Was bedeutet es „eben mal zu ackern“?

„Dann müssen sie eben ackern“, so meine leichtfertige Aussage.
„Dann muss ich eben ackern“, so mein Selbstversuch.

Die Masterstudenten der landwirtschaftlichen Universität Hohenheim, die in ihrem nun vierten Einsatz in unserem Projekt in Nordost Ghana tätig sind, haben eine ganze Liste von Empfehlungen gegeben. Wie besser gepflügt werden kann, welche Saatdichte einzuhalten ist, dass erhöhte Anpflanzung besser ist, der Verbleib der Wurzelstrünke nach der Ernte bodenverbessernd wirkt. Weiterhin soll für die ausgelaugten Böden kleine Dosen Phosphor appliziert werden, zunächst nur auf einigen Testfeldern. Mit der Auflage, dass auch mindestens zweimal gejätet werden soll, sonst hätte dies keinen Effekt.

„Dann müssen sie eben ackern!“, so meine leichtfertige Aussage.

Ich ging in den Selbstversuch. Oben auf der schwäbischen Alb liegt mein Garten. Dort mache ich meine afrikanischen Experimente. Ich pflanze Mais, Bohnen und, ja, auch Sojabohnen, in Einzelanbau und Mischpflanzung.

Wochen, gar monatelanger Regen hatte den Boden verdichtet, dann kam Sonne, viel Sonne, und der Boden wurde steinhart. Wie die Böden im Chereponi Distrikt. Nein, ich habe nicht gewässert, ich wollte wissen, was es heißt „eben mal zu ackern“. Es heißt Schweiß, Zeit und Schmerzen. Nach tagelanger Knochenarbeit habe ich nur noch alle Viere von mir gestreckt.

Schaufel und Hacke

Was bedeutet es, bei sengender Hitze und steinhartem Boden mehrere Stunden Unkraut zu jäten? Edith will es wissen und startet den Selbstversuch.

Und mein Garten ist 10 x kleiner als die 1 acre großen Felder der Frauen in Bunburiga, Ando-Kajura, Chere-Nakaku, Kbaboku und Nansoni.
Sie hacken stundenlang in gebeugter Haltung in sengender Hitze – ich auch.
Sie haben um 04:00 Uhr morgens schon drei Stunden lang Wasser geholt – ich nicht.
Sie haben Wäsche gewaschen, Hirse gestampft, stundenlang gekocht – ich nicht.

Zwei Frauen arbeiten im Garten

Bevor die Frauen sich an die Gartenarbeit machen, haben sie schon drei Stunden lang Wasser geholt, Wäsche gewaschen und Hirse gestampft und stundenlang gekocht.

Eine Frau steht in gebeugter Haltung im Garten und jätet Unkraut.

Oftmals stehen die Frauen stundenlang in gebeugter Haltung und bei sengender Hitze im Garten und jäten Unkraut.

Ja, sie müssen ackern, wenn sie die Erträge ihrer Felder steigern wollen. Um aus der Armutsfalle herauszukommen. Um Geld zu verdienen. Für ein besseres Leben ihrer Familien. Aber die Empfehlung des Unkraut Jätens werde ich nur noch mit großer Hochachtung aussprechen. Mein Körper schmerzt immer noch.

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