Chereponi Farming Project: Drei Schritte zum Erfolg

Damit die Landwirtschaft zu einer profitablen Einkommensquelle für die Familien im Chereponi Distrikt wird, müssen wir die Bodenqualität verbessernMit diesen drei Schritten, wollen und werden wir das schaffen.

Trotz der Zugabe von großen Mengen an stickstoffhaltigem Kunstdünger, reicht die Ernte kaum für den Nahrungsvorrat einer Farmerfamilie in Chereponi, GhanaUnd die Erträge werden wohl weiter stark zurückgehen, wenn wir jetzt nicht entschieden handeln und die Familien unterstützen.  

Um die Ernteerträge nicht nur dauerhaft zu erhalten, sondern zu steigern, müssen wir die Qualität der Böden verbessern. Der sandige Lehmboden hat keine Struktur, er ist durch die jahrelange Stickstoffzufuhr versauert und es können sich keine Mikroorganismen ansiedeln, die zum wichtigen Humusaufbau beitragen würden. Die jetzt schon bedrohliche Degradation der Böden schreitet immer weiter fort. Mehr dazu im Kapitel zur Anbauplanung.  

Nach intensiven Gesprächen mit landwirtschaftlichen Experten, haben wir ein klares Vorgehen entwickelt. Mit diesen drei Schritten, beabsichtigen wir die Bodenqualität nachhaltig zu verbessern 

1. Bessere, nachhaltige Bodenbearbeitung – Verhinderung weiterer Erosiondurch Humusaufbau 
2. Umfassendes Düngerkonzept – zur Ertragssteigerung und Bodenbelebung  
3. Ganzheitliche Anbauplanung – besseres Saatgut, optimierter Fruchtwechsel, Untersaaten und Gründüngung, schonende Ernteverfahren 

Aber was heißt das genau? Was bedeuten diese Stichpunkte in der Praxis? Wie wurde bisher gewirtschaftet und wieso ist es so wichtig, dass wir gängige Praktiken ändern oder optimieren?   

 

So wurde es bisher gemacht – so machen wir es jetzt
 

1. BESSERE, NACHHALTIGE BODENBEARBEITUNG

S
o wurde es bisher gemacht: 
Mit den ersten Regentropfen der beginnenden Pflanzsaison düsen die Traktoren über die Felder. Ein Drei-Schar-Pflug wälzt die Erde um, ein manuelles Einebnen der Felder wird nur vorgenommen, wenn genügend Arbeitskräfte im Haushalt leben. Danach wird ´gedibbelt´, das heißt:die Farmer gehen im Gänseschritt über die Felder und stoßen dabei alle 20cm ein Loch mit einem Stab in die Erde. Eine zweite Person läuft nebenher, legt die Samenkörner in die Erde und deckt diese mit Erde zu.  

So machen wir es jetzt: 
Mit dem Start im Juni haben wir nach dem Pflügen erstmals eine feinkrümelige Bearbeitung der Bodenkrume/Oberschicht mit der Scheibenegge durchgeführt. Die Erde ist nun locker, der Boden eben. Wir testen auch den Einsatz eines Grubbers anstatt eines Pflugs.  

Das ‚Dibbeln‘ ist nun sehr viel einfacher und akkurater. Eine Sämaschine für die maschinelle Einsaat können wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht leisten. Doch auch ohne das passende Gerät, bedeutet die verbesserte Lockerung und gleichmäßige Oberflächenbearbeitung der Erde bereits eine große Erleichterung.   

Aber nicht nur das. Durch die intensivere Lockerung hat die Erde eine bessere Durchlässigkeit und Aufnahmefähigkeit. Sie kann das Regenwasser nun viel besser absorbieren und speichern. Die Felder sehen nach einem Monsunschauer genauso aus wie zuvor, das Wasser sickert besser ein,Saatreihen werden nicht mehr verschoben oder gar weggeschwemmt.    

2. UMFASSENDES DÜNGERKONZEPT

So wurde es bisher gemacht 
Stickstoffdünger, vornehmlich bekannt als NPK, ist eine schnelle Lösung und wird seit vielen Jahren vermehrt angewendet. Er garantiert das Minimum an Ertrag, welches die Farmerinnen und Farmer brauchen, um den eigenen Nahrungsbedarf zu deckenDie Degradation des Bodens schreitet indes fort. Der Stickstoffdünger sorgt zwar für Wachstum und Fruchtbildung des Getreides, entzieht dem Boden aber weitere Mineralstoffe. Der Boden ´versauert´ und laugt weiter aus. Dabei ist der richtige Säuregehalt des Bodens immanent wichtig für die Pflanzen, damit sie die wichtigen Nährstoffe aus der Erde absorbieren können.  

Das wissen auch die Farmerinnen und Farmer im ChereponiDistrikt. Doch die finanziellen Mittel für eine intensive Aufbereitung des Bodens mit organischem Dünger und Kalk fehlen.Sie brauchen faire Startbedingungen, die ihnen erlauben, mit ihrer eigenen Arbeit ein Einkommen zu erwirtschaften und ihre Felder dauerhaft zu erhalten. Diese Chance wollen wir ihnen geben.  

So machen wir es jetzt: 
Wir werden in den nächsten Jahren noch die gewöhnliche Menge an Stickstoffdünger verwenden müssen, um den Ernteertrag zu sichern. Erst dann, nach Verbesserung des Nährstoffgehalts und Bodenzustands, können wir es wagen, eventuell die Kunstdüngermenge zu reduzieren, denn wir können keinen Ernteausfall riskieren.   

Parallel dazu werden wir den Böden viel Kompost, organischen Dünger und Kalk zuführen, um die Menge an Stickstoffdünger nach und nach reduzieren zu können. Entsprechend deZustand der Böden, bzw. entsprechend den Verbesserungen über den Projektzeitraum, werden wir die Düngeempfehlung jährlich exakt anpassen und umsetzen.   

Bereits Anfang Juni, zum Start des Projekts, haben wir mit der Umsetzung der ersten Maßnahmen begonnen. Hier laden die jungen Farmer insgesamt über 36 Tonnen organischen Dünger ab. Jede der 40 Farmer Familien konnte in dieser Pilotphase je 18 Säcke à 50kg an Fertisoil so der Markenname des organischen Düngers, also 900kg insgesamt, auf ihre Felder ausbringen. 

3. GANZHEITLICHE ANBAUPLANUNG

So wurde es bisher gemacht
:
 
Bislang standen gerade bei Sojabohnen und Mais unterschiedliche Varietäten auf den Feldern, was zu ungleichem Abreifen der Früchte führte. Hybrides, nicht multiplizierbares Saatgut, welches sie als Werbegeschenke von großen Saatgut- und Düngemittelherstellern erhalten haben, führt zudem zu einer ungeeigneten Durchmischung mit traditionellem Saatgut. Die Folge: die Keimfähigkeit des Saatguts nimmt ab, der Ernteaufwand bei unterschiedlichem Abreifen der Früchte ist größer, die Ernteverluste wegen Qualitätsminderung ist hoch.   

Diese unvorteilhafte Durchmischung von Varietäten und Art des Saatguts ergibt sich aus der Not. Manchmal wurde das für die nächste Saison vorgesehene Saatgut schlichtweg aus Hunger verzehrt. Manchmal ergänzte man die dann fehlende Saatmenge mit anderem Saatkorn von Nachbarn, mit auf Pump erworbenem Saatgut von Händlern oder eben mit den Werbegeschenken von großen Saatgut- und Düngemittelherstellern.   

So machen wir es jetzt: 
Mit dem Projekt führen wir erstmals frisches, sortenreines, resistenteres Saatgut ein. Eine Erneuerung des Saatguts ist alle drei Jahre geplant.So gewährleisten wir eine hohe Keimrate, gleichmäßiges Abreifen der Pflanzen, resultierend in besserer Erntequalität. Wir werden zudem jeden Arbeitsablauf auf den Prüfstand stellen und optimieren, z.B. düngen und säen in einem Arbeitsgang, Einsatz von Handsägeräten, besseres Equipment zum Jäten. 

Die Mais-, Hirse- und Sojafelder werden jetzt in gleichmäßiger Abfolge jährlich rotiert. Wo immer empfehlenswert, werden wir Untersaaten einbringen. Wir testen gerade das optimale Zeitfenster für diese Gründüngung. Die Bodendeckung dient auch der CO² Speicherung im Boden. Wir beabsichtigen ein Höchstmaß an Ernteresten auf den Feldern zu belassen, als Erosionsschutz und für den Humusaufbau des Bodens. Die Humusschicht ist deshalb wichtig, da sie die fruchtbare Bodenschicht bezeichnet, über die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt werden. Ideal wäre mobiles Dreschen, also ein Dreschvorgang direkt am Feld, damit alle organische Substanz auf den Feldern verbleibt. Auch hierfür fehlt uns dieses Jahr noch das Geld.  

 

Ausblick

Schon jetzt, nur einen Monat nach der Umsetzung der ersten Maßnahmen, sehen die Farmerfamilien erste Verbesserungen, wie z.B. die Lockerheit und Ebenmäßigkeit der Felder. Das im Juni gesäte Saatgut ist zu nahezu 100 Prozent aufgegangen, die Pflanzen stehen vielversprechend da. Natürlich steht das am Ernteertrag gemessene Resultat noch aus. Die eigentlich intendierte Verbesserung der Bodenbeschaffenheitwird sich erst in einigen Jahren zeigen. Aber wir sind uns sicher: Mit diesen Maßnahmen werden wir die weitere Degradation der Böden stoppen und die Erde strukturell aufbauenDas geschieht nicht von jetzt auf gleich und wird für alle Beteiligten eine langwierige Anstrengung und verantwortungsvolle Aufgabe, aber es ist der einzige Weg. Ökonomisch und ökologisch nachhaltig. Es geht um mehr. 

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