Neue Aufmerksamkeit für Milchkühe in Gambia

Wie eine einfache Geschäftsidee neue Aufmerksamkeit für Milchkühe in Gambia erzeugt. 

TEIL 1: Mbelly und seine Geschäftsidee

Mbelly hatte eine Geschäftsidee. Er wollte eine Kuh haben und durch den Verkauf ihrer Milch neben dem Gartenbau ein zusätzliches Einkommen generieren. Er wollte keine ganze Herde, so wie die meisten seiner Verwandten. Nur eine oder zwei – gerade so viele, wie er auch versorgen konnte.

Mit dieser Geschäftsidee bewarb sich Mbelly 2015 als einer der ersten Kreditnehmer für ein Darlehen bei unserer gambischen Partnerorganisation, der Rural Development Organization (RDO). Ähnlich wie bisher beim Anoshe Women Projekt in Ghana, ist an das Landwirtschaftsprojekt in Gambia ein Kreditfonds angeschlossen, mit dem die lokale Rural Development Organization Geschäftsideen von jungen Unternehmer*innen fördert.

Im Juni 2015 erhielt Mbelly einen Kredit, denn seine Idee war (und ist) gut. Die Nachfrage nach Milch ist hoch in Farafeni, viel höher als das Angebot. Die Milch kann für sehr viel Geld verkauft werden, für bis zu einem Euro der Liter.

Musste nur noch die Kuh her. Die lokale Rasse produziert zu wenig Milch. Mit der Unterstützung des Projektleiters der RDO fand Mbelly eine Kreuzung aus Holsteiner Milchvieh und einheimischen Kühen. Diese Kreuzung kann deutlich mehr Milch geben als die einheimischen Kühe – bis zu 20 Liter am Tag, im Gegensatz zu nur 1.5 Liter. Eine Reinzucht wäre für die Gegebenheiten zu riskant, Klima und prekäre Ernährungsgrundlage würden sie anfällig für Krankheiten machen.    

Bild einer Milchkuh

Die Kreuzung zwischen Holsteiner Rindvieh und der lokalen Rasse kann bis zu 20 Liter Milch am Tag produzieren.

TEIL 2: Aus der Geschäftsidee wird das Milchkuh-Projekt

Einige von Ihnen mögen sich an Svea Gustafsen erinnern, die abenteuerlustige Frau, die 2017 bei der Rallye Dresden-Dakar-Banjul mitfuhr. Auf der Heckscheibe ein großer Sticker von Sabab Lou.

Svea Gustafsen vor ihrem Rallye Auto

Voller Einsatz. Svea Gustafsen und der Lutzhorner Landwirt Achim Bock nutzen die Rallye, um unser Milchkuhprojekt im Baddibu-Distrikt zu unterstützen.

Svea wollte die Reise für mehr nutzen, als nur um die eigene Abenteuerlust zu befriedigen. Auf der Suche nach unterstützungswürdigen Projekten, ist sie auf uns und die Geschichte von Mbelly gestoßen. In der Meierei Horst aus Holstein fand sie die perfekten Verbündeten. Gemeinsam sammelten sie über 4.000 Euro Spenden für einen definierten Teilbereich des Small Business Funds,  des Kreditfonds der Rural Development Organization, mit dem ab sofort weitere Kuhprojekte, nach Vorbild von Mbelly umgesetzt werden sollten.

Aus der einfachen Geschäftsidee von Mbelly entstand so ein eigenes Teilprojekt. Danke Svea.

Mehr zu der Reise von Svea Gustafsen können Sie in ihrem Reisebericht nachlesen.  

TEIL 3: Neue Aufmerksamkeit für Milchkühe in Gambia

Von diesem Geld erhielten 2017 drei weitere junge Männer einen Kredit für eine Milchkuh –  Ebrahima Bah, Abdou Bah und Momodou Bah (nein, sie sind nicht miteinander verwandt) einen Kredit für die Anschaffung und Unterhaltung ihrer eigenen Kühe – She-Weh, Yummeh Tolleh, Yummeh und Ngari Yummeh (Abdou erhielt gleich zwei Rinder, eine Milchkuh und einen kleinen Jungbullen).

Milchkuhprojekt Gambia: Abdou Bah mit seiner Kuh Yummeh und dem Jungbullen Ngari Yummeh

Abdou Bah mit seiner Kuh Yummeh und dem Jungbullen Ngari Yummeh

Milchkuhprojekt Gambia: Momodou Bah mit seiner Kuh Yummeh Tolleh

Momodou Bah mit seiner Kuh Yummeh Tolleh

Ebrahimas Kuh "She-Weh" hat im November 2017 ein kleines Kalb bekommen

Ebrahimas Kuh „She-Weh“ hat im November 2017 ihr erstes Kalb bekommen

Lesen Sie mehr über die Milchkühe, ihre Besitzer und ihre Verbindung zu den Milchbauern in Schleswig-Holstein im Blogprojekt von Svea Gustafsen:  https://milchkuhprojekt.wordpress.com/

Mit diesem „Kuhprojekt“, entsteht eine andere Aufmerksamkeit für die Viehwirtschaft in Gambia. Kühe werden zum ersten Mal als Einkommensquelle gesehen, mit dem Fokus auf größere Produktivität. Traditionell werden die Kuhherden der Fulanis (ehemaliger Nomadenstamm) vornehmlich als Besitz, nicht als Einkommensquelle betrachtet. Kühe werden nur verkauft, wenn Feste gefeiert oder sonstige hohe Zahlungen geleistet werden müssen. Mbelly, Ebrahima, Abdou und Momodou wollen es anders machen.

Doch das neue Arbeitsfeld bringt neue Herausforderungen. So zum Beispiel bei der Pflege und Ernährung der Tiere.

Man kann mit dem Verkauf von Milch viel Geld verdienen, doch wie viel Milch die Kuh am Tag abgibt, hängt davon ab wie gut sie gefüttert und gepflegt wird. Derzeit geben die meisten Kühe nicht mehr als 10 Liter am Tag ab. Doch gutes Futter wie „groundnut hay“, Erdnuss-Stroh, ist teuer. Bei knappen Reserven ist es nicht immer möglich gutes Futter zu kaufen. Es wird wahrscheinlich zwei oder drei Kühe brauchen, damit man mit dem Verkauf ihrer Milch genug Profit machen kann – im besten Fall mit überlappenden Milchzeiten – und die Kühe dann auch in idealer Weise füttern kann. Eine sukzessive Produktivitätssteigerung bildet den Kern einer nachhaltigen Geschäftsidee. Wir bleiben dran.

Projektleiter Momodou hat einen Experten gefunden, der die Kreditnehmer in der Pflege und Haltung der Milchkühe schult. Unerlässlich für den weiteren Erfolg.

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