Sabab Lou Wochenschau: 2. – 8.10.2017

Entwicklungszusammenarbeit ist nicht einfach nur Projektarbeit, sondern steht immer auch in einem politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext. In unserer Wochenschau stellen wir Ihnen die wichtigsten Artikel und Fragestellungen rund um das Thema „Entwicklungszusammenarbeit in Afrika“ vor. 


In dieser Wochenschau kann ich Ihnen gleich drei interessante Artikel zur Ausrichtung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit empfehlen. Vielleicht werden auch Sie dann sowohl Beifall spenden, als auch kritisch die Augenbrauen hochziehen. Jedenfalls regen die Beiträge zu Reflektion und weiteren Überlegungen an.

 

welt.de: Entwicklungshilfe in Afrika – Fördern und Fordern statt Geldtransfers

Den Artikel aus der WeltEntwicklungshilfe in Afrika – Fördern und Fordern statt Geldtransfers“ sollten Sie unbedingt lesen! Der Autor, Diederik Sutorius, Experte für Managerhaftung und BILANZ-Kolumnist, berichtet nicht nur von dem in seinen Augen ´gelungenen Konzept´ der Stiftung Manager ohne Grenzen, sondern gibt deutlich seine eigene Meinung zur konzeptionellen Ausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit kund. Besser als Herr Sutorius kann man es nicht sagen: „Die Menschen in Afrika brauchen eine reale Chance, sich selber ernähren und finanzieren zu können, und keine Mitleidsökonomie oder neue Abhängigkeiten. Genügend Jobs und eine eigenständige wirtschaftliche Entwicklung sind nach wie vor der beste dauerhafte Schutz vor Armut und Flucht.“ Er kritisiert das immer noch zu starke Denken ´von oben´ –  also auf Investitionen in Groß- und Leuchtturmprojekte zu setzen, anstatt uns nach einer Förderung und Stärkung unternehmerischer Aktivitäten ´von unten´ auszurichten. „Der Aufbau nachhaltiger Wirtschaftsstrukturen beginnt auf der Grassroot-Ebene“, so seine Überzeugung. Sie merken, ich könnte den ganzen Artikel zitieren. Ich gehe mit jedem Satz von Diederik Sutorius konform; so ist die Ausrichtung unserer Stiftungsarbeit! Es geht um eigenständige wirtschaftliche Entwicklung an der Basis, und darum, Ergebnisse zu erzielen die tragfähig sind. Ich kann Ihnen diesen beherzten Artikel nur ans Herz legen.


Bayrische Staatszeitung: Geld schicken reicht nicht

Man mag verleitet sein, den Artikel der Bayrischen StaatszeitungGeld schicken reicht nicht“, entgegen des gewählten Titels, schlussendlich für eine Unternehmensanwerbung zu halten. Stimmt auch, behaupte ich. Journalistin Rebecca Koenig berichtet darin von einer Fachtagung „Dialog International – Investitionspartnerschaft mit Afrika“. Den anwesenden Unternehmen des Freistaats wurde die ‚neu erarbeitete Entwicklungsstrategie für deutsch-afrikanische Beziehungen im 21. Jahrhundert präsentiert.‘ Entwicklungsminister Müller stellte persönlich seinen Marshallplan für Afrika vor, basierend auf einer Studie des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik. Aus dieser durchaus differenzierten Studie wurde allerdings lediglich ein Aspekt aufgegriffen: „die lukrative Tür zu bisher unerkannten Investitionsfeldern in Afrika zu öffnen“. Gefordert werden verlässliche Investitionsbedingungen, und eine Risikominimierung. Geworben wird mit staatlich geförderter Ausbildung und z. B. Exportkreditgarantien. Deutsche Unternehmen sollen ermutigt werden in Afrika zu investieren. Damit der Wachstumsmarkt nicht mehr nur von den Chinesen abgegriffen wird. Ich finde diese Form der Anwerbung von Unternehmenspartnerschaften entlarvend. Lesen Sie selbst.


achgut.com: Afrika: Was nicht produziert wird, kann nicht gegessen werden

Als Kontrast zum vorherigen Artikel möchte ich Ihnen den Beitrag von Volker Seitz in achgut.com als sehr lesenswert empfehlen. Der Titel „Afrika: Was nicht produziert wird, kann nicht gegessen werden“ impliziert bereits die Aufmerksamkeit auf den landwirtschaftlichen Sektor. Volker Seitz, Afrika-Experte und Mitglied des Bonner Aufrufs, geht konform mit der Aussage seitens der Weltbank, dass „Wachstum in der Landwirtschaft für die Armutsbekämpfung doppelt so effektiv ist wie in anderen Sektoren“. Sein Hauptaugenmerk gilt der Ernährungssicherung und fordert von den afrikanischen Staaten Investitionen in ländliche Infrastruktur, Logistik, landwirtschaftliche Dienstleistungen und bessere Anbaumethoden. Seitz legt einige Komponenten dar, die einer Erneuerung und Modernisierung der Landwirtschaft förderlich sind, wie Ausbildung, Familienplanung, Gleichberechtigung, aber auch neue Agrartechnologien (bei Hybridsamen muss ich allerdings entschieden widersprechen!) und die Stärkung des innerkontinentalen Handels. Er beendet seinen Beitrag mit der klugen Äußerung des ehemaligen Präsidenten Nigerias, Olusegun Obasanjo. Dieser sagt in der August/September-Ausgabe des New African: „People talk about poverty in Africa. God did not make Africa poor. The poverty in Africa is not God-created, it is human-made. We made Africa poor with our policies and how we execute them and how we deal with the market, the processing, and the storage of food.“


DLF24: Ländliche Regionen in Entwicklungsländern stärkenEine Nachricht des Deutschlandfunks von heute, 9. Oktober, möchte ich Ihnen unbedingt noch mitgeben: Es geht um den Bericht der FAO, der Food and Agriculture Organisation in Rom „Ländliche Regionen in Entwicklungsländern stärken“. Hier die kurze Meldung: Die UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation plädiert dafür, die ländlichen Gebiete in Entwicklungsländern stärker zu fördern. Diese Regionen sollten nicht mehr als Armutsfallen wahrgenommen werden, heißt es in einem in Rom veröffentlichten Bericht der FAO. Stattdessen gelte es, ihr Potenzial zur Versorgung von Städten zu nutzen. Dazu müsse der Agrarsektor in diesen Staaten gestärkt werden. Damit die wachsenden Ballungsräume mit Lebensmitteln beliefert werden könnten, sollten unter anderem Kleinbauern stärker unterstützt werden. Dadurch sinke auch der Anreiz, aus den armen Gegenden abzuwandern, betonte die FAO. Dies möchten wir als Sabab Lou entscheiden unterstreichen! Ich werde darauf zurückkommen.


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