Hotels kaufen Gemüse aus unseren Projektdörfern

Was zuerst nur ein Hoffnungsschimmer war, verdichtet sich nun zur Gewissheit: Drei große Touristenhotels in der Küstenregion wollen ihr Gemüse ab sofort von den Frauen aus dem Baddibu-Projekt kaufen. Eine unglaubliche Chance, die aber auch viele Herausforderungen mitbringt. 

Seit Anfang März dieses Jahres führen wir Gespräche mit drei großen Hotels über die Abnahme des in unseren Projektdörfern produzierten Gemüses. Mit Erfolg. Bei zwei der drei Hotels stehen Lieferungen an, das dritte hat Aufträge im Herbst angekündigt. 

Die Herausforderungen

Um den Ansprüchen der Hotels gerecht zu werden, müssen wir Gemüselieferungen über das ganze Jahr garantieren. Das will einiges heißen. Unsere Projektdörfer haben zwar den Vorteil, dass sie ihre Gärten mit solarbetriebenen Pump- und Bewässerungsanlagen in der Trockenzeit wässern können, und gerade da brauchen die Hotels besonders viel Gemüse. Allerdings muss dann die Menge bewältigt werden. Die Regenzeit in den dazwischenliegenden Monaten birgt andersartige Herausforderungen. Nicht alles Saatgut etwa ist für dauerhafte und heftige Regenfälle geeignet, und Tomaten müssen zum Beispiel dann etwas anders angebaut werden, damit sie nicht am Boden in der Nässe zu liegen kommen.

Der Garten von Jumansar

Im Garten von Jumansar reifen gerade Bittertomaten heran

Schließlich muss auch der Transport funktionieren. In dem strukturschwachen Land gibt es nur zwei Möglichkeiten, über den Gambia-Fluss überzusetzen und in die Küstenregion zu kommen. LKWs müssen oft bei Temperaturen von über 40 Grad einen Tag lang anstehen, bis sie auf eine der völlig veralteten Fähren kommen.

Kurz und gut, wir brauchen einen Plan, der sich einerseits an den Bedürfnissen der Hotels orientiert und andererseits den Ansprüchen nachhaltigen Gemüsebaus gerecht wird. Aber zunächst einmal, passiert etwas ganz Entscheidendes, als wir die gute Nachricht und den Plan in den Dörfern verkünden.

Gemeinsam sind wir stark

Bisher hat jede einzelne der Frauen für sich gekämpft. Sie hat das Gemüse angebaut, von dem sie glaubte, es am besten verkaufen zu können. Sie hat es alleine gepflanzt, gewässert, geerntet und auf den lokalen Markt gebracht. Das hat zwar funktioniert, aber oft mehr schlecht als recht. Da saßen sie nun alleine auf dem Sonntagsmarkt und warteten in brütender Hitze, bis die senegalesischen Käufer und Großhändler einfielen und die Preise nach unten drückten. Klar, diese wussten ihre Marktposition auszunutzen. So kämpften die Frauen den Kampf des wirtschaftlichen Überlebens, und zwar jede für sich allein. In einer Geschäftsbeziehung mit den Hotels haben sie jetzt die Chance, ihre Produkte zu einem angemessenen Preis zu verkaufen, und zwar gemeinsam als Gruppe, als Kooperative.

Diese Aussicht entfacht Begeisterung. Wir planen mit euch, sagen sie. Wir können das. Wir wollen den Hotels und den Touristen zeigen, dass wir bessere und schmackhaftere Zwiebeln und Tomaten produzieren als die, die sie bisher von Holland importiert haben. Alle vier Projektdörfer sind dabei, und das mit einer Anbaufläche von insgesamt 12 Hektar. Die Frauen werden jetzt, zum Ende der Hauptsaison, den verabschiedeten Jahresplan umsetzen, und dazu gehört einiges. Es ist ein Gesamtplan, der für jede Frau und für jedes Dorf gilt, und auch ein Plan, der unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit Fruchtfolgen und Bodenpflege berücksichtigt.

Das ist ein entscheidender Schritt. Die Frauen handeln nicht mehr alleine, sondern gemeinsam. Und auch die Dörfer stimmen sich ab. Ein Dorf baut Tomaten auf einer festgelegten Fläche an, das andere Zwiebeln auf einer festgelegten Fläche. So haben wir die Erntemengen geplant, um sie zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge an die Hotels zu liefern. Und so ist, ohne dass wir es forciert haben, eine Kooperative entstanden. Gemeinsames Handeln eint die Individuen in den verschiedenen Dörfern und die Dörfer insgesamt. Gemeinsam sind wir stark.

Die Frauen in Jumansar besprechen, wie die Hotels dauerhaft mit Gemüse beliefern können

Sie sind bereit für die Herausforderung. Die Frauen in Jumansar besprechen die nächsten Schritte.

Es ist ein Anfang: Wenn die heimische Landwirtschaft eine Chance gegen die hochtechnisierte und subventionierte Landwirtschaft der Industrieländer haben soll, dann geht das nur über gemeinsames Handeln in Kooperativen und deren gewerblichem Auftritt auf den heimischen Märkten. Diesen Weg haben wir eingeschlagen und wollen ihn nun konsequent zu Ende gehen. Es wird spannend. Wir berichten über die weitere Entwicklung.

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