Was machen wir da eigentlich? Dieser Gedanke ist mir nach der Durchsicht der vergangenen Beiträge hängengeblieben. Lesen Sie
Kritisch, prüfend, zweifelnd, teils beschämend, ist das Resultat. Manchmal wünschen auch wir Dinge anders gemacht zu haben, sind manchmal betroffen von dem zeitlichen Verzug erhoffter Entwicklungen – um nach Reflektion festzustellen, dass wir noch mehr hätten MITEINANDER gestalten sollen. So nehmen wir selbstkritische Analyse als Anstoß besser zu werden. Wir werden uns letztlich daran messen lassen müssen, ob wir nachhaltige Lebensverbesserungen in unseren Projektregionen bewirkt haben. Vor allem, ob die Menschen dann eigenständig und unabhängig ihr weiteres Leben gestalten können.
Schauen Sie mit mir weitere kritische Gedanken zur Entwicklungszusammenarbeit an.
Da wäre das sehr lesenswerte Interview mit Migrationsexperte Dirk Messner, Leiter des Instituts für Entwicklungspolitik, in der Süddeutschen Zeitung. Unter dem Titel „Der Westen hat als Vorbild dramatisch gelitten“, stellen Michael Bauchmüller und Stefan Braun alle derzeit diskutierten relevanten Fragen. Neben einer Analyse der bekannten Fluchtursachen, greifen die Interviewer das propagierte Allheilmittel ´Investitionen´ auf. Messner resümiert
„Wir müssen uns klarmachen, dass wir von außen nicht alle Probleme lösen können. Aber wir können Entwicklungen verstärken und auf Akteure setzen, von denen wir denken, dass sie in Zukunft eine Bedeutung haben werden. Ich wünsche mir eine Mischung aus Pragmatismus und Ehrgeiz – statt alle paar Jahre die nächste Sau durchs Dorf zu jagen, nach dem Motto: Wir haben den goldenen Schlüssel gefunden. Es gibt keinen goldenen Schlüssel. Also muss man kluge Prioritäten setzen, und mit anderen Gebern und Regierungen in den Partnerländern zusammenarbeiten“
Mit seinem, m. E. wichtigsten Satz: „Man muss auf die Länder, wo das möglich ist, hören. Man sollte deren Strategien unterstützen“, möchte ich Sie zur vollständigen Lektüre des Beitrags anregen.
Und auch Prinz Asfa-Wossen Aserate findet kritische Worte in dem, von Stephan Baier geführten Interview in der Tagespost. Nicht einmal ein Drittel der vergebenen Entwicklungshilfegelder haben seiner Meinung nach die Adressaten erreicht, meint Asserate. Das ist ein vernichtendes Ergebnis. Seine Empörung gilt den jüngst geschlossenen Fluchtpartnerschaften, wie er sie nennt. Gewaltherrscher werden alimentiert, damit sie uns die Migranten vom Hals halten! Bei aller Kritik gibt Prinz Asserate aber auch einen Ausblick auf eine gewünschte Afrikapolitik:
„Nur eine gemeinsame Afrikapolitik Europas könnte Nein sagen zu afrikanischen Gewaltherrschern. Die Zeit wäre dafür reif, denn 2013 hat die Afrikanische Union ein Meisterwerk herausgebracht, das von 52 Staaten ratifiziert wurde: „Agenda 2063“.
Das sollten die Europäer zur Basis ihrer Afrikapolitik machen, denn in diesem Dokument haben sich die Afrikaner selbst zur Rechtsstaatlichkeit bekannt. Also können die Europäer sagen: Mit Ländern, die sich daran nicht halten, wollen wir nichts zu tun haben, denn unsere Steuerzahler wollen ihr hart verdientes Geld nicht dafür ausgeben, afrikanische Diktatoren zu alimentieren, die immer mehr Migranten zu uns senden.“ Mit Regimewechseln ist es jedoch nicht getan, meint Asserate und verweist auf mehrere Komponenten unterstützungswürdiger Ansätze. So z. B. in Botswana wo die Einführung einer Krankenversicherung und einer Mindestrente dem demografischen Wandel entgegenwirken. Lesen und prüfen Sie selbst weitere Betrachtungen und Sichtweisen.
Wer sich nach aller Kritik der Entwicklungszusammenarbeit nach ein paar grundsätzlichen Fakten sehnt, um die eigenen Überlegungen zu verifizieren, mag sich den zusammengestellten Daten und Fakten von Arnold Schölzel, in der Jungen Welt widmen – sehr lesenswerte Übersicht.
Lassen Sie mich zum Schluss noch auf eine geplante, vielversprechende Diskussion mit Experten der Entwicklungszusammenarbeit zum „Fokus: Internationale Afrikapolitik“ hinweisen. Die Redaktion der Wuermtal.Net kündigt die Veranstaltungsreihe “WolfartKlinik Global Diagnosis” an, wo Botschafter Harald Braun, Professor Clemens Fuest und Dr. Boniface Mabanza sich einigen der drängendsten sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Fragen der Gegenwart widmen, um alternative Herangehensweisen und Denkansätze zu diskutieren. Wenn Sie mögen, diskutieren Sie mit am 30. Januar 2018 im Bürgerhaus Gräfelfing.
„Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen nach nachhaltiger Entwicklung, Handels- und Wirtschaftspolitik sowie möglichen Widersprüchen und Herausforderungen.“
„Kritiker werfen der europäischen Afrikapolitik vor, sich mehr an Wirtschafts- und Handelsinteressen zu orientieren als an Entwicklungshilfe.“
Es verspricht eine spannende Debatte zu werden.
Lesen Sie weitere Ausgaben der Wochenschau.
Lassen Sie uns gerne Ihre Meinung zu unserer Wochenschau wissen. Ob die Inhalte und Verweise für Sie interessant sind; ob unsere Meinung für Sie valide ist; ob Sie zu kurz oder zu lang, klar oder unverständlich geschrieben ist. Ihre Meinung ist uns wichtig!