„Wir unterstützen langfristige Lösungen“

Die First Step Foundation ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie Mikrokredite langfristig Arbeit schaffen können. Von 175 Kreditnehmerinnen sind nachweislich 138 nach zwei Jahren immer noch im Geschäft. Wie schafft man das? Ein Interview mit Direktor Lawrence Osei Asamoah. 

2009 fing alles an – mit dem So Memu-Projekt der Stiftung. Die Idee war einfach: mit kleinen Mikrokrediten sollten vor allem Frauen unterstützt werden, die aufgrund fehlender Sicherheiten nie einen Kredit von einer Bank bekommen würden. Das kleine Startkapital soll den Frauen ermöglichen ein Geschäft aufzubauen, mit dem sie es im besten Fall schaffen, selbstbestimmt und langfristig Hunger und Armut zu überwinden. Das Projekt lief gut an und die ersten Frauen konnten sich mit ihrem Geschäft einen Lebensunterhalt verdienen.

Nach den ersten erfolgreichen Jahren war es dann Zeit das Ruder an Lawrence Osei Asamoah zu übergeben, der das So Memu-Projekt von Anfang an leitete. Darum gründeten Lawrence und die Stiftung 2012 gemeinsam die First Step Foundation.

Seit über vier Jahren läuft das Mikrokredit-Programm nun unter der Leitung von Lawrence – mit sichtbarem Erfolg: So gut wie alle Teilnehmerinnen können ihren Kredit innerhalb des ersten Jahres zurückzahlen. Von den 175 Frauen, die 2013 einen Kredit von der First Step Foundation erhielten, sind mindestens 138 noch heute nachweislich im Geschäft. Wahrscheinlich sogar noch viel mehr! Doch da sie weggezogen sind, können wir das nicht erfassen. Ich wollte verstehen wie Lawrence es schafft, dass ein so großer Teil der Teilnehmerinnen ihren Kredit zurückzahlen können.

FRAGE: Wie erreichst du, dass so viele der Teilnehmerinnen nicht nur den Kredit innerhalb eines Jahres zurückzahlen sondern auch ein erfolgreiches Geschäft aufbauen, mit dem sie selbst Jahre danach ihren Lebensunterhalt verdienen können?

Ich habe mir von Anfang an immer viel Zeit dafür genommen, mir die Lebenssituation der Frauen ganz genau anzuschauen. Das ist enorm wichtig, denn Leute sind nicht immer die Person, die sie vorgeben zu sein. Und eine gute Geschäftsidee zu haben ist leider oft nicht genug. Um das Geschäft auch über mehrere Jahre aufrecht zu erhalten, braucht es die richtige Motivation und Ausdauer. Deswegen erkundige ich mich über die Frauen. Ich versuche zu verstehen, welche Beweggründe hinter dem Antrag stehen. Diejenigen, die mich am meisten drängen, brauchen das Geld meistens für andere Gründe als ihr Geschäft. Wir sind allerdings nicht dazu da, die Schulden der Personen zu bezahlen. Wir fördern keine Abhängigkeiten, sondern unterstützen langfristige Lösungen. Das Ziel der First Step Foundation ist es, Frauen zu befähigen, selbstbestimmt und eigenständig ihren Lebensunterhalt zu verdienen und langfristig Hunger und Armut zu überwinden.

FRAGE: Seit vier Jahren steht die First Step Foundation jetzt auf eigenen Füßen und ist finanziell unabhängig. Was wünschst du dir für die Zukunft?

929_Jennifer AsareEs fehlen gerade noch die nötigen Ressourcen, aber ich würde mir wünschen das Programm auch auf andere Communities außerhalb Offinso auszuweiten. Außerdem möchte ich einige erfolgreiche Frauen gerne darin unterstützen, ihr Geschäft auszubauen, wodurch unter Umständen neue Jobmöglichkeiten für andere Frauen entstehen. Frauen wie Jennifer Asare zum Beispiel, möchte ich zu Multiplikatorinnen ausbilden. Sie wissen, worauf es ankommt und können mit ihren Erfahrungen andere Frauen dabei unterstützen, neu anzufangen.

FRAGE: Was sind deine glücklichsten Momente? Was ist das Schwierigste an deinem Job?

Ich bin immer dann am glücklichsten, wenn ich sehe, dass Frauen wie Agnes zum Beispiel, auch noch Jahre später im Geschäft sind und ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Agnes war eine der ersten Teilnehmerinnen des So Memu-Projekts. Sie ist HIV infiziert und braucht starke Schmerzmittel. Doch sie möchte von Niemandem abhängig sein, um sich die lebenssichernden Medikamente leisten zu können. Also hat sie einen Kredit beantragt. Es hat mich so gefreut, sie vor kurzem auf dem Markt zu treffen und zu sehen, dass sie immer noch erfolgreich ihre Yams-Wurzeln verkauft. Sie lässt einen wirklich daran glauben, dass alles möglich ist.

Das schwierigste an meinem Beruf ist, wenn ich sehe, dass einige Teilnehmerinnen es nicht schaffen, den Kredit zurückzuzahlen. Es zerreißt mich innerlich und ich versuche ihnen dan zu helfen. Aber zur gleichen Zeit muss ich auch streng bleiben und sie verpflichten, den Kredit zurück zu zahlen. Denn mit dem Geld kann ich wiederum anderen Frauen eine Chance geben.

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Ein freudiges Wiedersehen. Lawrence besucht Agnes auf dem Markt.

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