Chronik einer Eskalation – und was das für unsere Arbeit bedeutet.
Das politische Machtspiel um die Präsidentschaft scheint endlich ein Ende gefunden zu haben. Die beiden Studenten Nadine und Nathanael wollen noch im Februar nach Gambia zurückkehren.
01.12.2016 – Gambia wählt Adama Barrow zu seinem neuen Präsidenten + + + 02.12.2016 – Yahya Jammeh gesteht Wahlniederlage ein + + + 09.12.2016 – Frieder und die Studenten Nadine und Nathanael reisen ins Baddibu-Projekt nach Gambia + + + Der seit 22 Jahren autokratisch regierende Präsident Jammeh widerruft sein Eingeständnis und ficht die Wahl an + + + 10.12.2016 – Zusammen mit Freiwilligen des American Peace Corps und dem Projektleiter Momodou vereinbaren wir einen Notfallplan – Ausreise über die grüne Grenze in den Senegal – für den Fall einer Eskalation + + + 12.12.2016 – Präsidenten der ECOWAS Staaten reisen an, um Jammeh zur Anerkennung der Wahl zu bewegen. Sie scheitern + + + 13.12.-23.12.2016 – Wir besprechen täglich die politische Lage mit den Studenten und unserem Projektleiter + + + Wir verfolgen die ausländischen Presseberichte, die deutsche Presse nimmt keine Notiz + + + 23.12.2016 – Senegal verstärkt seine Truppen an der gambischen Grenze + + + ASA, die Entsendeorganisation des Bundes, verpflichtet die Studenten zur sofortigen Rückkehr nach Deutschland + + + 24.12.2016 – SMS von Mbelly aus Dutabullu: „We are so sad, Nadine is so lovingly active, please send her back“ + + + 25.12.2016 – Ausreise der Studenten Nadine und Nathanael. Wir vereinbaren, die beiden sobald wie möglich zurückzusenden + + + 08.01.2017 – Projektleiter Momodou positioniert sich mutig mit einem Facebook Post: #GAMBIA HAS DECIDED + + + 10.01.2017 – Eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes über das Veto Jammehs scheitert mangels verfügbarer Richter des Obersten Gerichts. Der Leiter der Wahlkommission flieht in den Senegal + + + 12.01.2017 – Jammeh verweigert weiterhin die Amtsübergabe. Barrow bestätigt Amtsantritt für den 19. Januar. Ausländer werden aufgefordert Gambia zu verlassen + + + 13.01.2017 – Präsidenten der ECOWAS Staaten Nigeria, Liberia und Ghana machen einen letzten Versuch, den Weg für den gewählten Präsidenten Barrow zu ebnen. Tausende Gambier fliehen in den Senegal + + + Wir verfolgen die ausländischen Presseberichte, die deutsche Presse nimmt keine Notiz + + + Senegalesischer UNO-Gesandter bestätigt nötigenfalls gewaltsame Durchsetzung des Wahlentscheids + + + 16.01.2017 – Jammeh lässt hochrangige, als nicht loyal bezichtigte, Militärs verhaften + + + 17.01.2017 – Jammeh ruft den Notstand aus – wegen „außerordentlicher ausländischer Einmischung“ + + + 18.01.2017 – Der Parlamentssprecher verkündet eine angebliche Entscheidung des Parlaments, Jammehs Amtszeit um drei Monate zu verlängern + + + Wir veröffentlichen einen Blogbeitrag der beiden Studenten Nadine und Nathanel + + + 19.01.2017 – Der gewählte Präsident Adama Barrow leistet in der gambischen Botschaft in Dakar den Amtseid + + + Der UNO Sicherheitsrat bestätigt das Anliegen der ECOWAS Staaten zum Einmarsch in Gambia + + + Truppen aus Nigeria und Ghana sammeln sich in Dakar + + + Wir skypen mit Nadine und Nathanael, möglicherweise können sie Anfang Februar zurück + + + Noch am Abend marschieren dieTruppen in Gambia ein + + + 20.01.2017 – Die Truppen verharren im Land, um den Präsidenten Mauretaniens und Guineas eine letzte Chance zur Mediation mit Jammeh zu geben + + + 21.01.2017 – vermittelnde Gespräche mit Jammeh dauern an. Geflohene Gambier warten, dass er das Land verlässt. „The lion is still in Banjul“ + + + In der Nacht fliegt Jammeh, begleitet vom Präsident Guineas, nach Guinea aus + + + Jammeh lässt noch ungefähr 10 Millionen Euro aus der Staatskasse mitgehen + + + Ecowas Truppen verbleiben im Land bis die Sicherheitslage wiederhergestellt ist + + + #GambiaHasDecided
Was bedeutet das für unsere Arbeit?
Der so motivierend begonnene Einsatz von Nadine und Nathanael wurde jäh unterbrochen. Nach ihrer kurzfristigen Rückkehr nach Deutschland versuchen wir per Telefon und Skype die engagierten Dorfbewohner zu begleiten. Leider ersetzt dies weder die praktische Demonstration noch die erwünschte technische Umsetzung. Uns sind die Hände gebunden, wir müssen abwarten. Wir sind besorgt um unseren Projektleiter Momodou, der sich mutig zu einem demokratischen, freien und neuen Gambia bekennt. Wir bewundern seine aufrechte Haltung, denn die Verhaftungswellen im Land werden immer willkürlicher. Eine Ausgangssperre verschärft die Situation noch weiter.
Wir haben wertvolle Wochen verloren. Wir wollen wichtige Boden- und Ertragsverbesserungen erzielen, der erste Pflanzzyklus nach der Regenzeit ist fast zu Ende. Und für den Ausbau des Kühlcontainers läuft uns die Zeit davon.
Nach nun einem ungenutzten Monat der politischen Zwangspause, reisen Nadine und Nathanael Anfang Februar wieder ins Baddibu-Projekt. Den erneuten Einsatz der Studenten wird finanziell nun die Stiftung übernehmen müssen. Wir halten aber die produktionssteigernden Maßnahmen für eminent wichtig, denn sie unterstützen die notwendigen Veränderungen hin zu weiterer Eigenständigkeit der Menschen in diesem bitterarmen Land.