Der Jahreswechsel bot die nötige Ruhe eine Vielzahl an Artikeln und EZ-Programmen zu durchstöbern. Natürlich mit besonderem Augenmerk auf die Länder Ghana und Gambia, in denen wir als Stiftung tätig sind.
Dass im Dezember auch noch Bundespräsident Steinmeier mit einer 20-köpfigen Wirtschaftsdelegation nach Ghana und Gambia reiste, erhöhte meine Neugier. Ob seinen vielen Versprechungen Taten folgen werden, wird sich dieses Jahr zeigen.
So gehe auch ich wieder an die Arbeit, möchte mithelfen, die gesteckten Ziele der Stiftung für 2018 umzusetzen. Begleitend dazu meine Wochenschau.
Sehr aufschlussreich und sehr lesenswert finde ich das Deutsche Welle-Interview mit Stefan Liebing, Vorsitzender des Afrika-Vereins der Deutschen Wirtschaft, mit dem Titel Afrikajahr 2017: „Keine Willenserklärung ist bisher umgesetzt worden„. Dezidiert und ehrlich spricht er von den vielen Absichtserklärungen, denen die Taten noch folgen müssen. Liebing zieht eine gemischte Bilanz. Wenn von 400.000 im Ausland tätigen Unternehmen nur 1.000 in Afrika tätig sind, wird die Bundesregierung unterstützen müssen, auch wenn Subventionen nicht seine liebste Maßnahme zum Investitionsantrieb darstellen. Aber er möchte was in Bewegung setzen. „Niemand will Subventionen, aber wir brauchen eine engere Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen und der privaten Seite in Märkten, wo es sonst nicht funktioniert.“ Dabei sieht er die enorme Bedeutung der Investition in Ausbildung in Afrika, und zwar so, dass der Ausbildung Stellenangebote folgen müssen.
„Es hilft nichts, Ausbildungszentren zu bauen und dann Enttäuschungen zu schaffen, weil Menschen aufwendige Ausbildungen durchlaufen und anschließend keine Stelle finden. Ausbildungsangebote müssen zu dem passen, was die Wirtschaft auch nachfragt. Auch da braucht es eine engere Koordinierung zwischen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die im Ausbildungsbereich tätig ist, und den Unternehmen, die sagen können, wo Arbeitsplätze gebraucht werden.“
Dies ist m. E. der einzig richtige Ansatz. Viel Geld und Hoffnung ist in Ausbildungsprogrammen der EZ verbrannt worden, da der Gedanke der Nachhaltigkeit fehlte. Sie mögen sich Ihre Meinung dazu bilden.
Ein weiterer sehr empfehlenswerter Artikel ist der Bericht von Markus Becker auf spiegel.de. In „Wohin er auch geht – Jean-Marie ist unerwünscht“ berichtet Becker über zurückgekehrte Migranten in Afrika, eine nüchterne und ernüchternde Recherche aus Abidjan. Perspektivlosigkeit, Martyrien illegaler Flucht und Stigmatisierung vermeintlicher Versager, bilden ein schier unentrinnbares Geflecht der Migrationsproblematik. Zusammengefasst: Tausende Migranten werden dabei unterstützt, aus katastrophalen Zuständen in Libyen in ihre Heimatländer zurückzukehren. Dort aber erwartet viele eine ungewisse Zukunft und soziale Ausgrenzung, andere wollen sich erneut auf den Weg nach Europa machen. Die Herkunftsländer nehmen abgelehnte Asylbewerber meist nur widerwillig zurück – wenn überhaupt. Für europäische Staaten steht und fällt damit jedoch ihre künftige Migrationspolitik. Bitte lesen Sie nach.
„Schlechtes Gewissen ist kein guter Ratgeber“ ist der Titel des lesenswerten Gastkommentars von Gunther Neumann in diepresse.com. Gunther Neumann, seit über 20 Jahren in leitender Funktion für verschiedenste EZ-Organisationen tätig, meint „auch im Entwicklungsdiskurs ist das Gegenteil von gut manchmal nur gut gemeint.“ Dieser außerordentlich differenzierte Kommentar spannt einen Bogen der Geschichte, Politik und Entwicklungshilfe Afrikas. Neumann versucht in der globalen Analyse wirksame Maßnahmen zu identifizieren, die Veränderungen bewirkt haben, benennt aber auch die hindernden Konstellationen des afrikanischen Kontinents. Es braucht genau diesen kritischen Blick, das ehrliche Bekenntnis von Kosten und Nutzen für alle Partner, um geeignete Programme zur Förderung der afrikanischen Wirtschaft aufzulegen.
Ich bleibe verhalten, mangelt es doch vor allem an konkreten Schritten zur Umsetzung der vielen Ideen und Plänen. Folgen Sie dem Diskurs Neumanns über das schlechte Gewissen als schlechten Ratgeber für Entwicklungszusammenarbeit.
Und dann mag Sie noch der kritische Artikel in freitag.de von Stephan Kaufmann ebenso aufregen wie mich. In „Zehnfach verkehrt“ widerspricht er vehement den Thesen des Leipziger Juristen Thomas Rauscher. Erschreckend, was sich da seitens eines ´Fachmannes´ an Gedankengut auftut . Ich bin Herrn Kaufmann sehr dankbar, dass er sich solcher Meinungsmache entgegenstellt, und zwar dezidiert. Bitte lesen Sie weiter.
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