Das Interesse zweier großer Küstenhotels an dem Gemüse aus den Baddibu-Gärten, hat bei den Frauen und Jugendlichen zu einem erstaunlichen Umdenken geführt.
UPDATE 17. Juli: Heute Morgen erhielten wir einen Anruf von Projektleiter Momodou Bah: Die schwersten Regenfälle seit vielen Jahren haben über Nacht 80% der gerade gesäten Setzlinge zerstört! Die Zäune sind kaputt, die Gärten überschwemmt. In Jumansar wurden mehrere Haushalte evakuiert. Wir besprechen jetzt mit allen Beteiligten wie es weitergeht. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Schwere Regenfälle überschwemmen Gemüsegärten
BREAKING: Eigentlich wollten wir euch heute erzählen, wie schön die Gärten in Gambia aussehen und dass die vier Dörfer zum ersten Mal ihren Gemüseanbau koordinieren: www.sabab-lou.de/doerfer-koordinieren-gemueseanbau/ Doch dann erreichte uns heute Morgen diese Nachricht von Projektleiter Momodou: Die schwersten Regenfälle seit vielen Jahren haben über Nacht 80% der gerade gesäten Setzlinge zerstört! Die Zäune sind kaputt, die Gärten überschwemmt. In Jumansar wurden mehrere Haushalte evakuiert. Wir besprechen jetzt mit Momodou wie es weitergeht. Wir halten euch auf dem Laufenden.BREAKING: Actually we had planned to show you how good the Baddibu gardens look right now and tell you that the villages started coordinating the planting cycles for the first time: www.sabab-lou.de/en/taking-a-chance/ But then project coordinator Momodou called us this morning with this devastating message: Heavy rains have destroyed 80% of the planted seedlings! Fences destroyed, gardens flooded. In Jumansar several households hat to be evacuated. We will discuss further steps and keep you informed.
Posted by Sabab Lou on Montag, 17. Juli 2017
Dabei wollten wir Ihnen eigentlich von den positiven Entwicklungen im Baddibu-Projekt erzählen.
Sicher ist vieles zusammengekommen: Die neue Besetzung der Projektleitung mit Momodou Bah, die Übertragung der Eigenverantwortung auf die Dorfgemeinschaften, das Aufatmen des Landes nach dem Regimewechsel, der viermonatige Einsatz unserer beliebten Agrarexpertin Nadine, die Assistenz durch Gartenexperten in den Dörfern, Training in Kompostierung, Beetbereitung und Anzucht.
Dann kam der Kontakt zu den großen Hotels an der Küste. Sie wollten das Gemüse aus unseren Projektdörfern kaufen – zu einem fairen Preis und in großen Mengen. Am besten das ganze Jahr über. Das brachte den Stein endgültig ins Rollen.
Eine erste herbe Enttäuschung mussten die Frauen und Jugendlichen bereits einstecken. Die Offerte der Hotels, 100 Sack Zwiebeln zu einem Preis von 400 Dalasi kaufen zu wollen, wurde jäh zurückgezogen. Von den 97 Säcken die wir anlieferten, nahmen sie 11 Säcke für 400 Dalasi ab. Die anderen Zwiebeln erwarben sie für 275 Dalasi aus holländischem Export-Zwiebelanbau.
Aber sie nehmen wieder Anlauf, kämpfen weiter.
Ein gemeinsamer Gartenplan entsteht
Es scheint, als wollten sie nun erst recht ihr ganzes Können unter Beweis stellen, mit vereinten Kräften und vollem Einsatz. Es entstand ein Gartenplan, der erstmals den Gemüseanbau von mehreren Gemeindegärten koordiniert, unter Berücksichtigung von Fruchtfolge und saisonaler Nachfrage.

Ein Gartenplan für 11 Hektar Fläche, vier Dörfer, verschiedene Kulturen, Fruchtfolgen und Erntemengen entsteht.
Momodou hat gemeinsam mit den Agrarassistenten Mariama, Musa und Mbelly das beste Saatgut ausgewählt. Die Frauen und Jugendlichen haben eine fortlaufende Kompostierung begonnen, die dem Boden Nährstoffe zurückführt. Sie richten erhöhte und sorgfältig gemulchte Beete für den bevorstehenden Anbau in der Regenzeit. Sie wissen, dass sie viel hacken und jäten müssen in dieser Zeit, um die Erde wieder zu durchlüften, um Staunässe und Unkrautkonkurrenz zu kontrollieren.

Die Beete sind sorgfältig erhöht und gemulcht, für den Anbau in der Regenzeit.
Abkehr von den klassischen Anbauzeiten
Wir alle wissen, dass uns große Herausforderungen bevor stehen. Und noch wissen wir nicht, ob wir erfolgreich sein werden. Die Frauen werden Gemüse zu Zeiten anbauen in denen traditionell der Gemüseanbau ruht, entweder wegen überschwemmender Regenfälle oder zu großer Hitze. Aber genau in diese Marktnische wollen sie sich wagen, um bessere Preise für ihre Gemüse erzielen zu können. Als hätten die Frauen und Jugendlichen eine neue Perspektive entdeckt, legen sie einen bewundernswerten Einsatz an den Tag. Planvoll, sorgfältig und mit aller Arbeitskraft.

Die Männer helfen mit, die Tomaten an Stöcken hochzubinden.

Die Zwiebeln werden eingesät.
Es braucht etwas Mut, um sich von den klassischen Anbauzeiten zu trennen. Aber die Frauen und Jugendlichen arbeiten nun als Kooperative. Sie nutzen den Vorteil der bereitgestellten solaren Bewässerungsanlagen voll aus. Sie pflanzen erstmals in abgestimmten Intervallen, um eine fortlaufende Lieferung zu gewährleisten. Sie binden Tomaten hoch, sie düngen mit Kompost, sie arbeiten mit Hochbeeten, sie ziehen Saatgut in Anzuchttöpfen an, sie richten eine Datenbank ein, um die gewonnenen Erkenntnisse festzuhalten.

Kleine Tomaten reifen in Anzuchttöpfen heran.
Die Stärke und Durchsetzungskraft mit der sie ihre Lebensverhältnisse zu verbessern versuchen, verdient unser aller Bewunderung. Die Frauen und Jugendlichen haben es in der Hand. Sie ergreifen die Initiative.
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