Was hat Food Processing mit Gleichberechtigung zu tun?

Es geht nicht nur um gleichberechtigte Arbeit, zum Beispiel in der Landwirtschaft, um gleiche Entlohnung für gleiche Arbeitsleistung, um gerechte Besitz- und Einkommensverteilung – es geht auch um die Auflösung von sogenannter „Männerarbeit“ und „Frauenarbeit“. Die Auszubildenden in unserem Jugendausbildungsprojekt in Gambia machen es vor.

Gleichermaßen eifrig dabei, die jungen Männer und Frauen im Ausbildungsprojekt, Ballingho, Gambia, ©Sabab Lou

Lang ersehnt, endlich Wirklichkeit. Nach 6 Monaten Corona-bedingter Unterrichtspause, wenngleich mit praxisnaher Arbeitsausbildung, musste viel Theorie nachgeholt werden. Und endlich konnten wir erste Workshops im Bereich Nahrungsmittelweiterverarbeitung durchführen. Geplant: die Herstellung grüner Tomatenmarmelade und scharfer Chilisauce. Die Teilnahme war freiwillig . . . und alle traten an, auch die Jungs.

Es wurde geschnipselt, gehäutet, geschält, gemischt, gerührt, sterilisiert, abgeschmeckt, gewürzt, püriert, abgefüllt . . . unterschiedslos waren alle mit Feuereifer dabei. Und mit noch mehr Feuereifer wurde die Aktion fotografisch dokumentiert, so begeistert waren alle. Wichtiger aber: Die Resultate waren vielversprechend, eine superleckere Marmelade und eine schmackhafte scharfe Chilisauce.

Es dauerte nicht lange bis die Marmelade – eine willkommene Abwechslung im Frühstücksprogramm – aufgebraucht und die Pfeffersauce auf dem lokalen Markt bereits verkauft war. Ein voller Erfolg!

Links unten im Bild die erste Charge Chilisauce, ©Sabab Lou

Minutiös wurden alle Ingredienzien aufgeschrieben, Mengenangaben notiert, Arbeitsabläufe dokumentiert, schließlich geht es um die Replizierbarkeit bestimmter nachgefragter Produkte. Geschmack, Konsistenz, Farbe, alles wurde sorgfältig abgestimmt und festgehalten.

Die Aufgabe: Produkte herstellen, die vornehmlich einer Verwertung von nicht mehr als Rohware verkäuflichen Gemüsen dienen sollte. So kann aus „Resten“ noch eine weitere Einkommensquelle erschlossen werden.
Mit der Herstellung allein war es aber nicht getan. Alle Kosten mussten berechnet werden, umgelegt auf unterschiedliche Füllmengen und versehen mit einem Preisaufschlag. Gemeinsam wurde beraten, ob ein Aufschlag auf die Herstellungskosten von 50% bei der Chilisauce und 75% bei der grünen Tomatenmarmelade von den Kunden akzeptiert werden würde.

Ja, das wurde sie . . . und bereits alles verkauft! Einen größeren Erfolg hätten wir uns nicht wünschen können! Kleine Teams werden nun mit weiteren Rezepturen neue Produkte entwickeln und hoffentlich genauso erfolgreich abschneiden. Natürlich müssen dann auch ein attraktives Label kreiert, sowie ein Lebensmittel- und Herstellungszertifikat erworben werden. Wir werden weitere Workshops durchführen, und vielleicht wird die Nahrungsmittelverarbeitung für einige der dieses Jahr graduierenden Jugendlichen eine berufliche Zukunft bedeuten. 

Eine exakte Preiskalkulation ist genauso wichtig wie die Herstellung, ©Sabab Lou

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