ASA-Stipendiaten in Ghana

So erleben unsere ASA-Stipendiaten Britta Lehmann und Lars Westemeier ihr Gastland Ghana.

Seit Anfang August unterstützen die ASA-Stipendiaten Britta Lehmann und Lars Westemeier das So Memu-Projekt in Offinso, Ghana. Mit dem Mikrokreditprojekt hilft Sabab Lou jährlich rund zweihundert Frauen beim Aufbau eines kleinen Geschäftsbetriebs. In diesem Beitrag schildern Britta und Lars ihre Eindrücke aus dem Projekt und berichten von ihrem oft herausfordernden und überraschenden Leben in Ghana.

Das Leben in Offinso

Seit unserer Ankunft in Offinso sind nun schon zwei Monate vergangen. Wir sind bei der Familie von Lawrence Osei Asamoah, dem Leiter des So Memu-Projekts, sehr gut untergebracht und bekommen dort auch zu Essen. Häufig gibt es Reisgerichte mit verschiedenen Soßen. In der Mittagspause isst Lars sich durch die regionalen Spezialitäten von Yam bis Meat Pie an den kleinen Straßenständen durch, wohingegen Britta nach leckeren Früchten Ausschau hält. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir uns gut an die Arbeitszeiten im Büro, von 8.00 Uhr bis 16:30 Uhr, gewöhnt. Viele Menschen arbeiten hier auch deutlich länger.

Street Food in Offinso

Im Allgemeinen freuen sich die Menschen über unseren Aufenthalt in ihrer Stadt. Sie grüßen uns freundlich, und die Kinder springen gerne um uns herum. Wir erhalten einen tiefen Einblick in die Kultur und das Leben hierzulande. Dazu gehören unter anderem landesspezifische Krankheiten, das Schulsystem, wirtschaftliche Einflüsse durch globale Abhängigkeiten und nicht zuletzt der Umgang mit dem Tod, der im ghanaischen Alltag viel gegenwärtiger ist als in Deutschland.

Viele Menschen sind in Ghana stark in ihrem jeweiligen Glauben verankert. Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen christlichen Kirchen, die genau wie die Moscheen rund um die Uhr genutzt werden.

Lars in Offinso

Zahlen zu Ghana

Auch die allgemeine Lebenserwartung und der Lebensstil in Ghana unterscheiden sich von dem, was wir aus Deutschland kennen. Besonders auffällig sind die vielen Kinder. Laut eines Zensus beträgt die durchschnittliche Geburtenrate in Ghana 3,92 Kinder pro Frau (2012 Weltbank). Hingegen ist die durchschnittliche Lebensdauer eher gering. Die Menschen werden in der Regel 60,95 Jahre alt. Die nicht ausreichend vorhandenen Präventivmaßnahmen für lokale Krankheiten wie Malaria, AIDS und Polio sind dabei von hoher Relevanz. Das nationale Gesundheitssystem deckt nur ein Minimum der erforderlichen Kosten für Medikamente oder medizinisch notwendige Therapien. Folglich sterben die Menschen hier häufiger an Krankheiten, die in Deutschland vermutlich heilbar wären. Der Tod scheint daher für die Menschen hier viel natürlicher in ihren Alltag integriert zu sein.

Die ghanaische Wirtschaft

Die ghanaische Wirtschaft ist gezeichnet durch westliche Abhängigkeiten. Ghana hat nur einen sehr kleinen verarbeitenden Sektor, dessen Güter als Exportware dienen könnten. Häufiger dienen Rohstoffe wie Gold, Kakao, Holz, Thunfisch, Bauxit, Aluminium, Manganerz und Diamanten als unverarbeitete Exportgüter. 39% des Wirtschaftssektors machen Dienstleistungen aus. Darunter fallen Taxi- und andere Transportunternehmen, sowie der Tourismus. Meist werden Beherbergungsunternehmen für Touristen aus dem internationalen Ausland von europäischen Einwanderern betrieben, doch schafft der Tourismus Arbeitsplätze vor Ort.

Geschäftiges Treiben auf dem Markt von Offinso

Eindrücke aus dem Projekt

Durch unsere Arbeit bei der First Step Foundation (FSF) haben wir erfahren, wie wichtig es für die Frauen ist, ihren Kindern Bildung zu ermöglichen. Wer zur Schule geht, hat eine höhere Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Doch anstatt in die Schule geschickt zu werden, bleiben manche Kinder als Haushaltshilfe in der Familie. Diese Kinder lernen weder Rechnen noch Schreiben. In unserem Projekt begegnen wir Frauen, die stark benachteiligt sind und häufig bewegende Schicksalsschläge verkraften müssen. Doch obwohl Frauen hier wirtschaftlich stärker diskriminiert werden als in Deutschland, fragen sie mit viel Selbstbewusstsein und Tatendrang nach einem Kredit. Das hat uns sehr beeindruckt.

AKWAABA! Willkommen!

Kulturelle Hürden

Dass wir nicht aus Ghana stammen, sieht man uns, sozusagen an der Nasenspitze, an. Daher werden wir, wo wir auch hinkommen, als Besucher empfangen. Nicht immer ist dies für uns positiv. Ständiges Feilschen um den Preis und sprachliche Barrieren – unser Twi lässt noch sehr zu wünschen übrig – fordern uns im Alltag immer wieder heraus. Auf Grund der kulturellen Unterschiede und unseres Fremdseins ist es uns bisher schwer gefallen, Freundschaften zu schließen. Doch eine andere Kultur aus nächster Nähe zu erleben, ist für uns persönlich eine sehr bereichernde Erfahrung.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.