Ab 2019 starten wir ein neues Arbeits- und Ausbildungsprogramm für arbeitslose Jugendliche und zurückgeführte Migrantinnen und Migranten in Gambia. Entstanden ist die Idee aus einer bitteren Notwendigkeit heraus.
Kurz die Fakten: Im Frühjahr dieses Jahres wurden aus Europa – und auch aus Deutschland – und den USA im Zuge der Rückführungsvereinbarungen zwischen EU, IOM (International Organisation for Migration) und Gambia die ersten 1.500 Migrantinnen und Migranten zurück in ihr Heimatland geschickt. Keine Begründung für einen Asylstatus und deshalb abschiebefähig. Problem in Deutschland entsorgt, könnte man anmerken. Rechtfertigend verweist man auf „Youth Empowerment Schemes“, hochdotiert unterstützt von der EU, und die gambische Regierung hofft mit ihrer Kooperation in der Migrationspolitik auf weitere Förderungen.
Nun sind sie da, freiwillig und unfreiwillig zurückgeführt nach Gambia – ohne Arbeit, ohne Ausbildung, ohne Perspektive. Eine weitere Belastung für den ohnehin prekären gambischen Arbeitsmarkt mit einer Jugendarbeitslosigkeit von über 40%. Eine weitere Belastung für die gambische Gesellschaft, denn die Re-Integration dieser Jugendlichen ist problematisch, sie gelten als Versager. Ausgegrenzt und ohne Perspektive ist ein Konfliktpotential vorprogrammiert.
Die Regierung hat keine Ressourcen dies aufzufangen, geschweige denn Mittel, um in produzierende Gewerbe zu investieren. Hilfsgesuche an internationale Organisationen scheinen die derzeit einzige Strategie, europäische Förderprogramme stehen bereits bereit.
Eine Parlamentsdebatte, die Momodou Bah – Projektleiter unserer gambischen Partnerorganisation Rural Development Organization, RDO – und ich im März verfolgen, machen die verzweifelte Hoffnungslosigkeit der Regierung deutlich. Unsere Betroffenheit ist groß und es entsteht eine lebhafte Diskussion darüber, wie wir diese Jugendlichen, angesichts der erdrückenden Arbeitslosigkeit im Land, unterstützen können.
Momodou sieht sich und die RDO in der Pflicht: „Wir brauchen wirkliche Perspektiven für die Jugend. Wir müssen Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten schaffen! Wir müssen etwas tun!“
Das finden wir auch. Wir müssen etwas tun!
Das Arbeits- und Ausbildungsprojekt für gambische Jugendliche
Wir sehen wirtschaftliches Potential in der Landwirtschaft in Gambia. Und mit der Expertise, die wir in den letzten Jahren mit den anderen Projekten aufbauen konnten, sind wir sicher, dass nur ein unternehmerischer Ansatz wirklich dauerhaft Arbeitsplätze schafft. Es reicht nicht junge Menschen auszubilden, sie eine Zeit lang zu alimentieren, um sie letztlich wieder der Arbeitslosigkeit zuzuführen. Wir wollen sie befähigen, eine Eigenständigkeit als landwirtschaftliche Unternehmer aufzubauen.
Die Idee: In jeweils zweijährigen Kursen bilden wir jährlich 100 junge Gambier im Anbau von Gemüse und verwandten Berufsfeldern aus. Die 4-semestrige landwirtschaftliche Ausbildung ermöglicht dabei einen Berufseinstieg für jährlich 50 Absolventen.
Info: 2019 starten 50 Trainees mit dem Grundausbildungsjahr, 2020 starten weitere 50 Trainees mit der Grundausbildung, 2021, wenn die Beginner Gruppe ihren Abschluss macht, starten die nächsten 50 Trainees.
Eine zusätzliche Spezialisierung im 2. Ausbildungsjahr soll sie für verschiedenste landwirtschaftliche Erwerbsfelder – z. B. Weiterverarbeitung, Saatzucht, Landschaftsbau, Tierzucht, Marketing, Buchhaltung, etc. – qualifizieren. Bei einem Start in die Selbständigkeit werden wir sie mit zinsgünstigen Darlehen unterstützen.
Neben der theoretischen Ausbildung werden die Jugendlichen im neuen NGO-Garten der RDO arbeiten. Dort lernen sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu arbeiten – sie pflanzen an, vermarkten und verkaufen die Produkte und verarbeiten sie auch.
Mehr zu den einzelnen Bausteinen des umfangreichen Projekts können Sie hier nachlesen.
Ohne die Unterstützung der gambischen Regierung geht es nicht.
Die Jugend braucht mehr als nur die gelegentliche Mithilfe im Garten ihrer Eltern. Sie braucht mehr als nur hier und da einen Tagelöhner-Job, mehr als von der Verwandtschaft durchgefüttert zu werden, mehr als vor dem Stigma ´Versager´ davonzulaufen. Immer wieder wurden wir von ihnen gefragt „Wann macht ihr was für uns?“ Sie wollen was tun, sich eine Perspektive aufbauen!
Um sicherzustellen, dass die Jugendliche auf dem heimischen Arbeitsmarkt auch wirklich eine reale Chance haben, haben wir deshalb Monate lang mit Ministerien, Geschäftsleuten, Jugendberatern und engagierten Experten gesprochen. Wir haben mit dem Landwirtschaftsministerium, Distrikt-Gouverneuren und den Kommunalen Verantwortlichen verhandelt – mit Erfolg. Das Projekt wird von der gambischen Regierung unterstützt. Für den NGO Garten hat die Kommune Ballengho 10 Hektar Land für die Dauer von 50 Jahren an die RDO überschrieben. Die Ausbildung wird vom Bildungsministerium Gambia offiziell anerkannt.
Auch auf deutscher Seite unterstützen uns mehrere Unternehmen und Organisationen und wir erwarten eine Förderung mit Bundes- und Landesmitteln.
Doch das reicht nicht.
Um das umfassende Projekt zu stemmen, ist ein enormer Eigenanteil von Sabab Lou nötig. Und dafür brauchen wir Ihre Unterstützung.
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