Entwicklungszusammenarbeit ist nicht einfach nur Projektarbeit, sondern steht immer auch in einem politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext. In unserer Wochenschau stellen wir Ihnen die wichtigsten Artikel und Fragestellungen rund um das Thema “Entwicklungszusammenarbeit in Afrika” vor.
Diese Woche möchte ich Ihnen einige völlig unterschiedliche Artikel empfehlen. Von Bildungsnotständen, über die Green Revolution Africa, Überlegungen zum Marshallplan, und möglichen Kürzungen des EU-Entwicklungsbudgets. Die vorgestellten Beiträge sind allesamt informativ und differenziert geschrieben, und lohnen sich zu lesen.
Unter dem Titel „Schulen allein bringen den Entwicklungsländern wenig“ berichtet Autor Thomas Fuster in der NZZ differenziert über Bildungsdefizite, nicht nur in Afrika, aber eben auch explizit in Afrika.
Lesenswert ist der Artikel, weil er die Augen öffnet für einen Notstand, der auf dem Papier gerne totgeschwiegen wird. „Bildung ist denn auch ein Katalysator für wirtschaftliche Entwicklung, soziale Mobilität und Chancengleichheit. Internationale Studien legen gar den Schluss nahe, dass das Humankapital – also das an Personen gebundene Wissen einer Gesellschaft – bis zu zwei Dritteln der Einkommensunterschiede rund um den Globus erklärt“, leitet Herr Fuster seinen differenzierten Artikel ein. Gerne wird von einer gestiegenen Alphabetisierungsrate von bis zu 90 Prozent gesprochen. Aber oftmals erreichen die Schüler nicht die erforderliche Lese- und Rechenkompetenz. Dass vielfach die Lehrer ihrer Lehrpflicht nicht nachkommen, dass Unterrichtsmaterial ungenutzt bleibt, und dass Kinder aufgrund physischer Mangelerscheinungen nicht konzentrationsfähig sind, sind nur einige Erklärungen. Lesen Sie nach.
Sehr empfehlenswert finde ich den Artikel „Afrika braucht Hilfe“ in der Deutschen Verkehrszeitung. Eine so differenzierte Übersicht zu den Plänen der Bundesregierung, ausgestaltet in ihrem Marshallplan für Afrika, erwartet man für gewöhnlich nicht in einem solchen Magazin, aber Prof. Helmut Baumgarten, Gründer des Fachgebietes Logistik an der Technischen Universität Berlin, gibt ausführliche Antworten zu Vorhaben, Herausforderungen und Zielen der umfassenden Maßnahmen. Eingeflochten auch durchaus kritische Betrachtungen zu verfehlter Entwicklungspolitik. Unbedingt lesen!
Der Bericht über die Fachtagung “Green Revolution Africa” in africa-live.de setzt den Focus auf die Themen Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzbeschaffung vor allem durch die Landwirtschaft. Die faktische Auflistung von Investitionssummen und -bereichen ist nicht nur interessant, sondern auch sehr lesenswert, finde ich. Interessant, dass das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Initiative zur “Allianz der Grünen Revolution für Afrika” (AGRA) mit 10 Millionen Euro für die nachhaltige Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft unterstützen will. Ob wir als Sabab Lou, die wir seit vielen Jahren landwirtschaftliche Projekte durchführen, davon wohl was abbekommen? Egal, es wird darauf ankommen wie eine solche Förderung aussehen soll. Welche Anstrengungen notwendig sein werden, listet der Bericht von Ökonom Gerd Eckert detailliert auf. Unterstreichen möchte ich den Satz: “Die Landwirtschaft als Kernbereich der wirtschaftlichen Entwicklung in allen afrikanischen Ländern muss an erster Stelle der Regierungspolitik stehen“.
Ebenfalls unbedingt empfehlen möchte ich den Artikel „EU-Institutionen uneins über künftiges Entwicklungshilfe-Budget“, wieder einmal in euractiv.de. Journalist Georgi Gotev, in der Übersetzung von Tim Steins, berichtet dezidiert von der Parlamentssitzung am 25. Oktober in Straßburg. Das EU-Parlament hat mit großer Mehrheit dem EU-Budget für 2018 zugestimmt, nämlich einem um 1,2 Milliarden Euro gekürzter Haushaltsplan. Sehr kontrovers ist das Thema Entwicklungszusammenarbeit diskutiert worden. Lesen Sie die ausführliche Aufstellung der Fachbereichs-Budgets, aber auch die ausgewiesenen kritischen Positionen kenntnisreicher NGO-Vertreter dazu.
Ich komme nicht umhin Ihnen von einem kurzen, aber entlarvenden Artikel von der Verkehrsrundschau zu berichten: „AFRIKA AUF DEM BVL-KONGRESS: DER VERGESSENE KONTINENT?“, so der Titel des Berichts von Journalist Kai Bublitz. Ich zitiere nur einen Satz: „Wir dürfen den Kuchen nicht den Türken oder den Chinesen überlassen“, geäußert von Stefan Oswald, Leiter der Unterabteilung Sub-Sahara Afrika im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin. Sie mögen sich Ihre Meinung dazu selbst bilden.
Lesen Sie weitere Ausgaben der Wochenschau.
Lassen Sie uns gerne Ihre Meinung zu unserer Wochenschau wissen. Ob die Inhalte und Verweise für Sie interessant sind; ob unsere Meinung für Sie valide ist; ob Sie zu kurz oder zu lang, klar oder unverständlich geschrieben ist. Ihre Meinung ist uns wichtig!