aktionismus geführt – zu Plänen, die Privatwirtschaft zu Investitionen in Afrika zu drängen. Das neue Credo soll schnellstmöglich Perspektiven für die Jugend in Afrika schaffen.
Auf dem Papier lesen sich schlüssige Maßnahmenpakete wie eine Allheil-Medizin: Wirtschaftspartnerschaften, unterstützt von Ausbildungsförderung und Risikoübernahme seitens der Europäischen Union. Die bilaterale Entwicklungshilfe hat viele ethische Fragen aufgeworfen. Ist die Privatwirtschaft von solchen Überlegungen entbunden? Und wie sieht eine Rechenschaftspflicht aus? Und wie eine Wirkungsmessung? Und wie beziffert sich die Förderung seitens afrikanischer Regierungen?

Lassen Sie mich zu letzter Frage auf die deutlichen Worte des Ghanaischen Präsidenten verweisen, mit denen ich Sie durch die Wochenschau geleiten möchte.

 

euraktiv.de: Ghanas Präsident überrascht Macron mit deutlicher Absage an die EntwicklungshilfeDie Journalistin Ama Lorenz berichtet auf euractiv.de über „Ghanas Präsident überrascht Macron mit deutlicher Absage an die Entwicklungshilfe. In dem sehr lesenswerten Artikel geht es um „Ghana Beyond Aid“. Weg von der Entwicklungshilfe hin zu der Eigenverantwortung der afrikanischen Staaten. Präsident Akufo-Addo will Produktionsmethoden in der Landwirtschaft reformieren und effizienter gestalten, er will Wertschöpfungsketten in der Rohstoffverarbeitung schaffen, Fabriken bauen. Hier setzt Akufo-Addo ebenso wie die EU auf den Privatsektor. Es wird ein langer Weg. Die von Akufo-Addo avisierten Reformen brauchen einen starken afrikanischen Binnenmarkt, wenn sich das Land von europäischer Hilfe unabhängig machen will. Seine Worte sind von daher auch als Aufruf an die afrikanischen Staatsoberhäupter zu verstehen. Es wird interessant sein, diese Entwicklung zu verfolgen.


euractiv.de: Europas schnelle Lösungen können junge Afrikaner noch stärker zur Migration drängenEin weiterer sehr empfehlenswerter Artikel auf euractiv.de befasst sich mit den eingangs erwähnten schnellen Lösungen. „Europas schnelle Lösungen können junge Afrikaner noch stärker zur Migration drängen“, meint Marije Balt, Konfliktforscherin und ehemalige Diplomatin. Frau Balt erörtert umfassend und schonungslos das Dilemma für Afrikas Jugend. Und ebenso schonungslos die Mitverantwortung Europas. Wenn es um die afrikanischen Führungen an sich geht, ist es sicherlich leicht, Kritik zu üben. Aus afrikanischer Sicht ist die Situation aber: Europa macht in Afrika, was es will und erhebt dann auch noch den Zeigefinger“, meint Frau Balt. Ihr Wunsch:Wenn man zukunftsorientierte afrikanische Regierungen, die gewillt sind, im Sinne der Jugend zu handeln, an Bord holen will, dann sollte die EU eine gleichberechtigtere und offenere Beziehung zu Afrika eingehen. Wäre es nicht wundervoll, gemeinsam eine neue Generation afrikanischer Unternehmer mit EU-Investitionen in Wissen, Technologie und regionale Integration aufzubauen?“ Ich empfehle Ihnen den kritischen, aber auch konstruktiven Beitrag in Gänze zu lesen.


Handelsblatt Kommentar: Gefährlicher PessimismusUnd noch einen weiteren Artikel im Handelsblatt möchte ich empfehlen: „Gefährlicher Pessimismus“ lautet die Überschrift, eine Nachlese zur Afrika-Konferenz. Autor Moritz Koch erläutert in seinem Kommentar, warum er den Afrika-Pessimismus nicht nur für übertrieben, sondern auch für gefährlich hält. Denn die Negativsicht behindert die in seinen Augen so dringend notwendige Investitions-bereitschaft, die eine selbsttragende Wirtschaftsentwicklung in Afrika bewirken könnte.   

In vielen afrikanischen Ländern reift die Überzeugung heran, dass der Kontinent eine zweite Unabhängigkeitsbewegung braucht. Auf die politische Unabhängigkeit muss die wirtschaftliche Unabhängigkeit folgen, die Emanzipation von klassischer, westlicher Entwicklungshilfe. Mitleid des Westens hilft Afrika nicht weiter, die Anbindung an die Globalisierung, die Einspannung in globale Lieferketten schon. Dafür braucht es die Investitionsbereitschaft der deutschen Wirtschaft – und ein Ende der Schwarzmalerei“

So das eindringliche Statement von Moritz Haupt.


Bundespräsident Steinmeier hat mit einer Wirtschaftsdelegation Ghana und Gambia bereist, also die afrikanischen Länder in denen wir, die Stiftung Sabab Lou,  landwirtschaftliche Projekte durchführen. Wir werden wünschenswerte Veränderungen – vielleicht Verbesserungen? – in diesen Staaten gerne begrüßen. In jedem Fall aber beobachten. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Bleibt mir noch, Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein erfülltes Neues Jahr 2018 zu wünschen. Ich hoffe, Ihnen hat meine Wochenschau gefallen, oder zumindest Anregungen gegeben. Wenn Sie wünschen, werde ich mich auch im kommenden Jahr umschauen und äußern.

P.S.: Die nächste Wochenschau folgt in KW2

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