„Es war meine erste Projektreise nach Ghana – und so bald werde ich sie nicht vergessen.“ Ein Reisebericht von Mandavi Axer.
29. Oktober 2016: Ankunft in Accra, der Millionen-Metropole und Hauptstadt von Ghana. Überall ist es grün. Die Luft ist feucht und schwer. Es ist Ende der Regenzeit.
Überall wo man hinschaut, sieht man Bananenpflanzen und Palmen, überall gibt es leckeres Obst und Gemüse zu kaufen – Orangen, Bananen, Ananas, Tomaten. 56 Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig, die ca. ein Viertel der Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht. Bis auf die landwirtschaftlichen Exportgüter wie Kaffee, Kakao und Obst, betreiben die meisten Menschen Subsistenzwirtschaft.
Vom tropischen Süden mit seinen immergrünen Regenwaldgebieten geht es am nächsten Tag weiter. Über die Millionenstadt Kumasi… immer weiter in den trockenen Norden, bis nach Chereponi.
Viele Stunden fahren wir über holprige Straßen. Vom blühenden Süden ist hier nichts mehr zu finden – dabei nehmen die Hitze und Trockenheit in den Monaten Februar bis Juni noch deutlich zu. Die Menschen hier sind bitterarm – vor allem in den ländlichen Regionen Ghanas im Norden sind viele Menschen von Armut betroffen. Oft hat man das Gefühl, dass von der wirtschaftlichen Entwicklung Ghanas vor allem der Süden des Landes profitiert und im Norden nur wenig davon ankommt.
Mir wird auf einmal sehr deutlich, dass es genau das ist, was die Stiftungsarbeit ausmacht. Sabab Lou setzt dort an, wo nur wenige Hilfsorganisationen hinkommen oder aufgrund der schweren Bedingungen bald wieder abreisen.
Kaum in Chereponi angekommen, ging es auf die Felder. Die zwei Landwirtschaftsstudierenden Jessica und Ivan von der Uni Hohenheim in Stuttgart, haben verschiedene Düngemethoden ausprobiert, um den Ernteertrag zu steigern.
Wie viel das Düngen auf den einzelnen Demo-Feldern gebracht hat, werden wir erst Ende Dezember erfahren. Aber schon jetzt steht fest: der Boden ist völlig ausgelaugt. Ihm fehlen jegliche Mineralien, insbesondere Phosphat. Wir müssen dringend etwas tun, damit die Frauen der Anoshe Women Group auch noch in zehn Jahren von der Landwirtschaft leben können. Hierfür werden wir noch einmal eure Hilfe brauchen.
450 Frauen aus fünf Dörfer nehmen an dem Anoshe Women-Projekt teil: Nansoni, Chere-Nakaku, Ando-Kajura, Bunburiga, Kpaboku.
Wir begleiten die Frauen bei der Anpflanzung von Feldfrüchten, vornehmlich Soja. Doch bevor wir die Frauen besuchen, schauen wir noch schnell beim Chief von Nansoni vorbei, um Hallo zu sagen.
Das gefällt mir – hier haben Frauen das Wort. Die Vertreterinnen der Dorfgemeinschaft melden sich zu Wort. Es hat dieses Jahr viel geregnet und sie erwarten eine hohe Ernte, doch durch die sinkenden Sojapreise können sie nicht mehr dasselbe Einkommen generieren. Ein echtes Problem. Aber was tun?
Einigen steht die harte Arbeit noch bevor. Andere Familien haben ihre Ernte bereits von den Feldern geholt und lagern sie im Innenhof, um nach und nach in mühsamer Handarbeit die Samen herauszubrechen.
Kein Soja aber Mais. Ein schönes Bild – der helle Mais vor der grünen Wand. Doch wenn man sich vorstellt, dass dies der Jahresvorrat für den Chief und seine Familie ist, wird einem etwas mulmig im Bauch.
Projektleiter Nicolas (links) und Akor im Einsatz. Treffen mit den Small Business Kandidaten.
Wir wollten hören, wie das Projekt und ihre Geschäfte laufen. Können alle ihre Raten rechtzeitig zurückzahlen?
Yeah! Alle zehn konnten fristgerecht ihre Raten zurückzahlen und führen allesamt erfolgreiche Geschäfte. Vom Tankwart bis zur Bäckerin, jeder hat seine Nische gefunden. Weiter so!
Best picture! Das ist die liebe Nafoe.
Besonders viel Spaß hat der gemeinsame Food-processing-workshop mit den Anoshe Angels gemacht…
…gemeinsam mit den Vertreterinnen der Anoshe Dörfer haben wir ausprobiert, was man aus einem Kilo Soja alles machen kann…
… immer mit den Hintergedanken, wie die Frauen ein maximales Einkommen aus den vorhandenen Mitteln generieren können.
Das Ergebnis: LECKER! Aus einem Kilo Sojabohnen und Wasser lassen sich fast 2 Kilo Tofu und Sojabällchen machen. Ein absoluter Mehrwert. Und vielleicht eine neue Geschäftsidee?
Besuch beim Chief von Chere (der Mann im weißen Gewand). Immer mit dabei, der Chief von Chereponi, liebevoll „Chief Chief genannt“, und einer unserer engsten Vertrauten. Er hat die Stiftungsarbeit zu seiner persönlichen Mission gemacht und setzt sich auch außerhalb seiner Gemeinde engagiert für unsere Anliegen ein. Ein toller Mann.
Es gibt eine Sache, die mich besonders erschreckt. Während wir in Deutschland oftmals sehr theoretisch über den Klimawandel diskutieren, leiden die Menschen hier im Norden Ghanas ganz real unter den Auswirkungen. Mit jedem Grad den die Temperaturen ansteigen, verschlimmert sich der Zugang zu sauberem Trinkwasser: die Handpumpen kommen nicht mehr an das lebensspendende Nass. Die Seen trocknen aus.
Die Dorfbewohner von Chere haben es besonders schwer. Es gibt keine Handpumpe in ihrem Dorf. Jeden Tag müssen die Frauen über eine halbe Stunde zum nächst gelegenen See laufen, um dreckiges Wasser zu holen – mit dem sie waschen, kochen und das sie trinken. Manchmal müssen sie mehrmals am Tag Wasser holen.
Es seien schon viele Hilfsorganisationen da gewesen und hätten nach Wasser gesucht, erzählt der Chief von Chere. Doch sie sind nie wiedergekommen. Die Herausforderung war einfach zu groß.
Wir wollten wissen, was es bedeutet, jeden Morgen erst einmal Wasser holen zu müssen. Also haben wir sie einen Morgen begleitet.
Die liebe Tietie. Was für eine bemerkenswerte Frau.
Letzter Stop: Offinso. Besuch bei unserer Partnerorganisation, der First Step Foundation – das stolze Ergebnis unseres So Memu-Projekts.
Viele Kreditnehmerinnen der First Step Foundation verkaufen hier ihre Ware.
Gemeinsam mit ASA-Stipendiat Chris haben wir einige der Kreditnehmerinnen auf dem Markt besucht.
Über Ama Konadu haben wir bereits auf Facebook berichtet. Sie konnte sich mit dem Kredit der First Step Foundation endlich unabhängig machen und ist jetzt ihre eigene Unternehmerin. Schön die Gesichter hinter dem Projekt kennenzulernen.
Zum Schluss noch ein Foto von uns.
Von links nach rechts:
Chris: ASA-Stipendiat. Macht gerade ein Praktikum bei der First Step Foundation.
Martina: Finanzvorstand der Stiftung.
Theresa: Assistentin der First Step Foundation
Lawrence: Direktor der First Step Foundation
Edith: Stiftungsratsmitglied Sabab Lou
Friedrich: Stiftungsgründer Sabab Lou
Und ganz rechts unten sitze ich, Mandavi
Es war eine tolle Reise, mit einem tollen Team. Eine Reise voller Begegnungen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Eine Reise voller Eindrücke und Geschichten, die wir unbedingt mit euch teilen möchten – und werden. Ganz bald.