Wieso ist es uns so wichtig, die kleinbäuerliche Landwirtschaft zu stärken? Kann die industrielle Landwirtschaft nicht vielleicht schneller und erfolgreicher zur globalen Ernährungssicherheit führen?
Warum nehmen wir eigentlich diese Sisyphos Arbeit (= sinnlose schwere Arbeit ohne ersichtlichen Erfolg) auf uns? Schwere Feldarbeit mit minutiöser Düngerapplikation. 280.000 mal und mehr. Aufbau einer Organisationsstruktur mit Registrierung und Kartographie der Felder. Mit Logistik und Wirkungsprüfung. Mit Wissenstransfer. Mit basisdemokratischen Entscheidungsprozessen.
Wäre es nicht erfolgsversprechender potente Investoren zu suchen, die den Bauern für den ohnehin kärglichen Boden sogar noch etwas Geld bezahlen? Agrarkonzerne, die großflächig Dünger und Pestizide mit schwerem Gerät in den Boden einbringen. Mit gentechnisch modifiziertem Saatgut explodierende Erträge einfahren?
Die industrielle Landwirtschaft kann vielleicht schneller und erfolgreicher zu der immer wieder angemahnten globalen Ernährungssicherheit führen – sie lässt aber die Landbevölkerung in Abhängigkeit, Unwissenheit und Armut. Was bleibt ist Lohnarbeit auf fremden Feldern – wenn die Menschen dafür überhaupt noch angeheuert werden. Es findet kein Wissenstransfer statt – wie wollen sie schweren Maschineneinsatz auf ihre manuelle Bodenbearbeitung übertragen? Es gibt weniger Felder für die Farmer – die Armut bleibt.
Kleinbäuerliche Landwirtschaft – eine erfolgreiche Perspektive
Immer mehr internationale Nahrungsmittelkonzerne sehen großes Potential für industrielle Landwirtschaft in Afrika. Internationale Investoren haben sich, laut einer gemeinsamen Studie von der Organisation Land Matrix und der GIZ, weltweit mindestens 83 Millionen Hektar Land angeeignet. Der zunehmende weltweite Nahrungsmittelbedarf sichert den Exportabsatz, der finanzielle Einsatz der Urbarmachung des Landes lohnt. Der Bedarf des Binnenmarktes wird missachtet, ebenso die Einkommenssicherung der Landbevölkerung. Der Profit gehört den Konzernen.
Die Gedankenlosigkeit eines solchen Eingriffs ist erschreckend. Im Schulterschluss mit der Anoshe Women Group wollen wir als Sabab Lou die Frauen darin stärken, dass auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft eine erfolgreiche Perspektive ist. Eine gut organisierte Kooperative, mit angewandten Verbesserungen in der Bodenbewirtschaftung kann zu Ertragssteigerung und damit zur Ernährungs- und Einkommenssicherung beitragen. Einkommen aus Bewirtschaftung eigenen Landbesitzes, keine abhängige Lohnarbeit, auch für nachfolgende Generationen.
Wo unter der Prämisse der globalen Ernährungssicherheit die ohnehin vernachlässigte Landbevölkerung ausgebeutet wird, sorgt Sabab Lou für wirkliche Perspektiven für die bitterarme Bevölkerung. Nicht nach unserem Gutdünken, sondern im Einklang mit den Dorfbewohnern. Wir unterstützen ihre eigenen Ideen sich aus der Armut zu befreien. Wir ermöglichen Wissenstransfer wo es nötig ist. Wir ermöglichen Investitionen wo es möglich ist. Für den Erfolg sorgen die Menschen selbst. Weil sie es unbedingt wollen.
Und wichtig: Wir bleiben ganz nah dran – bis sie ihr Ziel erreicht haben.
In ihrer Kolumne „Seitenblick“ blickt Edith Lanfer über den Tellerrand der eigenen Projektarbeit hinaus und setzt sich kritisch mit verschiedenen Themen der Entwicklungszusammenarbeit auseinander.