Der wirtschaftliche Einbruch, bedingt durch die Pandemie, verdeutlicht einmal mehr die fatalen Auswirkungen von landwirtschaftlichen Billigimporten auf den gambischen Binnenmarkt.
Laut einem Bericht einer EU-finanzierten Studie der Internationalen Handelsorganisation aus dem Jahr 2018, werden in Gambia rund zwei Drittel des Konsums an Eiern und Hühnerfleisch durch Importe gedeckt. Der heimischen Produktion von 500 Tonnen pro Jahr stehen über 1.000 Tonnen an Importen gegenüber, allein bei Eiern sprechen wir von Importen von über 20 Millionen Eiern. (https://www.intracen.org/uploadedFiles/intracenorg/Content/Redesign/Projects/YEP/poultry.pdf)
Große Handelskonsortien, vornehmlich aus Brasilien, aber auch aus der EU und Deutschland, dominieren den Handel. Die Importeier werden zu Dumpingpreisen von 5 Euro-Cent pro Stück angeboten. Um wenigstens die Herstellkosten zu decken, müssen wir die im Projekt produzierten Eier für 8 Euro-Cent pro Stück verkaufen.

Alle paar Tage fährt Mboye, einer der Auszubildenden, mindestens 1.500 Eier zum Markt ©Sabab Lou
Wenn dann noch aufgrund der Corona-Pandemie die Nachfrage durch die Touristenhotels ausbleibt – dieser Absatzmarkt macht rund 46% des landesweiten Gesamtkonsums aus – unterbieten sich Händler und Produzenten gegenseitig. Das hat zur Folge, dass wir derzeit im gambischen Jugendausbildungsprojekt bei den Eiern nicht mehr kostendeckend produzieren und verkaufen können.
Mischkalkulation
Als landwirtschaftliches Ausbildungsprojekt können wir nicht auf die Geflügelwirtschaft verzichten. Diese bildet einen gewichtigen Teil einer breitgefächerten Ausbildung. Die erwirtschafteten Defizite bei den Legehennen können wir mit den Deckungsbeiträgen aus der Gemüse- und Früchteproduktion kompensieren. Abgesehen davon ist der bei der Geflügelhaltung anfallende Hühnermist unverzichtbar für die Bodendüngung bei der Gemüseproduktion. Die ganzheitliche Ausrichtung unseres landwirtschaftlichen Ausbildungsprojekts in Ballingho, Gambia, zahlt sich aus. Auch das lernen die Auszubildenden.

Verschiedene Früchte und Gemüse vergrößern unser Angebot ©Sabab Lou
Diversifizierung
Um den Herausforderungen durch billige Agrarimporte zu begegnen, diversifizieren wir weiter. Wir haben den Obstbau hinzugenommen und bauen die Infrastruktur für Fischzucht auf. So können wir möglichst breitgefächert produzieren und die Verluste, die in einem Produktbereich anfallen, mit den in anderen Bereichen erzielten Deckungsbeiträgen abdecken.
Unser Appell: Stoppt den Irrsinn von billigen Agrarexporten
Dies an die Adresse der EU-Agrarpolitiker: Macht nicht kaputt, was mit der Entwicklungshilfe aufgebaut werden soll. Produktion und Verwertungsketten in diesen Ländern müssen gefördert und im Aufbaustadium geschützt werden. In Zeiten der Pandemie verdeutlichen die Billigimporte einmal mehr die enorme Bedrohung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Gegen 5 Cent-Eier kann Gambia nicht ankämpfen. Und das ist nur ein Beispiel. Leider.