Ihre Rinder sind wie ihre Kinder, ihr ganzer Stolz. Je mehr Rinder, desto geachteter ist man. Mbelly bricht bewusst mit dieser Tradition. Wieso?
Die Rinderherden der Fulani, einem über ganz Westafrika verbreiteten Nomadenstamm der Sahelzone, sind der ganze Besitz, man verkauft ihn nicht. Die Milch der Kühe, mit der die Fulani fast alle Mahlzeiten zubereiten, sichert das Überleben der Familien, in der Trockenzeit sind es oft nur wenige Tropfen. Verkauft wird ein Rind aber nur in äußerster Notlage – man verkauft ja schließlich auch kein Kind.
Der Gedanke, lieber weniger Tiere zu haben, diese aber ausreichend füttern zu können, ist fremd, sehr fremd. Dabei könnten einige gesund und ausreichend ernährte Tiere sehr viel mehr Milch geben.
Mbelly macht es vor. Nie hatte seine Familie eigene Tiere, er hütete die Herde eines reichen Besitzers. Der Lohn war die karge Milch. Mit einem Geschäftskredit kaufte er Yumeh, eine widerstandsfähige Kreuzung aus niederländischen Rindvieh und senegalesischen Höckerrind. Yumeh gibt täglich ca. 8 Liter Milch. Kein Vergleich mit unseren Hochleistungskühen, aber das 8-fache der lokalen Rasse. Mbelly kann davon täglich 7 Liter Milch auf dem lokalen Markt verkaufen, über 6 Monate lang. Er verdient zum ersten Mal Geld – während eines halben Jahres nahezu 4 Euro am Tag.
Mbelly hofft, dass nach Insemination Yumeh ein weibliches Kalb gebiert, dies würde er behalten und so irgendwann seine Milchmenge verdoppeln. Den kleinen Jungbullen wird er verkaufen, um Heu für die Trockenzeit kaufen zu können. Deshalb gibt Yumeh auch in der Trockenzeit Milch; deshalb verdient Mbelly auch in der Trockenzeit Geld.
Lieber wenige Tiere, diese aber produktiv halten, das ist seine Prämisse. Hier bricht er eine Fulani-Tradition. Nicht, dass er seine Mini-Rinderzucht mit weniger Herzblut macht. Auch er sorgt für Yumeh wie für ein Kind. Aber er will nur so viele Tiere, wie er auch gut für sie sorgen kann. Und sie ihm Wirtschaftsfaktor sind.
Eine entschiedene entscheidende Veränderung von Tradition in die Moderne.
So bringen unsere unternehmerischen Projekte mehr als nur eine Geschäftsidee in Gang. Sie machen Mut für neue Wege, für neue Denkansätze. Die Tradition bewahren, und doch neue Wege für nächste Generationen beschreiten.