Für die Gärtnerinnen in den Baddibu-Gärten in Gambia galten bislang feste Pflanzzyklen. Dann wagten sie es, außerhalb der gewohnten Zeiten anzupflanzen und erzielten Höchstpreise auf dem Markt. Und es gibt noch mehr gute Nachrichten. Lesen Sie
Anbauen, wenn andere es nicht tun – Neues wagen lohnt sich
Die Regel war wie folgt: November bis Februar wurden Tomaten, Auberginen, Bittertomaten, Zwiebeln, Salat und Kohl angebaut. Von März bis Juni war Okra und Chili dran – meist nur noch auf der Hälfte der Beete – während in der Regenzeit vereinzelt Kürbis und Melonen folgten. Jeder machte das so, was in bestimmten Erntemonaten zur Gemüseschwemme und entsprechendem Preisverfall führte.
Mit unserer Unterstützung entschieden sich die Gärtnerinnen aus Dutabullu und Jumansar im letzten Jahr dann etwas Neues zu wagen und außerhalb der traditionellen Zeiten Tomaten und andere Gemüsesorten anzubauen. Ein Risiko, denn es gibt einen Grund, wieso der Anbau zu bestimmten Zeiten ruht. Schwere Regenfälle oder zu große Hitze zerstören oft die Ernte. Und so war es auch – Sie mögen sich erinnern, dass im vergangenen Jahr die heftigen Regenfälle die gesamten Anpflanzungen in Jumansar und 80% der Setzlinge in Dutabullu zerstörten. Das Resultat: Jumansar kehrte zu den alten Gepflogenheiten zurück, Dutabullu blieb hartnäckig. Mit Erfolg, denn….
wir haben Ihnen eine Sache noch nicht erzählt.
Ein paar wenige Tomaten-Pflänzchen in Dutabullu haben es trotz der schweren Regenfälle geschafft und konnten im November 2017 auf dem lokalen Markt verkauft werden. Und die Frauen aus Dutabullu erzielten Höchstpreise für die Tomaten! Bis zu 100 Dalasi das Kilo = 1,80 Euro (Durchschnittspreis ca. 0,50 €) Niemand sonst hatte Tomaten.
Und mehr ist möglich.
Die Gärtnerinnen und Gärtner in Dutabullu – dem Dorf mit dem wir jetzt die Pionierleistung mit den Gewächshäusern angehen – haben gelernt, dass mit abgestimmtem Fruchtwechsel, regelmäßiger Kompostgabe, geschützten Standorten und Mischkulturen, Gemüsesorten durchaus in den bislang unüblichen Zeiten angebaut werden können. Mbelly, der Agrar-Assistent ist begeistert: „Unsere Frauen gehen immer noch auf den Markt und bringen fast täglich 200 – 300 Dalasi (3,50 – 5 Euro) nach Hause, selbst jetzt im Juni“. Es geht also.
Wenn die 12 Gewächshäuser erst einmal stehen, dürfte es den Frauen gelingen, mehr Tomaten zu unüblichen Zeiten auf dem Markt zu bringen und in der heißen Zeit durch Verschattung auch andere Gemüsesorten anzubauen. Vielleicht fasst dann auch das Dorf Jumansar, angesichts einer hoffentlich deutlichen Einkommenssteigerung, wieder Mut.
Dutabullu verkauft Zucchini an Küstenhotel – das motiviert
Nicht nur die neuen Höchstpreise motivieren die Bewohner von Dutabullu weiter Neues zu wagen. Auch die neuen Kundenkontakte tragen erste Früchte.
Im Februar dieses Jahres konnten die Frauen die Nachfrage eines großen Küstenhotels, nach wöchentlich 25 Kilo Zucchini und 15 Kilo Rote Bete in der Hochsaison, bedienen – zumindest teilweise, denn sie hatten Glück: In der Nachsaison ab März reichten erst einmal wöchentlich 5 – 10 Kilo Zucchini, zum November werden sie die Quantitäten erhöhen, um den Bedarf des Hotels zu decken. Der Roten Bete wurde es ab Mai zu heiß, diese konnten sie leider nicht liefern. Aber wenn der erste Regen den Boden etwas abgekühlt hat beginnen die Gärtnerinnen wieder mit entsprechend gestaffeltem Anbau.
Dieser erste Kundenkontakt ist eine neue und wichtige Erfahrung, die motiviert. Die neuen Gewächshäuser bieten die Chance, den Kundenkontakt zu diesem und anderen Hotels auszubauen. Und das wollen sie unbedingt, denn die neuen Gemüsesorten erzielen höhere Preise. Zucchini, Rote Bete, grüne Bohnen werden zu 75 Dalasi das Kilo gehandelt, wogegen die gängigen Gemüse durchschnittlich nur bis zu 40 Dalasi das Kilo bringen.
Und auch hier – mehr ist möglich, wenn die Gewächshäuser einmal stehen.
Neues wagen lohnt sich
Die Frauen haben gelernt, dass sich Neues wagen durchaus lohnt! Die verbesserten Marktpreise und die realistische Chance, große Hotels als Kunden zu gewinnen, motivieren sie, das Projekt Gewächshaus mit voller Kraft anzugehen.
Die Gärtnerinnen und Gärtner wollen beweisen, dass sie Qualität und auch Quantität liefern können. Die Tomatensamen und Zwiebelsamen sind gesät und werden in wenigen Tagen in die ersten 4 Gewächshäuser umgepflanzt. Dieser Enthusiasmus und Einsatz ist eine große Freude für uns.