Wasserlauf für sauberes Trinkwasser

Sauberes Trinkwasser ist im Norden Ghanas noch keine Selbstverständlichkeit

Chere-Nakaku ist ein kleines, abgelegenes Dorf im äußersten Norden Ghanas. Versteckt in den Weiten einer kargen Graslandschaft, liegt es einen guten Tagesmarsch von der nächst größeren Stadt entfernt. Seine BewohnerInnen leben zum Großteil von der Landwirtschaft. Seit einiger Zeit beteiligen sich Farmerinnen aus Chere-Nakaku an Sabab Lou’s Anoshe Women-Projekt und bewirtschaften ihre eigenen Felder. Immer wieder berichten sie uns von der unzureichenden Trinkwasserversorgung in ihrem Dorf. Sie erzählen von ihrem beschwerlichen Weg zum Stausee, von der schlechten Qualität des Wassers und von Kindern, die über Bauchschmerzen klagen. Diese Situation wollen wir von Sabab Lou uns genauer ansehen.

Die Frauen aus Chere-Nakaku füllen ihre Kanister am Stausee

Um 05:00 Uhr treffen wir in Chere-Nakaku ein, um mit einigen Frauen Wasser holen zu gehen. Wir wollen selbst erfahren, wie mühevoll diese tägliche Arbeit ist und welche Qualität das Wasser hat. Noch sind wir gut zu Fuß, und in angeregter Unterhaltung vergeht die Zeit. Nach etwa 45 Minuten Wegzeit sehen wir von einer kleinen Anhöhe aus auf ein aufgestautes Wasserbecken, in dem Frauen ihre Kanister füllen. Die Ränder des Walles besagen, dass hier einmal mehr Wasser gewesen sein muss – nun ist es ja auch kurz vor der sehnsüchtig erwarteten Regenzeit. Doch insgesamt geht das Wasser zurück, belehrt man uns.

Der Wasserspiegel des Stausees sinkt mit jedem Jahr

Als wir näher an das Becken heran treten, mögen wir es kaum glauben – das ist Schlamm – das ist kein Wasser! Tjetje lupft ihren Rock, watet bis zu den Knien ins Wasser und befüllt ihren Kanister. Den lähmenden Schrecken lassen wir uns nicht anmerken und helfen mit. Und dann: Die Frauen hieven ihre 25 Liter-Kanister auf den Kopf, und zurück geht’s nach Chere-Nakaku! Wir tragen nur einen 10 Liter-Eimer und wir wechseln uns auch noch beim Tragen ab.

Edith und die Frauen aus Chere-Nakaku

Nach wenigen Minuten Fußmarsch kommen wir in ein Dorf. Wir müssen ein derart bedauernswertes Bild abgeben, dass wir von Dorfbewohnern in ihr Gehöft gebeten werden. Sie bieten uns Pitu-Bier an, selbstgebraut aus Hirse. Ein Genuss. Und schöne vertrauliche Gespräche. „Wie findet ihr das eigentlich, dass wir hierher kommen?“, fragt Lili. „Wir freuen uns, wenn ihr kommt, dann fühlen wir uns nicht so allein“. Zurück in Chere-Nakaku – wir waren über eineinhalb Stunden unterwegs – gehen die Frauen dann noch zwei, drei Male zum Wasserreservoir, um für den Tagesbedarf ihrer Familien zu sorgen. Vier bis fünf Stunden tägliche Schwerstarbeit für Schlammwasser!

Dass wir mit ihnen gelaufen sind, werden sie uns nicht vergessen. Die Begegnungen der nächsten Tage weisen mit strahlenden Augen und slapstick-artigen Gesten des Kanistertragens immer wieder auf unsere Gemeinsamkeit hin.

Sauberes Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit

Sauberes Trinkwasser ist die Grundlage eines gesunden Lebens. Der Weg, den die Frauen aus Chere-Nakaku täglich gehen, um an minderwertiges Wasser zu gelangen, ist beschwerlich und zeitintensiv. Wir von Sabab Lou wollen den Frauen helfen und eine Wasseranlage in der Nähe ihres Dorfes errichten. Doch wie bei all unseren Projekten legen wir auch hier größten Wert auf Nachhaltigkeit. Die DorfbewohnerInnen werden nach einiger Zeit selbstständig für die Instandhaltung der Wasseranlage sogen müssen. Mit dem Baddibu-Projekt hat Sabab Lou schon einmal ein groß angelegtes Bewässerungsprojekt realisiert. Dieses trägt sich seit Anfang des Jahres 2015 selbst. Noch suchen wir nach einer passenden Lösung für Chere-Nakaku, doch sind wir zuversichtlich, schon bald über unsere nächsten Schritte berichten zu können.

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