So warten wir denn, was irgendwann nach Sondierungsgesprächen und Koalitionsverhandlungen in punkto Mittel für die Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit herauskommt.
Und wenn, wieviel Gelder werden in welche Entwicklungsziele gesteckt werden? Und wenn, welcher entwicklungspolitische Ansatz wird in welchen Ländern des afrikanischen Kontinents dann umgesetzt?
Während wir auf weitere Fakten warten, beschäftigen sich dennoch einige Medien unermüdlich mit einem ‚Balance-Sheet Afrikas‘. Immer wieder wird auf den mangelnden Erfolg vergangener Entwicklungshilfemodelle verwiesen, immer wieder werden Schuldige gesucht und neue Hoffnungen geschürt, als müsse doch der ‚Stein der Weisen‘ zu finden sein. Den aber gibt es weder für hochdotierte bilaterale Förderprogramme noch für eher bescheidene unternehmerische Unterstützung z. B. unserer Stiftung.
Eine Erkenntnis ist für uns die mit den Projektpartnern unbedingt gemeinsame Erarbeitung flexibler Strategien zur Arbeitsschaffung. Die über die Eigenleistung geschaffene Eigenständigkeit der Menschen in unseren Projekten scheint uns derzeit der beste Garant für eine nachhaltige erfolgreiche Entwicklung zu sein. Und zeigt uns – wie im folgend zusammengefassten Artikel ebenso herausgestellt – dass Geld nicht das Wichtigste in der Zusammenarbeit ist.
In dem differenzierten und sehr lesenswerten Artikel auf euractiv.de wird auch nach dem Stein der Weisen gesucht. „Chololo: Das ´Geheimrezept´ für zukünftige Entwicklungshilfe?“ ist der rote Faden der Recherche von Jorge Valero. Valero arbeitet den Bottom-Up-Ansatz eines mit 630.000 Euro dotierten EU-Projekts heraus. Die zeitaufwändige Sondierung mit allen sogenannten Stakeholdern vor der Mittelvergabe scheint sich bewährt zu haben. Zu beweisen, dass die eigenen Ideen erfolgreich umgesetzt werden können, beflügelte in Chololo, einer bedrückend armen Region in Tansania, vor allem Faktoren wie Motivation und Disziplin. Donald Mmari, Vorsitzender eines führenden Think-Tanks in Tansania resümiert:
„Eine Bottom-Up-Philosophie und die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung ist ein wesentlicher Punkt. Darum geht es bei dieser Entwicklung.“
Aufbauarbeit startend von der Graswurzel-Bewegung. Lesen Sie weiter, auch von Hindernissen und Rückschlägen, Zweifeln und Fragen, welche die Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit eigentlich immer begleiten. Interessant wäre sicher zu wissen, wieviel Geld in die jeweiligen Teilprojekte geflossen ist. Und ob dieser begrüßenswerte Ansatz wirklich nur mit solchen Summen zu erzielen ist. Ihre Einschätzung ist gefragt.
Weiterhin möchte ich Ihnen noch zwei weitere, lesenswerte Artikel in der Süddeutschen Zeitung empfehlen. Unter der übergeordneten Überschrift Grenzen der Entwicklungshilfe äußert sich Klaus Stocker, emeritierter Professor und Berater von Entwicklungsinstitutionen zum einen zu: „Motto ‚Fluchtursachen beseitigen‘ löst Probleme nicht“ , zum anderen zu: „Afrika muss sich selbst helfen“.
Stocker mahnt eine realistische Wirkungsmessung der bisherigen Entwicklungstransfers an.
„Angesichts dieser Relationen fragt man sich, ob der Anspruch, die Welt zu retten, nicht ein paar Nummern zu groß ist. Kann man mit Entwicklungsgeld, selbst wenn man die Summen verdoppeln oder verdreifachen würde, tatsächlich weltweit den Klimawandel verhindern, erneuerbare Energien für jedes Dorf bereitstellen, Wohlstand mehren, Frauen emanzipieren, Kinderarbeit verhindern, Handwerk fördern und für Milliarden Menschen all das erreichen, was gut, schön und erstrebenswert ist? Sollten die reichen Staaten hier nicht etwas bescheidener und realistischer sein?“
Ebenso merkt er kritisch an:
„Tatsache ist, dass es bereits heute nicht genügend Projekte für das vorhandene Geld gibt. Projekte, auch wenn sie noch so gut gemeint sind, benötigen eine sensible Planung und Vorbereitung. Das braucht Zeit und kann nicht nach dem Gießkannen-Prinzip erfolgen.“
Aber bilden Sie sich gerne ihre eigene Meinung zu diesen beiden relevanten Beiträgen.
Währenddessen habe ich Meinungen, Einsichten, Chancen und Offerten auf dem 4. Agri-Business Forum des Afrika-Vereins der Deutschen Wirtschaft in Berlin gesammelt. Eine Zusammenfassung dieser gut besuchten, hochinteressanten Fachtagung im Rahmen der Grünen Woche in Berlin werde ich Ihnen in der kommenden Wochenschau übermitteln.
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