„In der Stärkung der Landwirtschaft liegt der Schlüssel für die Bekämpfung von Hunger und Armut“, schreibt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller in seinem neuen Buch „Umdenken“. Was er als “Umdenken” bezeichnet, ist schon immer unser Fokus gewesen.
Die Bäuerinnen und Bauern sichern die Ernährungsgrundlage der Menschheit. In der Stärkung der Strukturen in den Entwicklungsländern liegt ein entscheidender Schlüssel für die Bekämpfung von Armut und Hunger. Das erklärt Minister Müller in seinen ersten Kapiteln.
Selbst in der Landwirtschaft groß geworden, sind Herrn Müller Chancen und Herausforderungen einer ökonomisch wie ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft vertraut. Als Entwicklungsminister beleuchtet er die bestehenden Zielvorgaben einer klimaneutralen Landwirtschaft in Entwicklungsländern sehr genau.
Er erkennt: Die kleinbäuerlichen Familienbetriebe in den Entwicklungsländern tragen nur zu einem verschwindend geringen Teil zu einem CO² Ausstoß bei, leiden aber besonders hart unter den Auswirkungen des globalen Klimawandels. „Wir sollten und dürfen die Kleinbäuerinnen und -bauern nicht in den Kreislauf der Intensivierung und Ausbeutung ihrer Böden und der Natur vor Ort treiben“, schreibt der Minister. Das heißt, die Armen mögen bitte nicht den gleichen Fehler machen wie wir in Europa und mit Pestiziden und anderen Natur und Gesundheit belastenden Methoden ein gewinnbringendes Gewerbe aufbauen. Als Entwicklungsminister setzt er den Fokus entschieden auf die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Das Problem dabei: Agrarkonzerne bauen hochproduktiv und hochintensiv an und werden auch noch subventioniert. Das heißt, sie können ihre Ernte günstig anbieten und sich im Wettbewerb gegenseitig überbieten. Nur wenn die Erzeugerpreise über die Weltmärkte niedrig gehalten werden, MÜSSEN die Farmer ihre Erträge massiv steigern, um ein Einkommen zu verdienen. Und wie soll das eine kleinbäuerliche Familie in der Savannen-Region schaffen? Die subventionierte Landwirtschaft der nördlichen Hemisphäre erfährt bis heute eine grandiose Produktivitätssteigerung. Und WIR fordern, von den Farmerfamilien in Subsahara Afrika, dass sie sich auf klimaneutrale Bewirtschaftung ganz ohne Unterstützung umstellen?
Sabab Lou hat die Herausforderung angenommen, die Landwirtschaft von ärmlicher Subsistenzwirtschaft zu einer profitablen Einkommensquelle zu führen. Ökologisch und ökonomisch nachhaltig. Eine teure und langwierige Arbeit. Und dann konterkarieren wir in Europa und eben auch Deutschland alle erstrebenswerten Ziele einer klimaneutralen UND profitablen Landwirtschaft in Subsahara Afrika mit unserer hochsubventionierten Agrarpolitik. Wir machen weiterhin wirtschaftspolitisch und handelspolitisch kaputt was wir entwicklungspolitisch aufbauen wollen? Das ist skuril.
Aber wenden wir uns den Empfehlungen des Ministers zu. Zum Beispiel der Humusbildung auf semiariden Böden. Das sei enorm wichtig, schreibt er, da der Humus, also die fruchtbare, aus verrotteten Pflanzresten bestehende Bodenkrume, ist nicht nur Nährstofflieferant für die Pflanzen, sondern ist eben auch wichtiger CO² Speicher.
Eben die nachhaltige Qualitätssteigerung der Bodenqualität, und damit der Humusaufbau, hat für uns in unseren Projekten oberste Priorität. Dabei geht es nicht nur um den langfristigen Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und letztlich um die Ernährungssicherheit der armen Landbevölkerung. Es geht um Produktivitätssteigerung UND klimaneutrale Bewirtschaftung. Denn die Böden sind nicht nur die Grundlage für die Landwirtschaft, sondern nach den Ozeanen auch der größte Kohlenstoffspeicher der Erde. Gleichzeitig sind heute 1,5 Milliarden Menschen von starker Degradation ihrer Böden betroffen, weshalb Bodenrehabilitierungsmaßnahmen, eben Humusaufbau, so wichtig sind.
Sabab Lou hat umfassende Bodenaufbereitungsmaßnahmen zum Beispiel in Nordost-Ghana initiiert, die auf eine deutliche Produktivitätssteigerung abzielen, aber im Wesentlichen auf Humusaufbau hinwirken. Um die Ernährungssicherheit für Generationen zu sichern. Mit schonenden Bodenbearbeitungstechniken, sehr viel organischem Dünger und Kompost, nachhaltigen Ernteverfahren und weitgehend konstanter Bodenbedeckung versuchen wir humose Strukturen wiederaufzubauen.
Die Aussage von Minister Müller „Letztlich müssten die, die CO²-Emissionen erzeugen, zum Beispiel in Deutschland, diejenigen bezahlen, die zum Beispiel in Afrika das CO² wieder aus der Atmosphäre herausholen“, ist ambitioniert. Aber wir sind froh, einen gewichtigen Mitstreiter gefunden zu haben, was ökologisch verantwortliche und ökonomisch nachhaltige Landwirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent angeht.
Wir widmen uns derweil der Bodenarbeit. Mehr zu den einzelnen Maßnahmen, den Zielen, den Methoden und den Auswirkungen finden Sie in unseren Blogbeiträgen erklärt. Und natürlich gehen wir in unternehmerischer Weise vor. Eben nicht durch mitleidsvolle Hilfe, sondern gezielte Umsetzung ganzheitlicher landwirtschaftlicher Maßnahmen, sowie durch Ausbildung und Aufbau von Organisationsstrukturen in unseren Agrarprojekten. Zur überzeugten und eigenständigen Fortführung einer ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Landwirtschaft.