Die Einweihung wird zur Herausforderung und doch blicken wir hoffnungsvoll in die Zukunft
Samstagmorgen, 7. September – Tag der offiziellen Einweihung des Gambischen Jugendprojekts. Der Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein. Das bedeutet gleichzeitig Temperaturen um die 40 Grad und das bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Wer morgens am Projektgelände ankommt hält niemals für möglich, was hier in den nächsten Stunden noch auf die Beine gestellt werden wird.
Während der letzten Tage galt es einige Herausforderungen zu meistern, nicht alles verlief wie geplant. Vier Tage vorher gab es noch keinen Strom, und die Arbeit des hochmotivierten Solarteams wurde zunächst durch fehlendes Gepäck behindert. Den Aufbau der Solarmodule in dieser kurzen Frist zu schaffen – ein ohnehin schon straffer Zeitplan – erschien fast unmöglich. Aber alle packten mit an und machten sich mit geliehenem Werkzeug an die Arbeit. Schnell wurde klar, es gab weitere Hürden. Das Dach war steiler als geplant, das Material dünner als vermutet und der Mast der Windmühle, die an wolkenverhangenen Tagen für Strom sorgen soll, war nicht tragfähig.
Aufgeben aber war keine Option:
Mit einer Portion Glück lassen sich in Farafenni passende Rohre für den Windmühlenmast und Stahl-Manschetten für die Fixierung der Seil-Abspannungen der Windmühle finden. Das Solarteam arbeitet im Akkord. Wer diese Tage in Gambia verbringt, schwitzt schon ohne Unterbrechung ganz ohne etwas zu tun, kaum vorstellbar, wie es den Arbeitern auf dem Blechdach ergehen muss. Hier wird die Sonne auch noch reflektiert und scheint so gefühlt von allen Seiten. Die Bedingungen sind unfassbar hart und bringen das Team an seine Grenzen. Und trotzdem bleibt die Stimmung gut, alle wollen es rechtzeitig schaffen.
Die Fertigstellung der Solaranlage und Windmühle ist allerdings nicht das einzige, was noch in den letzten Stunden vor Beginn der offiziellen Eröffnungsfeier zu erledigen ist. Der Platz vor dem Gebäude gleicht einer Baustelle, vollgestellt mit allen möglichen Materialien für die Solarmodule und zusätzlich übersäht mit Wasserlöchern, die sich durch den Regen der letzten Tage gebildet haben. Wieder helfen alle mit und man spürt bereits einen ersten Zusammenhalt in der Gruppe. Alles wird trocken gelegt, die Baumaterialien zur Seite geschafft und ein Pavillon mit Sitzgelegenheiten für die geladenen Gäste aus ganz Gambia wird aufgestellt.
Tatsächlich gelingt es, sämtliche Stolpersteine zu überwinden. Die Eröffnungsfeier kann beginnt: Das Gambische Jugendprojekt kann offiziell eingeweiht werden.
Auch der Gouverneur zeigt sich zufrieden – Gambia soll es mit der Hilfe seiner eigenen Jugend schaffen neue Perspektiven zu leben. In einer flammenden Rede betont er, wie dieses Projekt eine einmalige Chance darstellt, es gebe nichts dergleichen an qualifizierter Ausbildung in dieser verlassenen Region.
https://www.grts.gm/featured/supporting-rural-youths-through-skills-development/
Das Motto der Eröffnungsreden „Nicht aufgeben, vollen Einsatz leisten, kreative Lösungen finden – dann können wir Meisterleistungen vollbringen“ wird ebenfalls von Suwaibou Cham, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats unserer gambischen NGO RDO (Rural Development Organisation), aufgegriffen und betont.
Die Stimmung während der Feier ist ausgelassen und doch liegt eine gewisse Spannung in der Luft, es ist klar, worum es geht und was auf dem Spiel steht. Das Land braucht Zukunft, die Jugendlichen sind die Zukunft des Landes. Und wer ihnen in diesen Tagen überall in Gambia begegnet, spürt deutlich ihre Frustration. Nicht so jedoch unter den Studenten des Projekts, bereits in den wenigen Anfangstagen hat sich hier ein Zusammenhalt gebildet und erste Freundschaften wurden geknüpft – sie wirken optimistisch.
Unser Ziel, Jugendliche in eine unternehmerische Zukunft zu begleiten, ist in hohem Maße motivierend, aber auch beladen mit einer großen Verantwortung.
Doch schon in den ersten Tagen werden wir belohnt. Die Jugendlichen sind energiegeladen und einsatzfreudig. Sie genießen die Camp-Stimmung, organisieren sich selbst – vielleicht zum ersten Mal die Chance auf Selbstbestimmung und Eigenständigkeit? Sie beeindrucken uns alle, jeder auf seine eigene Art und Weise. Dazu bald mehr…