Sabab Lou gründet gambische NGO

Rural Development Organization steuert die Agrarprojekte von Sabab Lou in Gambia

„Arbeit im ländlichen Bereich schaffen“, und zwar durch den Aufbau von Agrarproduktion: das ist die Devise von Sabab Lou. So hat Sabab Lou vor über 2 Jahren angefangen, in dem Dorf Chamen, 120 Kilometer im Landesinneren Gambias im Baddibu-Distrikt gelegen, den Anbau von Gemüse, Schafsmast und Bienenhaltung zu fördern. Die Maßnahmen dazu waren: die Anlage eines 2 ha großen Gemüsegartens, der Bau von Wasserreservoirs, eines Schafstalls und einiger Bienenkästen sowie die Installation eines solaren Pumpenbewässerungssystems. Ziele waren: Erträge und Einkommen schaffen, Armut mindern. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten läuft das Projekt nun. Alle arbeitsfähigen Frauen des Dorfes bewirtschaften den Garten. Mit dem Anbau von Zwiebeln, Tomaten, Bittertomaten, Pfeffer u. dgl. erzielen sie nun auch Erträge in der Trockenzeit und sichern so den Unterhalt ihrer Familien. Und es gibt sauberes Wasser für die Haushalte im Dorf. Nicht alle Erlöse aus dem Verkauf verbleiben bei den Familien, ein Drittel davon fließt in Rücklagen für Instandhaltung und Reparatur sowie Wiederbeschaffung. Das Projekt soll sich in einigen Jahren selber tragen. Es soll nachhaltig sein, so dass zum Beispiel der Zaun um den Garten erneuert werden kann oder  eine neue Solarpumpe angeschafft werden kann. Dazu gehört auch, dass die Dorfbewohner in 2 bis 3 Jahren die Verantwortung übernehmen und dann das Projekt in eigener Regie betreiben.

Auf 3,8 kWp erweiterte Solarpumpanlage in Chamen, Oktober 2012

Das Projekt macht nun Schule. Andere Dörfer in der Umgebung fragen: Warum nicht auch bei uns? Wir könnten das auch gut brauchen. Ja, warum eigentlich nicht? Die überwiegende Mehrheit der Menschen im Baddibu-Distrikt lebt in extremer Armut. Landwirtschaft ist ihr einziges Einkommen, dies aber meistens beschränkt auf die Regenzeit. Da können die Felder bewirtschaftet werden, in der Trockenzeit fehlt das Wasser, um größere Gemüsegärten zu bewässern. Sabab Lou hat die letzten 12 Monate benutzt, um sich auf das Kommende vorzubereiten. Zwei Studenten, die vom ASA-Programm des Bundes gefördert wurden, der eine spezialisiert auf Wasser- und Umweltssystemmodellierung, der andere auf Solarbewässerungsanlagen, haben die Lage im Distrikt sondiert, Projektstätten ausgesucht und Projekte geplant. Dazu kamen etliche Freunde und Helfer. Professor Jürgen Werner von der Universität Stuttgart hat 10 kWp PV-Module für die Stiftung eingeworben, die Lufthansa und Brussels Airlines haben sie pro bono nach Banjul geflogen, Götz Mäuser, ex-McKinsey-Berater und heute im Private Equity-Geschäft, hat das Konzept der für die Projekte verantwortlichen Organisation entworfen und fördert sie auch. So entstand die Rural Development Organization, die als gambische NGO am 8. August dieses Jahres mit Sabab Lou als alleiniger Gesellschafterin registriert wurde. Die Organisation ist mit einem CEO, einer Bürokraft und einem landwirtschaftlichen Berater besetzt. Ihre Aufgaben sind, Projektstätten zu selektieren und die Projekte dann zu planen und durchzuführen. Dazu gehört beispielsweise die landwirtschaftliche Beratung, die Planung und Organisation von Anbau, Ernte, Absatz und Vermarktung und noch einiges mehr.

Bis dato ist ein Projekt hinzugekommen. Seit September dieses Jahres läuft die Implementierung des Projekts in Dutabullu. Das Dorf liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Chamen, wird aber im Unterschied zu Chamen von nur einer Ethnie bewohnt. „Fulbe“ oder „Fulani“, so ihre Bezeichnung, sind ursprünglich Nomaden, heute aber überwiegend sesshaft und in ganz Westafrika verbreitet. Traditionell sind sie Viehhirten, und auch heute noch haben sie große Herden. Dutabullu etwa zählt rund 500 Einwohner und 3500 Rinder. Gemüsegärten spielen hier die kleinere Rolle, der Verkauf von Milch ist wichtiger. Denn Milch ist kostbar, sie kann auch in ariden Zonen teuer verkauft werden. Der durchschnittliche Ertrag einer Kuh am Tag beträgt 0,5 bis 1 Liter, in der Trockenzeit weniger, in der Regenzeit mehr. Tränkt man in der Trockenzeit mit sauberem Wasser, kann der Ertrag verdoppelt werden. Derzeit wird in Dutabullu eine leistungsstarke solare Pump- und Bewässerungsanlage installiert. Mit der kann man die Kühe tränken, den 1 ha großen Garten bewässern, und darüber hinaus liefert sie noch sauberes Trinkwasser fürs Dorf. Milchproduktion und Gemüseanbau starten voraussichtlich im Februar 2013.

Bohrloch mit Betonturm für 15 m³ Wassertank, Dutabullu, Oktober 2012

Ein weiteres Projekt in einem Nachbardorf Chamens, in Jumansar, ist in der Pipeline und wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2013 implementiert. Jumansar ist ein reines 1200 Einwohner zählendes Mandinkadorf. Mandinka, die vorherrschende Ethnie in Gambia, sind traditionell Farmer und Gemüsebauern, die in der Regenzeit Feldfrüchte, verschiedene Hirsearten, Erdnüsse, Mais, Sojabohnen anbauen, in der Trockenzeit dann Gemüse in dorfnahen Gemeinschaftsgärten. Geplant ist, den Gemüsegarten von 1,78 ha auf 5,88 ha zu erweitern und in dem Areal 18 Brunnen zu bauen, sowie im Dorf eine solare Pumpstation einzurichten. Ziele dabei sind wiederrum: Steigerung von Ertrag und damit Einkommen und sauberes Trinkwasser im Dorf.

Es ist ein Anfang. Laufen die Projekte erst einmal rund, sollen in den nächsten beiden Jahren weitere Dörfer hinzukommen. Alle Projekte werden im Anfangsstadium von der Rural Development Organization geplant und gesteuert, ohne die dabei anfallenden Kosten den Dörfern zu belasten. Genug zu tun also für die Organisation. Zunächst geht es um Hilfe zur Selbsthilfe. Dafür ist sie da. Und die Ziele sind gesteckt: Tragen die Projekte sich selber, können sie für sich selber aufkommen, dann sollen sie in die Hände der Dorfbewohner übergehen. Es sind ihre Projekte, sie haben gelernt sie zu betreiben. Die Organisation wird dann wohl weiter in Anspruch genommen werden, aber es werden andere Aufgaben sein, Fragen des Wachstums, des Marketings zum Beispiel, oder der Optimierung von Anbau- und Bewässerungsmethoden.

Schauen wir mal, dass wir dahin kommen.

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