Gemeinsam in Richtung Nachhaltigkeit

Interview mit Jamu Cessay über seine Arbeit als Geschäftsführer der Rural Development Organization (RDO) in Gambia und die Frage der Nachhaltigkeit

Das Baddibu Projekt im Upper Baddibu-Distrikt am Nordufer des Gambia-Flusses wurde 2014 nahezu vollständig implementiert. Das Projekt fördert rund 400 in Gruppen organisierte Frauen aus 4 Dörfern bei der Gemüseproduktion.Die gesamten Gärten werden durch solare Pump- und Bewässerungsanlagen bewässert. Diese liefern zugleich sauberes Trinkwasser für die Haushalte. In den beteiligten Dörfern leben insgesamt 2.000 Menschen, denen das Projekt zugute kommt. Mit dem Anbau und dem Verkauf von Gemüse können sich  die Frauen ein Einkommen und Auskommen schaffen. Das ist zunächst einmal ein Riesen-Schritt: In der Trockenzeit, in der es bisher keine Einkommensmöglichkeiten gab, bringen die Frauen nun Geld nach Hause. Allerdings müssen auch Ersparnisse gebildet werden, damit die Anlagen instandgehalten und erneuert werden können. Im November 2014 trafen wir Jamu Cessay, den Geschäftsführer der Rural Development Organization (RDO), einer von Sabab Lou gegründeten gambischen Nichtregierungsorganisation, zur Betreuung des Baddibu Projekts.

Jamu Cessay

SL: Jamu, erzähle uns etwas über dich.
JC: Mein Name ist Jamu Cessay. Ich komme aus Serekunda, der größten Stadt in Gambia. Derzeit lebe ich in Farafenni und bin Geschäftsführer der RDO. Ich habe Finanzmanagement und Buchhaltung studiert.

SL: Du hast deine vorherige Arbeitsstelle verlassen, um für Sabab Lou zu arbeiten. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen?
JC: Diese Entscheidung hatte zum einen finanzielle Gründe. Zum anderen wollte ich meine Arbeitskraft der Entwicklung meines Landes widmen. Das war der entscheidende Grund.

SL: Welches sind die größten Herausforderungen, vor denen du bei deiner Arbeit für Sabab Lou stehst?
JC: Die Mobilisierung der Dorfgemeinschaften. Verlässliche Vereinbarungen zu treffen ist wirklich herausfordernd. Am einen Tag einigen wir uns auf etwas und am nächsten Tag haben sich manche wieder anders entschieden. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass viele Menschen aus den Dörfern nur wenig Bildung haben. Daher müssen wir eine gemeinsame Sprache finden, um uns gegenseitig zu verstehen. Dies ist eine meiner wichtigsten Aufgaben. Veränderungen zu bewegen ist nicht immer einfach. Aber wir abreiten daran. Und langsam bewegen wir uns vorwärts.

Erntezeit in Dutabullu

SL: Wurde dir von den Dorfgemeinschaften von Beginn an Vertrauen und Akzeptanz entgegengebracht?
JC: Zu Beginn waren die Menschen dem Projekt gegenüber skeptisch. Sie hatten nicht das Gefühl, dass dies ihr Projekt sei. In den zwölf Monaten meiner Arbeit hat es viele Veränderungen gegeben. Die Dorfgemeinschaften fühlen sich nun als EigentümerInnen des Projekts. Sie arbeiten in ihren Gärten. Sie legen eigene Ersparnisse auf ihren eigenen Konten an. Und so weiter.

SL: Welche sind deine alltäglichen Aufgaben im Projekt?
JC: Die Verwaltung der RDO. Zweimal wöchentlich besuche ich alle Gärten. Ich erstelle Berichte und leite diese an Sabab Lou in Deutschland weiter. Außerdem verwalte ich die Finanzbücher der Dörfer. Denn im Moment sind wir (RDO) noch verantwortlich für ihre Rücklagen. Wann immer eine Dorfgemeinschaft ein Problem hat, kommen sie zu mir, wir sprechen darüber und finden gemeinsam eine Lösung. Zweimal in der Woche treffe ich die Verantwortlich der einzelnen Komitees der Dörfer. Das Gartenkomitee ist dabei besonders wichtig. Sehr regelmäßig besprechen wir uns. Zudem bin ich zuständig für die Kommunikation zwischen der RDO und anderen Institutionen und Partnern in Gambia.

Die Komitees übernehmen Verantwortung

SL: Du hast die Komitees erwähnt. Könntest Du uns noch etwas mehr über deren Aufgabe erzählen?
JC: Wir haben in jedem Dorf drei Komitees gebildet. Ein Gartenkomitee, ein Finanzkomitee und ein Technikkomitee. Ich unterweise die Mitglieder dieser Komitees in ihren Aufgaben und Verantwortungen im Bezug auf das Projekt. Das Gartenkomitee ist verantwortlich für den Produktionsplan des Gartens. Sie leiten die Produktion, den Verkauf und die Registrierung der Produkte des Gartens. Die Aufgabe des Technikkomitees ist es, das solarbetriebene Bewässerungssystem zu reparieren, instand zu halten und zu erneuern, wenn nötig. Und das Finanzkomitee ist verantwortlich für die Finanzen. Den Mitgliedern dieses Komitees lehren wir Rücklagen zu bilden. Das ist wichtig. Wir halten sie dazu an, einen Sparplan zu erstellen und Ressourcen zu bilden. Sodass zu jeder Zeit, wenn ein bestimmter Teil des Systems nicht funktioniert, dieser leicht ausgewechselt werden kann. Wir möchten, dass die Dorfgemeinschaften unabhängig von Sabab Lou sind. Sie sollen dieses Projekt ohne fremde Hilfe weiterführen.

SL: Danke, Jamu, für das interview.

 

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.