Wer sind Babou, Eddy und JayJay? Und welches Dorf gewinnt das Volleyball-Spiel? Dutabullu, Chamen oder Jumansar? Auf unseren Projektreisen geht es auch darum, eine schöne Zeit miteinander zu verbringen. Götz Mäuser nimmt euch mit auf seine Reise in die Projektdörfer.
27. Mai – Es hat sich einiges getan
Wie immer geht es in Frankfurt los. Da Frieder bereits vor zwei Tagen geflogen ist, bin ich diesmal allein im Flieger. Heute Abend wollen wir uns aber wie beim letzten Mal wieder im Leybato Hotel zum Abendessen treffen. In den letzten sechs Monaten hat sich einiges getan und das Programm für die Woche ist relativ voll. Die wohl wichtigste Veränderung ist die letztlich friedlich verlaufene Machtübergabe an den neu gewählten Präsidenten Adama Barrow. Für das Land und die ganze Region ein großer Schritt nach vorne für die politische Kultur. Man kann jetzt nur hoffen, dass der neue Präsident die in ihn gesetzten Hoffnungen auch erfüllt, aber das wird sicherlich nicht einfach werden.
Auch in den Dörfern muss sich einiges getan haben, wie ich den zwischenzeitlichen Berichten von Edith und Frieder entnehmen konnte. Nadine und Nathanael, die beiden Studenten, die die letzten fünf Monate mit einer dem Präsidentenwechsel geschuldeten Unterbrechung von einem Monat in Farafenni waren, müssen gemeinsam mit Momodou, dem Geschäftsführer der RDO, in den Dörfern einiges bewegt haben. So sollen die Gemüsegärten in einem sehr guten Zustand sein, so gut, dass mittlerweile ernsthaft an eine regelmäßige Belieferung der Hotels an der Atlantikküste gedacht werden kann. Das ist auch der Grund, warum Frieder bereits zwei Tage früher gefahren ist: er hat Termine mit einigen wichtigen Geschäftsführern dieser Hotels zu diesem Thema. Ich bin sehr gespannt, am Abend die letzten Neuigkeiten darüber zu hören.
Und nach allem, was ich von Babou, meinem Partner bei der Watertech & Construction Company Ltd., gehört habe , hat sich auch unsere junge Firma erfolgreich weiterentwickelt, auch wenn wir während der Tage der sich hinziehenden und unsicheren Machtübergabe vorübergehend den Geschäftsbetrieb einstellen mussten, um unsere Fahrzeuge und Maschinen vor dem Risiko von Plünderung und Randale in Sicherheit zu bringen. Am morgigen Dienstag findet turnusgemäß unser nächstes Board Meeting statt und es wird sehr interessant sein, zu hören, wie die Dinge aktuell stehen. Am Mittwoch geht es für mich dann raus zu den Dörfern, um mir ein eigenes Bild von der Lage zu machen. Und ich will ein Versprechen einlösen, das vor einem Jahr angekündigte FrauenVolleyballturnier soll nun Ende der Woche stattfinden. Ich hoffe nur, dass alles klappt und es für die Dörfler eine gelungene Abwechslung wird.
Gegen 18:00 landet das Flugzeug planmäßig in Banjul. Babou holt mich freundlicherweise ab und nach dem Einchecken im Hotel Senegambia fahren wir direkt weiter ins Leybato Hotel. Dort treffen wir wie geplant Nadine, Nathanael, Momodou und Frieder, ein schönes Wiedersehen. Beim Abendessen berichtet Frieder von erfolgreichen Gesprächen mit dem Management vom Hotel Senegambia. Das Hotel braucht nicht nur kontinuierlich recht große Mengen an Gemüse und Salaten, es ist auch bereit, es mit unseren Dörfern als Lieferanten zu versuchen. Ich hoffe nur, dass Frieder nicht zu viel versprochen hat. Das wird eine große Herausforderung für die Dörfer, hoffentlich keine zu große.
Nadine und Nathanael haben eine anstrengende und aufregende Zeit hinter sich. Am 25.12.2016 mussten sie das Land Hals über Kopf wegen der Präsidentenkrise verlassen und ihre Arbeit für rund einen Monat unterbrechen. Und erst vor ein paar Tagen sind sie nachts in Ihrer Unterkunft in Farafenni im Schlaf all ihrer Wertsachen beraubt worden, ein Alptraum. Dennoch sind sie guter Dinge, nicht zuletzt auch deshalb, weil es für beide jetzt bald nach Hause geht. Nathanael macht an der Uni Stuttgart seinen Bachelor in „Erneuerbare Energien“, einem brandneuen Studiengang, in dem sich die technischen Entwicklungen der letzten Zeit widerspiegeln. Für seine Bachelor-Arbeit hat er in Jumansar einen Transportcontainer in eine auf Verdunstung beruhende Groß-Kühlbox umgebaut, 2 mit der er Temperaturreduktionen von 15-20 Grad Celsius erreicht hat. Aus meiner beschränkten Sicht ein tolles Ergebnis und ich freue mich schon darauf, dass ganze in Kürze selbst in Augenschein nehmen zu können.
Nadine hat ihrerseits hart daran gearbeitet, die Frauen in den Dörfern bei der Kultivierung ihrer Gemüsegärten zu unterstützen und ihnen die eine oder andere Methodik, Vorgehensweise oder Technik nahezubringen. Wie nicht anders zu erwarten, gab es dabei Erfolge und Misserfolge, Licht und Schatten. Eines ihrer größten Erfolge war die Einführung von Gießkannen (statt Eimern) für die Bewässerung. Man mag es kaum glauben, aber dies hat entscheidend in jeder Hinsicht zu einer Motivations- und Qualitätssteigerung beigetragen. Weniger Wasserverbrauch, weniger Schleppen, weniger Wettbewerb um das knappe Gut Wasser, dadurch flexiblere und bessere Bewässerungszeiten, schonenderer Umgang mit Pflanze und Boden. Simplicity wins! Ich bin gespannt, wie die Gemüsegärten sich jetzt präsentieren.
28. Mai – Besuch bei Watertech
Am Morgen steht erstmal ein Lauf am Strand auf dem Programm. Nach einem langen Flug immer die beste Methode, die Körpersäfte wieder in Schwung zu bringen. Um 11:00 holt mich Babou ab und wir fahren zum Büro der Watertech. Dort wartet bereits Seedy, unser Freelance CFO, auf uns und wir beginnen unser Board Meeting. Die kurze Geschichte der Watertech seit Aufnahme des Geschäftsbetriebs im April 2016 ist schnell erzählt. Das Rumpfgeschäftsjahr bis Ende 2016 verlief sensationell, wir haben eine Reihe von Brunnen bzw. Projekten erfolgreich abgeliefert und bereits das erste Jahr profitabel abgeschlossen. Im Kontrast dazu steht der Geschäftsbetrieb seit Anfang 2017 in Folge der Präsidentenkrise und -im wahrsten Sinne des Wortes- des Stillstands der Rechtspflege schlicht still. Der Fokus liegt entsprechend auf der Bewahrung der Barmittel und der Pflege der Fahrzeuge und Maschinen. Alle hoffen nun, dass sich die Dinge im Laufe der nächsten Monate wieder normalisieren und letztlich mit dem neuen Präsidenten auch nachhaltig besser werden. Und das ist natürlich auch unsere Hoffnung und so kreist die Diskussion sehr stark um die kommenden Herausforderungen. Sollte sich das Geschäft wieder erholen, wollen wir in ein zweites Fahrzeug mit Bohrturm (Drilling Rig) investieren. Darüber hinaus müssen wir unser Management Team verbreitern und qualitativ weiterentwickeln. Dies insbesondere auch dann, wenn wir weitere, sich zukünftig bietende unternehmerische Chancen in Gambia wahrnehmen wollen. Babou hat hier einige Ideen, aber das geht natürlich nur, wenn die Watertech auch ohne ihn zurechtkommt.
Gegen 17:00 sind wir durch und bis zum Abendessen bleibt Zeit, diesen Reisebericht am Strand im Hotel Senegambia fortzuschreiben. Zum Abendessen habe ich Babous Frau Ida, Babou und Seedy eingeladen und wir gehen zu The Clay Oven, einem indischen Restaurant. Es wird ein netter Abend, die Konversation kreist um die Unterschiede beim Heranwachsen junger Männer in Deutschland einerseits und The Gambia andererseits. Mit unseren jeweils drei Söhnen haben wir diesbezüglich ja hinreichend Anschauungsmaterial. Im Kern bleiben Söhne in The Gambia in der Regel zuhause und wenn sie heiraten, kommen ihre Ehefrauen dazu. Als junger Mann auszuziehen und sich auf die eigenen Beine zu stellen, ist eher nicht vorgesehen, der Familienverbund steht klar im Vordergrund, so wie es auch in den Dörfern in den „Compounds“ gelebt wird. Der Umgang zwischen jungen Männern und Frauen ist in The Gambia in den letzten 30 Jahren bereits deutlich liberaler geworden, eine gemeinsame Übernachtung im elterlichen Haus kommt jedoch nach wie vor nicht in Frage. Den Heiratsantrag stellt übrigens der Vater bei den Eltern der Auserwählten.
29. Mai – Tomaten, Zwiebeln und Erdnüsse
Babou holt mich gegen 10:00 ab. An der Fähre treffen wir JayJay, mit dem ich mit der Fähre übersetze und der mich mit seinem Auto bis Samstag begleiten wird. Während der Fahrt spreche ich mit JayJay über die traditionelle Landwirtschaft hier in The Gambia. Angebaut werden während der 3 Regenzeit vorrangig Erdnüsse, (Sorghum- oder Mohren-) Hirse und Mais, die soweit möglich in Rotation angebaut werden. Eine durchschnittliche bäuerliche Familie mit rund 20 Familienmitgliedern kann etwa 60-80 Hektar bewirtschaften, allerdings verfügen bei weitem nicht alle Familien über so viel Land. Erdnüsse dienen hauptsächlich dem Verkauf. Ein Hektar braucht etwa 80-100 kg geschälte Erdnüsse für die Aussaat und produziert unter den Bedingungen in The Gambia etwa 200-300 kg geschälte Erdnüsse. Pro Hektar ergibt sich damit ein Produktionsüberschuss von rund 100-200 kg, der für 10 – 20 Dalasi pro kg verkauft werden kann. In Summe können pro Hektar also etwa 1.000 – 4.000 Dalasi erlöst werden. Die Erlöse werden nach Abzug der sonstigen Kosten zum größten Teil in den Erwerb von Reis für den Eigenbedarf investiert. Auch Hirse und Mais sind als Grundnahrungsmittel primär für den Eigenbedarf bestimmt, lediglich Überschüsse werden verkauft. Eine durchschnittliche Familie braucht etwa 50-60 Hektar Hirse bzw. Mais, um ihren Eigenbedarf für ein Jahr zu decken.
Der Anbau von Erdnüssen hat im Wesentlichen drei Arbeitsschritte: Aussaat, (frühe) Pflege und Ernte. Für die Aussaat gibt es eine einfache, von einem Esel oder Pferd gezogene Apparatur, die Erdnuss für Erdnuss in den Boden bringt. Ein guter Arbeiter schafft am Tag etwa drei Hektar, anderthalb Hektar am Morgen und dasselbe nochmal am Abend. Während der ersten vier Wochen nach der Aussaat muss dann in der Regel zweimal das Gras bzw. Unkraut niedergehalten werden, um sicherzustellen, dass sich die Erdnusssträucher entwickeln können. Für die Ernte kommen dann wieder einfache, von Eseln oder Pferden gezogene Geräte zur Anwendung. Die Erdnüsse werden schließlich aus den zusammengeschobenen Erdnusssträucherhaufen quasi herausgedroschen. Wenn man bedenkt, dass bis zu den Feldern darüber hinaus jeden Tag bis zu zwei Stunden einfache Wegstrecke zu Fuß zu bewältigen ist, bekommt man eine Vorstellung dafür, was hier körperlich Tag für Tag in der schwülen Hitze der Regenzeit zu leisten ist.
Gegen 13:30 kommen wir in Eddys Hotel in Farafenni an und treffen dort Frieder, Nadine, Momodou und Mbelly. Kurze Zeit später brechen wir nach Dutabullu und Kalataba auf. In Dutabullu stellen Frieder und Nadine mit Momodous Unterstützung das Hotelprojekt vor und welche Implikationen es für die Bewirtschaftung des Gemüsegartens hat. Die Frauen signalisieren ihre Unterstützung, obwohl sie das ganze sicherlich noch nicht völlig in seiner Bedeutung überrissen haben. Es wird eine große Herausforderung für sie werden. In Kalataba geht es um etwas ganz anderes. Das Dorf zahlt seit acht Monaten nicht mehr seine Beiträge für das Wassersystem. Frieder weist in der Besprechung mit dem Alkalo und dem VDC Chairman darauf hin und bittet bis Freitagmorgen um einen Lösungsvorschlag, wie die aufgelaufenen Rückstände (8 x 2.500 pM = 20.000 Dalasi) über einen Zeitraum von sechs Monaten abgetragen werden können. Anderenfalls wird man gezwungen sein, das Wasser abzudrehen. Das Problem scheint vor allem ein innerdörfliches zu sein. Wir werden sehen.
Während des Abendessens bei Eddys rate ich Frieder, das Hotelprojekt in einem Piloten zunächst auf Tomaten und Zwiebeln zu fokussieren. Beides können die Dörfler inzwischen recht verlässlich und das Risiko sollte sich dadurch doch recht deutlich reduzieren lassen. Sollte das Ganze auf dieser Basis dann funktionieren, wird es recht einfach sein, es später auf andere Gemüsesorten und/oder weitere Hotelkunden auszuweiten. Alle können sich mit dieser Idee recht schnell anfreunden. Wir sprechen über die notwendige Organisationsstruktur und die Logistik. Um das ganze sauber organisieren zu können, werden wir in jedem Dorf einen Kümmerer brauchen, der die von den Bestellungen der Hotels ausgehenden Impulse in Koordination mit den anderen Dörfern aufnimmt, an die Frauen in den Dörfern kommuniziert und die Bereitstellung der geforderten Mengen nachhält. Die Logistik ist wiederum wegen der notwendigen Flussüberquerung eine ganz eigene Herausforderung. Wahrscheinlich wird man die Ware ohne Fahrzeug mit der Fähre auf die andere Seite des GambiaFlusses bringen müssen, alles andere ist wegen der Wartezeiten für Fahrzeuge wohl zu unsicher. In Soma könnte dann ein Fahrer die Ware annehmen und zu den Hotels transportieren, das sollte kein Problem sein.
30. Mai – Das Volleyballturnier
Beim Frühstück diskutieren Nadine und Frieder die Implikationen der veränderten Vorgehensweise, während ich meinen Reisebericht fortführe. Später kaufe ich mit JayJay auf dem Markt noch zwei Trikotsätze als Preis für die Gewinner der Volleyballturniere heute Nachmittag. Leider muss kurzfristig das Turnier von Jumansar nach Chamen verlegt werden, weil es in Jumansar einen Todesfall gegeben hat, aber das werden wir schon irgendwie hinkriegen.
Unangekündigt erscheint am Morgen auch eine vierköpfige Delegation aus Kalataba, um über das Problem der Rückstände zu sprechen. Zumindest scheint ihnen das Problem auf dem Magen zu liegen, sonst wären sie nicht so prompt gekommen, aber sie können noch keine Lösung liefern. Es wird wohl noch einige Diskussionen im Dorf erfordern, bis sie sich auf eine für alle Dörfler akzeptable Lösung geeinigt haben. Und es gibt wohl auch einiges Misstrauen gegenüber Dutabullu bzw. wie das Geld verwendet wird. Wir werden sehen und dürfen gespannt bleiben.
Gegen 11:30 kommen wir schließlich verspätet los. Da der Besuch in Jumansar ausfällt, fahren wir nach einem Abstecher bei der Landwirtschaftsschule direkt nach Chamen. Die Landwirtschaftsschule kommt als Saatgutlieferant in Frage, ruft jedoch Preise auf, die schlichtweg nicht akzeptabel sind. Nadine und Frieder wollen heute nochmal nachhaken, ob sich hier nicht doch eine Verständigung erzielen lässt. Leider scheint jedoch kein Spielraum zu bestehen, uns entgegenzukommen. Wir werden versuchen müssen, alternative und vor allem günstigere Quellen zu finden.
In Chamen steht schon das Volleyballnetz, die Teams werden allerdings erst gegen 15:00 erwartet. Weil es sonst in Chamen nichts zu tun gibt und wegen der großen Mittagshitze fahren wir deshalb kurzentschlossen zurück zu Eddys Hotel, um dort die Mittagsstunden zu verbringen. Gegen 15:00 geht es dann in Chamen los. Zuerst kommt in einem völlig überfüllten Kleinbus die Delegation von Dutabullu, etwas später die von Jumansar und das Turnier kann beginnen. Die drei Frauen- bzw. Männerteams spielen jeweils jeder gegen jeden, zwei Gewinnsätze bis 15 Punkte.
Bei den Frauen dominiert das Team von Dutabullu und gewinnt, Jumansar wird zweiter, Chamen dritter. Man kann ohne weiteres erkennen, dass sich die Frauen von Dutubullu recht gut vorbereitet haben, was man von den beiden anderen Teams eher nicht behaupten kann. Bei den Männern ist es ein sehr knappes Spiel zwischen Chamen und Dutabullu, das über den Turniersieg entscheidet und das Chamen letztlich 17:15 im dritten Satz gewinnt. Jumansar kann mit den beiden Teams nicht mithalten und wird dritter. Den Turnierhöhepunkt bildet das große Finale zwischen den Frauen aus Dutabullu und den Männer aus Chamen, dass allerdings die Männer recht deutlich für sich entscheiden können. Nach Finale und Siegerehrung gibt es für alle Essen und Getränke, die Frauen von Chamen haben reichlich gekocht und sind sehr gute Gastgeber. Kurz vor Sonnenuntergang ist dann Schluss und die Delegationen aus Dutabullu und Jumansar treten den Rückweg nach Hause an.
Zurück in Eddys Hotel ist unser Resüme, dass es eine sehr gelungene Veranstaltung war. Wir hatten durchweg rund 200-250 Leute rund um das Volleyballfeld. Es war ein faires Turnier ohne Verletzungen und alle hatten Spaß. Von verschiedensten Leuten haben wir ungefragt positives Feedback bekommen und ich wurde wiederholt gefragt, wann denn wohl das nächste (Fußball- oder Volleyball-)Turnier stattfinden würde. Sportveranstaltungen dieser Art sind nicht Teil der Kultur und – abgesehen von Fußballspielen- im Grunde unbekannt. Umso mehr freut es uns, die Menschen mit dieser Form der Freizeitgestaltung bekannt zu machen und die Freude zu beobachten, die es bei allen Beteiligten auslöst. Ganz abgesehen davon, dass sich die Bewohner der drei Dörfer einander näher kommen und ihre nachbarschaftlichen Beziehungen pflegen können.
31. Mai – Kalataba
Früh am Morgen erwarten Frieder und Momodou Abgesandte von Kalataba, die aber zunächst nicht kommen. Verspätet lassen sich dann der Alkalo und der VDC Chairman blicken, sie haben jedoch keinerlei Lösungsvorschläge im Gepäck. Wir werden wohl tatsächlich nicht umhin kommen, das Wasser für Kalataba abzudrehen. Verspätet brechen wir schließlich nach Jumansar auf. Die dortigen Frauen sollen heute über das Hotelprojekt informiert und gefragt werden, ob sie dabei sind und es unterstützen wollen. Nach unserer Ankunft besichtigen wir jedoch zunächst den „Kühlcontainer“, den Nathanael auf Verdunstungskühlung basierend hier gebaut hat. Er sieht gut aus, wie er so dasteht und innen drin fühlt es sich angesichts der Hitze draußen richtig schön kühl an, schon eine tolle Sache so ganz ohne Strom. Die Frauen zeigen sich im Übrigen sehr erfreut über die letzten Entwicklungen und sind gerne bereit, das Hotelprojekt zu unterstützen. Damit sind alle Dörfer mit Ausnahme von Kalataba an Bord und die Arbeit kann beginnen.
Zurück in Eddys Hotel geht es genau darum, die für das Hotelprojekt anstehenden Arbeiten zu besprechen. Die Aufgaben sind vielfältig, mit dem Hotel Senegambia muss der voraussichtliche Bedarf geplant werden, der Anbau in den drei Gemüsegärten muss bedarfsgerecht geplant werden, geeignetes Saatgut muss beschafft werden, Kümmerer in den drei Dörfern müssen identifiziert und instruiert werden und, last but least, der Transport über den Fluss an die Küste muss organisiert werden. Momodou wird damit mehr als gut beschäftigt sein und der weiteren Unterstützung aus Deutschland bedürfen. Es ist ein großer Schritt, eine riesige Herausforderung aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir werden sehen.
Später am Nachmittag brechen Nadine, Frieder und Momodou mit JayJay noch einmal nach Dutabullu auf. Nadine will sich verständlicherweise auch hier persönlich verabschieden. Überall konnten wir beobachten, dass Nadine eine Menge neuer Freunde gefunden hat und überaus beliebt ist. Bemerkenswert, wie diese junge Dame sich unter diesen nicht so einfachen Bedingungen geschlagen hat. Das gleiche gilt übrigens auch für Nathanael, der unter dem Spitznamen Nat insbesondere in Jumansar einige Bekanntheit erlangt hat. Keine Neuigkeiten gibt es leider aus 7 Kalataba. Die Situation scheint dort festgefahren zu sein. Wir werden nicht umhin kommen, das Wasser mit Fristsetzung abzudrehen.
Den Abend lassen wir locker in Eddys Hotel ausklingen. Moses kocht seine (einzige) Spezialität: selbstgemachte Pommes mit Hühnchenschenkeln, Gemüsechutney und frischer Salat. Mit einem kühlen Bier lässt sich das wunderbar verdrücken und alle werden mehr als satt.
1. April – Die Rückfahrt
Es ist schon wieder Zeit, die Rückfahrt anzutreten. Gegen 11:00 geht es für Nadine, Frieder und mich mit JayJay Richtung Barra los. Wir wollen dort die Fähre nehmen, das ist zur Zeit am sichersten und zur Not können wir auch zu Fuß übersetzen und auf der anderen Seite mit dem Taxi weiter fahren. Aber es klappt, mit Hilfe einer kleinen finanziellen Nachhilfe in Höhe von 500 Dalasi kommen wir mit dem Auto auf die nächste Fähre. JayJay macht das alles sehr gut. Auf dem Weg zum Flughafen machen wir gegenüber dem Hotel Senegambia halt auf einen Drink und treffen Babou. Wir haben zwar nicht viel Zeit, aber es reicht, ihn auf das Thema Vergrößerung des Gemüsegartens in Dutabullu anzusprechen. Je nachdem, wie sich die Dinge in den nächsten Tagen mit Kalataba entwickeln werden, wäre das die beste Möglichkeit, das Wasser alternativ zu nutzen.
Gegen 17:00 kommen wir am Flughafen an. Abgesehen davon, dass Brussels Airlines mit einer Ersatzmaschine mit alten Business Class-Sitzen fliegt und man ein Formular ausfüllen und der Crew geben muss, um eine Erstattung zu bekommen, läuft alles planmäßig. Mit Rückstufungen dieser Art habe ich gerade recht schlechte Erfahrungen mit der Lufthansa gemacht, mal sehen, ob es diesmal besser läuft. Der Flug verläuft ansonsten ereignislos, allerdings erreichen wir Brüssel erst mit Verspätung, sodass der Transfer zum Weiterflug nach Frankfurt zu einem Wettlauf mit der Zeit wird, den Nadine und Frieder mit Sitzen in Reihe 35 leider nicht gewinnen können. So komme ich alleine am Morgen etwas übermüdet aber wohlbehalten in Frankfurt an. Für Frieder und Nadine wird es noch ein klein bisschen länger dauern, aber bis zum nächsten Flieger nach Frankfurt dauert es glücklicherweise nicht allzu lange. Schritt für Schritt zieht die Karawane, manchmal auch einen zurück aber diesmal hatten wir alle das Gefühl, es ging nach vorne.
Banjul, im März/April 2017