Trotz Lockdown in Gambia entwickeln sich die Auszubildenden zu professionellen Landwirten
Seit Mitte März sind die Lehrbetriebe in Gambia geschlossen. Damit war auch unser Klassenraum zu. Als gleichzeitig systemrelevanter Produktionsbetrieb durften wir weitermachen, was vielen anderen Lehrbetrieben nicht möglich war. Die Jugendlichen waren sehr froh darüber und bleiben bis heute gerne im Camp.

Trainees und Trainer des Jugendcamps. ©Jens Haentzschel/Sabab-Lou
Aber wie lehrt man ohne offiziellen Unterricht?
Unterricht im Gemüsebeet
Wo immer und wie immer möglich untermauern die Trainer der RDO das Gelernte in der Praxis mit theoretischem Wissen. Die Lehrer erklären statt im Klassenraum eben einzeln, sozusagen im Gemüsebeet, warum ein pH-Test des Bodens wichtig ist, wie und warum man Kompost ansetzt, welche Art Schädlingsbekämpfung wann durchgeführt werden muss. Was man wann anpflanzt und was zu einer erfolgreichen Tierzucht nötig ist, und vieles mehr.
Die Unterrichtsmaterialien haben wir bestmöglich überarbeitet und selbsterklärend aufgebaut. So können die Auszubildenden sich einen Teil des zu vermittelnden Stoffes aneignen. Aber viele Dokumente, zum Beispiel die Erstellung von Datenbanken, bedürfen weiterhin der intensiven Besprechung im Klassenraum.
Viel gelernt – trotz Lockdown
Trotzdem: Betrachten wir das in der Praxis Gelernte, haben die Auszubildenden viel, sehr viel gelernt. Sie wissen jetzt wie man Kompost in richtigem Verhältnis von Tierdung, Erde, Holzkohle/Asche, Ernteresten, Küchenabfällen, etc. ansetzt. Wie man welche Anpflanzungen schützt, Nischenanbau betreibt, kontinuierliche Lieferfähigkeit gewährleistet. Sie können jetzt aus Knoblauch und verschiedenen Blättern und Rinden eine Düngelösung oder ein Spritzmittel gegen Schädlinge herstellen. Sie haben gelernt wie man mit moderner Gewebekultur-Technologie eine resistente und ertragreiche Bananen-Plantage anlegt. Die Auszubildenden wissen jetzt wie man Hühner impft, Brutkästen baut, ausgewogenes Futter mischt. Alle mussten lernen Kühe zu trainieren und zu Zugtieren auszubilden. Und so vieles mehr.

Die Studierenden lernen wie man die Hühner impft. ©Romain/Sabab Lou

Sie lernen wie man Zugtiere trainiert. @Romain/Sabab Lou

Sie wissen mittlerweile alle, wie man Kompost herstellt. @Romain/Sabab Lou

Die Studierenden lernen wie man Brutkästen baut und die Hühner artgerecht versorgt. @Romain/Sabab Lou

Sie lernen mehr über die Gewebekultur Technologie (banana tissue culture). @Romain/Sabab Lou

Die Studierenden lernen, wie man mit einfachen, organischen Mitteln Schädlinge bekämpft. @Romain/Sabab Lou
Landläufig heißt es, es brauche mindestens 10.000 Gartenstunden um eine erfolgreiche Gemüsebäuerin oder erfolgreicher Landwirt zu werden. Hinter uns liegt ein erster vollständiger Jahres-Anbauzyklus zuzüglich intensiver Erfahrungen in Tierzucht, Obstanbau und auch in Vermarktung. Wir können stolz sein auf das bisher erreichte.
Trotzdem: Nach dem neuerlichen strengen Lockdown Ende Juli wuchs die Unsicherheit ob sie unter diesen Umständen noch in der Lage sein werden das 2-jährige Training in vollem Umfang abzuschließen. Der Unterricht im Gemüsebeet ersetzt eben nicht den umfassenden Theorieunterricht im Klassenzimmer. Vor allem die unternehmerischen Aspekte des Gemüseanbaus lassen sich nicht einfach so nebenbei erklären. Deswegen haben wir uns, gemeinsam mit der RDO, dazu entschlossen, die Ausbildung um drei bis 6 Monate zu verlängern. Der erneute Lockdown betrifft auch die zweite Gruppe Auszubildende, die eigentlich diesen September hätten beginnen sollen und jetzt aber wahrscheinlich erst im Januar 2021 werden starten können.
Mehr zu den aktuellen Entwicklungen und den Auswirkungen der Pandemie auf die Projektmaßnahmen, können sie hier, in unserem regelmäßigen Corona-Update nachlesen.