Noch im Februar waren wir in den Baddibu-Gärten und sehr beeindruckt wie professionell angepflanzt wird… und dann ging die Pumpe kaputt.
Seit 2013 war die Solarpumpe in Betrieb und wir waren darauf vorbereitet, dass sie bald aufgeben würde, denn die Lebensdauer einer solaren Pumpe wird mit fünf Jahren angegeben. Gespart hatten sie genug – über 300.000 Dalasi, umgerechnet ca. 5.500 Euro, waren auf dem Konto der Dorfgemeinschaft. Das wussten wir, denn ohne das Wissen hätten wir uns 2019 nicht aus dem Projekt herausgezogen.
Unser Ziel als Sabab Lou ist es immer, die Projekte so unternehmerisch aufzubauen, dass sie sich nach einigen Jahren selber tragen und die Dorfgemeinschaften den erreichten Mehrwert auch ohne unsere Unterstützung halten können.
Trotz der vorhandenen Ersparnisse vermuteten wir, dass wir zumindest bei dem Austausch der Pumpe organisatorisch unterstützen müssten. Doch nicht einmal das war nötig. Mbelly, Vorsitzender des Village Development Committee, schickte uns am 11. Mai ein Video vom Einsatz der neuen Pumpe. Alles war bereits selbstständig organisiert worden. Pumpe kaputt, Solarbauer angerufen, Maßnahmen besprochen, Auftrag erteilt, Pumpe ausgetauscht – fertig! Innerhalb von zwei Tagen hatten Dorf und Garten wieder Wasser.
Nicht nur für uns, auch für die Familien in Dutabullu war das ein großer Moment. Dass der seit Jahren stetig und ausnahmslos eingesammelte Wasserpfennig ausreichte, um ihre Einkommensmöglichkeit zu erhalten, fanden sie, laut Mbelly, selbst erstaunlich und verstärkte ihre Entschiedenheit und Freude daran, die Projektmaßnahmen weiter umzusetzen.
Auch in Jumansar, dem mit 1000 Einwohnern doppelt so großen Dorf, wird in naher Zukunft eine neue Pumpe fällig werden. Auch sie haben ausreichend gespart. Und wir sind sicher, dass auch die Bewohner von Jumansar, vielleicht mit freundschaftlicher Unterstützung von Mbelly, den Austausch selber bewerkstelligen werden.
Sie brauchen uns nicht mehr, sie brauchen auch die RDO, die lokale Organisation, nicht mehr. Das ist für uns ein Erfolg – und das Projekt für uns beendet.
Die Gärten florieren
Nicht nur die technische und finanzielle Eigenständigkeit überzeugt uns davon, dass die Baddibu-Dörfer den Erfolg langfristig werden halten können. Was die Familien in den Gärten leisten, ist bemerkenswert. Die Gärtnerinnen und Gärtner konnten ihre Jahreseinnahmen von 100 Euro 2017 auf rund 300 Euro 2018 steigern und diese Bilanz auch 2019 halten. Ein lebenswichtiges Einkommen.

Dutabullu im Februar 2020. ©André Donath/Sabab Lou
Sie hatten gelernt, dass mit planvollem ganzjährigem Anbau und gut mit Kompost gedüngten Böden der Ertrag stieg. Natürlich durchlitten sie auch mal Schädlingsbefall, natürlich war es schwer dem Preisverfall in der Hochsaison durch antizyklische Anpflanzung zu begegnen, natürlich erforderte es ein Umdenken auf einmal ganzjährig Gemüse und Salat anzubauen. Doch die Gärtnerinnen und Gärtner aus Dutabullu und Jumansar haben sich heute zu Profis entwickelt.

Jumansar im März 2020. ©André Donath/Sabab Lou
Der Wettbewerb steigt
Mbelly und seine Gartengemeinschaft wissen, dass sie sich nicht ausruhen können auf ihrem Erfolg. Auch andere Hilfsorganisationen errichteten solar betriebene Pumpanlagen in der Baddibu-Region und ermöglichen den Gemüseanbau in der Trockenzeit. Leider werden die Pumpen vielfach ohne eine verpflichtende Bildung von Reserven verschenkt. Dann bleibt es beim Gärtnern in Abhängigkeit. Wir finden das nicht nachhaltig. Doch so oder so, der Wettbewerb auf dem Markt steigt.
Die Familien aus Jumansar und Dutabullu bemühen sich immer einen Schritt voraus zu sein, Nischen zu entwickeln wie Salatanbau in größter Hitze und Tomatenanbau in der Regenzeit. Eine Erfolgsgarantie gibt es jedoch nicht einfach so. Gewohnheiten des Anbaus müssen immer kritisch hinterfragt werden, die Veränderungen von Markt und Verbraucher müssen beobachtet werden, und auch die europäischen Importe können nicht ignoriert werden. Aber unsere Projektpartner sind aufmerksam, umsichtig und kreativ genug, sich diesen Herausforderungen zu stellen.
Die lokale Organisation, die Rural Development Organization, bleibt Ansprechpartner und auch wir als Sabab Lou verschwinden nicht einfach. Die Frauen und Männer aus Dutabullu und Jumansar haben im letzten Jahr immer wieder den Wunsch nach weiteren Fortbildungen geäußert. Wenn wir also im Rahmen der gärtnerischen Ausbildung im Gambischen Jugendprojekt ein spezielles Training durchführen, werden wir selbstverständlich auch Vertreterinnen und Vertreter der Garten-Komitees aus Jumansar und Dutabullu dazu eingeladen.
Und wenn die nächste Pumpe kommt, werden wir hoffentlich mitfeiern können!