Wir meinen es gut, wir wollen helfen. Aber ist diese Aussage ausreichend, um gute entwicklungspolitische Arbeit zu leisten? Das WIE entscheidet, ob eine Unterstützung langfristig sinnvoll und förderlich ist. Ein kritischer Exkurs zum Neuen Jahr.

Landwirtschaftliches Jugendausbildungsprojekt Ballingho, Gambia; Foto: Felix Flohr
Mal ehrlich: glauben wir nicht alle allzu oft, dass wir es wissen? Wissen, welche Maßnahmen durchgeführt werden müssen, wie sie durchgeführt werden müssen, mit welchem Gerät, in welcher Logistik . . . ? Wir hatten das unschätzbare Glück, viel Wissen und Erfahrungen anzusammeln, Wirtschaftskreisläufe zu verstehen; wir sind geschult in Analyse und Planung. Wir wissen.
Aber berechtigt uns das, dieses Wissen Menschen mit ganz anderen kulturellen Gepflogenheiten in anderen Ländern und anderen Klimazonen aufzuoktroyieren? Denken wir nicht manchmal, selbstgerecht, wie wir sind, die müssten es doch einfach nur so machen wie wir, und dann liegt der Fortschritt, auch das finanzielle Wohlergehen, vor ihren Füßen? Und schlagen wir nicht frustriert die Hände über dem Kopf zusammen, dass die Menschen mal wieder eine einmalige Chance haben verstreichen lassen? Wir fühlen uns in unseren Bemühungen nicht wertgeschätzt, im schlimmsten Fall haben diese Menschen unsere Gelder gedankenlos versenkt.
Von solchen Gefühlen und Gedanken bin auch ich nicht frei. Sie mögen Vorurteile sein, aber sie sind eben da. Mache ich sie mir bewusst, erschrecke ich. Wie können wir uns anmaßen, ihnen vorzuschreiben, welchen Weg sie nehmen müssen! Wir haben die Fehler gemacht, nicht diese Menschen. Die weißen Elefanten, wie der renommierte Autor und Afrika-Experte Bartholomäus Grill die verrosteten und verrotteten Restbestände unseres Gutmenschentums nennt, haben wir hinterlassen, nicht sie. Das ist beschämend. Versuchen wir es mal ein wenig milder: wir erklären, wir schulen, in verständlicher Sprache, in didaktisch aufbereiteter Manier, mit viel Geduld und Verständnis. Die Menschen nicken und danken uns. Wir glauben uns am Ziel, berichten von bemerkenswerten Erfolgen unserer Arbeit. Dann gehen wir. Die weißen Elefanten tauchen nur etwas später auf.
Wir machen etwas falsch. Noch immer und viel zu oft arbeiten wir nicht wirklich zusammen, entwickeln nicht wirklich gemeinsam Ideen und Lösungen, und schon gar nicht lassen wir die Menschen deren Sicht eines Vorgehens ausarbeiten. Wir wissen, und wir haben das Geld. Wundern wir uns also nicht, wenn gespendete Geräte – natürlich das Beste vom Besten – auf den Feldern verrosten, eine Anbauplanung nicht fortgeführt wird, Rücklagen für Reinvestitionen nicht gebildet werden.
Ich nehme mir vor, mehr zuzuhören, mehr mitzufühlen, mehr zu verstehen, den Menschen mehr zu vertrauen und ihnen auf ihren Wegen folgen – jenseits von Geld und unseren Vorurteilen. Und ich wünsche mir für mich, dass mir meine Zweifel, meine Selbstkritik an meinen Bemühungen erhalten bleiben.