Sabab Lou Wochenschau: 16. – 22.10.2017

Entwicklungszusammenarbeit ist nicht einfach nur Projektarbeit, sondern steht immer auch in einem politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext. In unserer Wochenschau stellen wir Ihnen die wichtigsten Artikel und Fragestellungen rund um das Thema „Entwicklungszusammenarbeit in Afrika“ vor. 


Es gibt kein einheitliches Thema diese Woche, aber im Zuge der vom EU-Entwicklungsministerium propagierten Neuausrichtung der Entwicklungshilfe 2018, gibt es einige interessante Ansätze, die in den Medien kritisch diskutiert werden und deren Betrachtung ich Ihnen empfehlen möchte.

 

Tagesanzeiger.ch: Umstrittene Entwicklungshelfer aus der Privatwirtschaft

Unter dem Titel „Umstrittene Entwicklungshelfer aus der Privatwirtschaft“ berichtet der Schweizer Tagesanzeiger über den neuen entwicklungspolitischen Ansatz, die Privatwirtschaft mehr mit ins Boot zu holen. Ähnlich wie die Schweizer Regierung hat ja auch die Bundesregierung mit #CompactWithAfrica eine ähnliche Neuausrichtung eingeläutet. Bundeshaus-Redakteurin Camilla Alabor stellt in ihrem absolut lesenswerten Artikel kritische Fragen zu den Vor- und Nachteilen dieser Vorgehensweise vor. Wird die Regierung nur mehr große, multinationale Konzerne mit ins Boot holen? Werden dadurch vielleicht gefährliche, unkontrollierbare Abhängigkeiten geschaffen? Werden eventuell ohnehin knappe Hilfsgelder verschleudert? Bedienen sich hier Firmen, die notwendige Investitionen auch ohne Finanzunterstützung seitens der Regierung getätigt hätten? Es wird genau hingeschaut werden müssen, um Profiteure zu sozialer Verantwortung zu verpflichten, und eine nachhaltige Dynamik zu gewährleisten. Insgesamt scheinen die Vorteile zu überwiegen, resümiert Frau Alabor, aber noch fehlen entsprechende Standards.


Urgewald: Weltbank-Jahrestagung NGOs sehen gefährliche TrendsDie Redaktion Urgewald aus Berlin wartet mit dem Artikel in epo.deWeltbank-Jahrestagung – NGOs sehen gefährliche Trends” mit einer ebenso kritischen Recherche zur veränderten Strategie in der Entwicklungszusammenarbeit auf. Mangelnde Implementierungsrichtlinien, fehlende verbindliche Standards zu Umwelt- und Klimaschutzzielen, fragwürdige Partnerschaften mit der Privatwirtschaft, drohender Ausverkauf von Rohstoffen und monopolistische Handelsbeziehungen durch asiatische Investitionsbanken lassen kritisch Aufhorchen. Daher besonderen Dank für diesen achtsamen Artikel.


Wallstreet online: Afrika: China sorgt für Wachstum, die Weltbank nichtSehr interessant erscheint mir in diesem Zusammenhang auch der Artikel aus dem Journal wallstreet-online mit dem Titel “Afrika: China sorgt für Wachstum, die Weltbank nicht. Nach Durchsicht dieses Artikels, bzw. der Studie von Entwicklungsökonom Axel Dreher, könnte man geneigt sein zu sagen, die Neuausrichtung der europäischen und explizit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sei dem chinesischen Modell abgekupfert. Jahrelang wegen Ausbeutung und Ignoranz gegenüber Menschenrechtsverletzungen angeprangert, zollt man nun der ´Entwicklungshilfe´ Chinas Lob. Und zwar nicht nur seitens westlicher Ökonomen. Laut des Artikels, habe die chinesische Entwicklungspartnerschaft zu einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent in afrikanischen Ländern beigetragen. Die westliche Entwicklungshilfe habe dagegen weitestgehend versagt. Deshalb orientiere man sich nun an China und setzt auf Entwicklungs- und Wirtschaftspartnerschaften anstatt auf Entwicklungshilfe. M. E erfordert diese Debatte eine sehr viel differenziertere Analyse. Jahrelange massive Fehler in der Implementierung von bilateralen Entwicklungshilfeprojekten sollten jetzt nicht ungeprüft zu einer Gegenbewegung, hin zu einer reinen Marktorientierung, führen. Bleiben wir kritisch.


Zeit.de: Geld kann Migration nicht verhindernZuletzt möchte ich Ihnen den Artikel aus der Zeit empfehlen: „Geld kann Migration nicht verhindern. Autor des Gastbeitrages ist Benjamin Schraven, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Umweltpolitik und Ressourcenmanagement am DIE, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik. Als Forscher von Migrations- und Bevölkerungsdynamiken beleuchtet Schraven die anstehenden Koalitionsverhandlungen auch in Sachen Entwicklungs-zusammenarbeit. Schraven bezweifelt die Kausalität von Mehr Entwicklungshilfe gleich weniger Migration“, findet aber, dass man Migrationsprozesse durchaus aktiv gestalten könne. Folgen Sie gerne seinen durchdachten Ausführungen. 

 

 


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